NACHRICHTEN
Minister zu Klimaschutz – Wissing will Autoverkehr nicht einschränken: Statt staatlicher Maßnahmen möchte der Verkehrsminister mehr E-Autos und CO2-neutrale Kraftstoffe, aber auch Investitionen ins Straßennetz. Er betonte die Notwendigkeit eines intakten Straßennnetzes weil Autofahren „Freiheit, Flexibilität und Privatsphäre, im ländlichen Raum und im Alter“ bedeute. Wissing fügte hinzu: „Auch wenn es nicht allen gefällt: Es wird auf deutschen Straßen mehr Verkehr geben und wir müssen damit umgehen. Sonst steht die Wirtschaft bald still und wir verlieren Arbeitsplätze.“ Er wolle belastete Autobahnen ausbauen und Lücken im Autobahnnetz schließen. Wissing möchte, dass der Neu- und Ausbau von Straßen künftig – wie erneuerbare Energien – in einem überragenden öffentlichen Interesse liegen. Für seine Äußerungen erhielt von den Grünen starke Kritik. „Wenn Verkehrsminister Wissing von der Freiheit beim Autofahren spricht, frage ich mich, ob er das Ausmaß seiner Aufgabe beim Klimaschutz erfasst hat“, sagte die Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden. tagesschau.de
Weniger Steuern für gesundes Essen? Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat während der Grünen Woche den Landwirten dafür gedankt, dass sie Tag für Tag für einen gedeckten Tisch sorgten. Dies sei nicht selbstverständlich, weil es auf der Erde auch Menschen gebe, „die hungrig ins Bett gehen müssen“, sagte er. Zudem betonte er noch mal, dass ihm eine Steuerbefreiung von gesunden Lebensmitteln wichtig sei. „Ich glaube, das wäre nicht nur ein wichtiges Signal für ein Essen, mit dem man gesund alt werden kann. Es wäre auch ein klares Bekenntnis zu einem Wandel in Land- und Ernährungswirtschaft, die dem Schutz von Natur und Klima gerecht wird.“ Ein ähnliches Ziel hatte das Bündnis „Wir haben es satt“, dass am Samstag eine Demonstration mit 50 Traktoren und 10.000 Teilnehmern organisierte. Das Bündnis fordert neben einer Übergewinnsteuer für Agrarunternehmen auch eine gentechnikfreie Landwirtschaft und den Stopp von „klimaschädlichen Subventionen“. tagesschau.de
Kooperation von NASA und Boeing – Pläne für klimaschonendere Flugzeuge: Die beiden Firmen wollen an einem klimaschonenderen Flugzeug arbeiten, dass 30 Prozent der Emissionen und des Treibstoffes einsparen kann. Durch eine größere Flügelspannweite soll Treibstoff gespart werden können. Dafür stellt die Raumfahrtbehörde Boeing knapp 425 Millionen Dollar zur Verfügung. Boeing und seine Industriepartner investieren weitere 725 Millionen Dollar. Bis Ende des Jahrzehnts sollen die Tests mit dem Demonstrationsflugzeug durchgeführt sein. Dann könnten die Technologie und die Entwürfe dahinter als Grundlage für den Bau der nächsten Single-Aisle-Generation dienen. tagesschau.de
Erfolgreicher Testflug mit Wasserstoff-Elektro-Antrieb: Ein 19-sitzige Dornier 228 Flugzeug von Zeroavia wird mit emissionsfreien Wasserstoff betrieben, der bis 2025 kommerziell einsatzfähig ist. Der erste Testflug über Großbritannien verlief erfolgreich. Eine Standard-Dornier 228, die ebenfalls für 19 Passagiere Platz hat, soll 1.130 Kilometer weit fliegen können. Eine Dornier 228 mit einem emissionsfreien Wasserstoff-Elektro-Antrieb soll mit 556 Kilometern ungefähr die Hälfte an Strecke schaffen. Für Inlandsflüge könnten die alternativen Flugzeugantriebe also durchaus interessant sein. golem.de
Ökostrom für Europa – Ägypten und Griechenland wollen riesiges Stromkabel durchs Mittelmeer legen: Das Kabel soll auf 950 Kilometern 3.000 Megawatt Wind- und Solarstrom transportieren. Kern der noch vagen Vereinbarung ist der Bau eines Wind- und Solarparks im ägyptischen Wadi El Natrun durch die griechische Copelouzos Group. Der Ökostrompark soll eine Leistung von 9,5 Gigawatt erreichen und den erzeugten Strom nach Europa liefern. Copelouzos plant, die Leitung in sieben bis acht Jahren in Betrieb zu nehmen. Ihr Manager, Ioannis Karydas, sagt dazu: „Damit helfen wir Europa, sich von den Importen fossiler Brennstoffe aus Russland zu lösen.“ t3n.de
Nachhaltigkeit – Gaming-Szene achtet immer mehr auf Energieeffizienz: Der Branchenverband Game kommt nach einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass 16 Millionen Spieler stärker auf den Energieverbrauch achten, als noch vor einem Jahr. Sowohl die Gaming-Szene als auch die -Wirtschaft agieren immer nachhaltiger. Die Game-Computer sind oft energieintensiv, vier von zehn Gamern achten aber nun stärker auf den Verbrauch als zuvor. 59 Prozent fahren ihren Rechner runter, statt ihn nur in den Ruhemodus zu versetzen und 75 Prozent der Unternehmen im Game-Verband engagieren sich mit besonderen Projekten im Bereich Nachhaltigkeit. Die Maßnahmen beinhalten von der Effizienzsteigerung in der Produktion über die Optimierung von Verpackungen bis zu thematischen Aktionen. Mittlerweile gibt es einige Spiele auf dem Markt und in der Entwicklung, die Nachhaltigkeits- und Umweltschutzthemen vermitteln. t3n.de
HINTERGRUND
Island – Das Ökostromparadies möchte nicht alle versorgen: Viele Länder müssen, um den Zielen des Klimaschutzes nachzukommen, vorerst noch Ökostrom importieren, weil sie ihn selbst nicht zur Gänze herstellen können. Island besitzt reichlich Vorkommen am Ökoenergie. Dort kommt der Strom zu mehr als 99 Prozent aus Geothermie und Wasserkraft – und das in großen Mengen. Kein anderes Land erzeugt pro Kopf mehr Strom als Island. Die bisher erzeugten 19 Terrawattstunden an Energie pro Jahr könnten auf 50 Terrawattstunden erhöht werden und damit zum Teil auch anderen Ländern zur Verfügung stehen. Als Grund dafür, warum nicht mehr produziert und exportiert wird, wird oft das Wasserkraftwerk Kárahnjúkar genannt. Obwohl Wasserkraft im Vergleich zu anderen Energiequellen natürlich vergleichsweise ökologisch ist, hat der Bau eines solchen Megakraftwerks Auswirkungen. Im Gebiet des Stausees musste unweigerlich Natur weichen. Der Bau von Kárahnjúkar führte zu den bis dahin größten Öko-Protesten in Island. Die Energiepolitik in Island ist seither eine andere. Pläne für zwei weitere Aluminiumfabriken wurden gestoppt, eine davon war bereits in Bau. Mittlerweile wird der Strom zwar knapp und es soll mehr produziert werden, aber in einer Stellungnahme des Stromkonzerns Landsvirkjun heißt es, dass die Priorität bei der Versorgung der Kunden im eigenen Land liege. golem.de
Klimaschutz-Zertifikate vieler Unternehmen offenbar völlig überbewertet: Große Firmen wie Disney, Shell und Gucci haben mit CO2-Zertifikaten in völlig überbewertete Waldschutzgebiete investiert. Die eigentliche Idee dahinter: Die Unternehmen geben werbewirksam Geld für den Waldschutz oder andere Projekte wie klimafreundliche Energietechniken aus – und dürfen dafür weiter CO₂-Emissionen freisetzen. Eine Recherche der britischen Tageszeitung „Guardian“ und des britischen Reporterpools SourceMaterial ergab, dass bei der Bewertung dieser CO₂-Zertifikate für Waldschutzprojekte fragwürdige Methoden angewandt worden sein. Offenbar wurden Millionen Klimaschutz-Zertifikate verkauft, die es nicht hätte geben dürfen, weil die CO₂-Kompensation der Projekte stark überbewertet sind. Ein Unternehmen, das Zertifikate bewertet und Weltmarktführer in dem Bereich ist, hatte viele Prognosen zur Entwicklung von zertifizierten Waldgebieten zu positiv gezeichnet. Forscherteams untersuchten 29 der 87 tropischen Waldschutzprojekte der Firma. Das Ergebnis: Über 90 Prozent der Zertifikate aus diesen Projekten sind wertlos. 89 Millionen Tonnen CO2, die berechnet wurden, werden tatsächlich gar nicht eingespart. Die Firma weist die Zahlen zurück, denn die Schlußfogerungen seien falsch. Die Methodik würde lokale Faktoren nicht berücksichtigen – das erkläre den Unterschied in den Berechnungen. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik von Experten am sogenannten „Greenwashing“. Deswegen werden strengere Regeln auf dem Klimaschutzmarkt gefordert. spiegel.de
Kritik an Schottergärten-Urteil – „Eingriff in Privateigentum“: Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hatte kürzlich geurteilt, dass Baubehörden in Niedersachsen von Privateigentümern verlangen dürfen, ihre Schottergärten zu beseitigen. Während Kommunen das Urteil begrüßten, gab es seitens des Grundstückseigentümer-Verbandes Kritik. Das Urteil sei unverhältnismäßig und ein starker Eingriff in die Eigentumsrechte, sagte der Vorsitzende Hans Reinold Horst vom Landesverband Haus und Grund in Niedersachsen. Es sei jedoch ein Einzelfall und kein allgemeingültiges Verbot für Schottergärten. Der Naturschutzbund in Niedersachsen kritisiert die Auswirkungen von Schottergärten auf die Biodiversität durch die Versiegelung des Bodens. ndr.de
Brasilien – Umweltbehörde bekämpft illegale Rodungen: Seit der Wahl von Lula da Silva als Staatspräsidenten hat der Umweltschutz im Land wieder eine größere Bedeutung. Schon in seiner ersten Amtszeit konnte er die illegalen Rodungen zu großen Teilen eindämmen Die Regierung versucht aktuell mit bewaffneten Mitarbeitern der Behörden, Razzien durchzuführen um so der vielen illegalen Rodungen Herr zu werden, während Lulas Vorgänger Bolsaneiro Flächen von der Größe Dänemarks abholzen ließ. Das gelingt auch sehr gut, gelegentlich werden aber an einer Stelle Rodungen unterbunden, die Holzfäller ziehen weiter und machen an einer anderen Stelle weiter. zeit.de
ANGEZÄHLT
Während der Grünen Woche in Berlin hat eine internationale Agrarministerkonferenz stattgefunden. Die Vertreterinnen und Vertreter aus 64 Staaten vereinbarten, die Lebensmittelwirtschaft nachhaltiger gestalten zu wollen. „Wir verpflichten uns, nachhaltige, inklusive, effiziente und widerstandsfähige Ernährungssysteme zu fördern“, hieß es in der Abschlusserklärung des Treffens. Eine „grundlegende Bedeutung“ haben laut der Erklärung außerdem die Anpassung der Branche an den Klimawandel sowie der Klimaschutz in den Landwirtschafts- und Ernährungssystemen. zeit.de
ZITAT DER WOCHE
CDU und CSU beschreiben damit das allgemein rechtspolitische Ziel zum Schutz der Bevölkerung durch Aktionen, wie sie in letzter Zeit von Klimaaktivisten durchgeführt worden sind. Sie fordern zudem eine härtere Bestrafung der Teilnehmer. Zu den Skeptikern dieser Forderung gehört der ehemalige Vorsitzende Richter am Bundesgerichtshof, Thomas Fischer. „Eine anlassbezogene Maßnahmen-Gesetzgebung sollte gerade im Strafrecht vermieden werden“ meinte er hierzu. faz.net
WEITERE NEWSLETTER
Politbriefing: EU stockt Ukraine-Hilfe auf und verhängt Iran-Sanktionen + Anklagen wegen geplanter Lauterbach-Entführung + Berlins CDU-Chef Wegner fordert Parteiausschluss von Maaßen + Erneute Panne bei Berlin-Wahl + Erdogan blockiert Schwedens Nato-Beitritt + Corona und Krieg kosten Deutsche rund 600 Milliarden Euro + Springer will gedruckte Zeitung aufgeben. politbriefing.de
African Edition: Özdemir will Zukunftspartnerschaft mit Afrika auf Augenhöhe + UNO fordert Untersuchung nach Attentat in Eswatini + Lawrow besucht Afrika + Angriff auf Somalias Regionalregierung + Eritreische Truppen verlassen Tigray Region. african-edition.de
ZULETZT
Immer weniger Sterne am Himmel zu sehen: Durch zunehmende Lichtverschmutzung sind immer weniger Sterne am Himmel zu beobachten als erwartet. Das war das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern, die sie mit 50.000 Hobbyastronomen durchgeführt hat. „Die Geschwindigkeit, mit der Sterne für Menschen in städtischen Umgebungen unsichtbar werden, ist dramatisch“, sagte Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam und der Ruhr-Universität Bochum. Pro Jahr nehme die Himmelshelligkeit im weltweit ermittelten Durchschnitt um 9,6 Prozent zu, fanden die Forscher nun heraus. Für Europa ergaben sich 6,5 Prozent mehr Helligkeit pro Jahr, für Nordamerika ein Plus von 10,4 Prozent. Die US-amerikanische Mitautorin Constance Walker sieht auch einen weiteren negativen Effekt: „Das Himmelsleuchten beeinträchtigt sowohl tag- als auch nachtaktive Tiere und zerstört außerdem einen wichtigen Teil unseres kulturellen Erbes.“ Die Vereinigung der Stermfreunde fordert deswegen, der Umweltschutz müsse auch den Himmel einschließen. Kyba betonte dennoch: „Deutschland beleuchtet im Vergleich zu anderen Ländern sehr konservativ, das ist gut.“ spiegel.de