Pflege, aber digital: SPD-Politiker Matthias Mieves will Angehörige entlasten
Pflegen, beantragen, kämpfen – für viele Angehörige ist die häusliche Pflege ein Marathon voller Bürokratie. SPD-Gesundheitsexperte Matthias Mieves will das ändern. Sein Plan: weniger Papierkram, mehr digitale Unterstützung und ein Familienpflegegeld nach dem Vorbild des Elterngelds. Sein Ziel: Mehr Zeit für das Wesentliche – die Pflege selbst.

Zur Person: Matthias Mieves ist stellvertretender Gesundheitspolitischer Sprecher für die SPD-Fraktion und ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss und im Ausschuss für Digitales im Deutschen Bundestag. Er möchte die Digitalisierung und Innovation im Gesundheitswesen nutzen, um für die Menschen in Deutschland mehr Transparenz zu schaffen, Behandlung und Vorsorge zu verbessern sowie Zeitaufwand für Bürokratie und Dokumentation zu verringern – damit mehr Zeit bleibt für die Behandlung.
Pflegende Angehörige leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesellschaft und entlasten unser Gesundheitssystem erheblich. Welche konkreten Maßnahmen planen Sie, um ihre finanzielle Situation zu verbessern und sicherzustellen, dass sie nicht in Altersarmut abrutschen?
Matthias Mieves: Pflegende Angehörige sollten durch eine Familienpflegezeit und ein Familienpflegegeld ähnlich wie beim Elterngeld unterstützt werden. Wir wollen die Anerkennung von Erziehungs- und Pflegezeiten in der Rente stärken. Das beseitigt strukturelle Benachteiligungen, unter denen vor allem Frauen zu leiden haben.
Ein zentraler Baustein zur Unterstützung pflegender Angehöriger ist der kostenfreie Zugang zu zum Verbrauch bestimmter Pflegehilfsmitteln, da diese den Pflegealltag erleichtern und gesundheitliche Risiken für Pflegende und Pflegebedürftige reduzieren. Welche Schritte sollten aus Ihrer Sicht unternommen werden, um sicherzustellen, dass diese Hilfsmittel unbürokratisch und flächendeckend bereitgestellt werden?
Matthias Mieves: Als Berichterstatter für Digitales konzentriere ich mich noch auf „meine“ Themen bei allen Vorhaben im Gesundheitsbereich. “Entlastende Wirkung für die Pflegepersonen” oder “stabilisierende Effekte für die häusliche Versorgungsituation” sollten bei Digitalen Pflegeanwendungen eine stärkere Rolle spielen. Das Ziel ist es, digitale Hilfen für pflegende Angehörige leichter zugänglich zu machen.
Bürokratische Hürden erschweren vielen pflegenden Angehörigen den Zugang zu Unterstützungsleistungen. Wie wollen Sie das Antragsverfahren für Pflegegeld, Entlastungsangebote und Pflegehilfsmittel digitalisieren und vereinfachen, um Betroffene schneller und effizienter zu entlasten?
Matthias Mieves: Ich wünsche mir Zero-Stopp-Shops für Unterstützungsleistungen. Wer berechtigt ist, soll Unterstützung direkt bekommen, statt sie erst zu beantragen. Oft wissen Angehörige gar nicht, welche Leistungen ihnen eigentlich zustehen würden. Die Hürden hier zu senken wird Geld kosten, ist aber eine Frage der Gerechtigkeit.
Pflegebedürftige werden oft von Angehörigen betreut, die keinerlei Schulung oder Anleitung erhalten. Halten Sie verpflichtende, aber kostenlose Schulungen für pflegende Angehörige für sinnvoll, um sowohl die Pflegequalität als auch die Gesundheit der Pflegenden zu schützen?
Matthias Mieves: Verpflichtende Schulungen wären ein Aufwuchs von Bürokratie und ehrlich gesagt fände ich das auch anmaßend. Natürlich suche ich mir Hilfe und Infos, wenn ich sie brauche. Aufsuchende Beratung und hochwertige, kuratierte Angebote, die für pflegende Angehörige schnell und kostenfrei online abrufbar sind, halte ich für viel sinnvoller. Digitale Pflegeanwendungen auch für Angehörige hatte ich ja oben schon erwähnt.
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahren weiter steigen, während der Fachkräftemangel in der Pflege zunimmt. Welche politischen Konzepte haben Sie, um pflegende Angehörige langfristig zu entlasten und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf nachhaltig zu verbessern?
Matthias Mieves: Wir als Partei wünschen uns mehr Zeitsouveränität für alle pflegenden Angehörigen und nahestehenden Personen. Dafür planen wir eine Familienpflegezeit und das Familienpflegegeld – analog zum Elterngeld. Die Beratung, Vernetzung und Anlaufstellen für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen wollen wir ausbauen und neue Wohnformen verstetigen.
Welche Rolle spielt das Thema Pflege in Ihrem Wahlkampf, in Ihrer Heimat und für Sie persönlich?
Matthias Mieves: Eine immer größere. Ich bin viel unterwegs an den Haustüren und während der letzten Jahre auch bei pflegenden Angehörigen zu Hause. Fachkräfte, Unterstützung für Familien und ganz generell eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung mit Fokus auf Qualität und Versorgung auch bei mir zu Hause sind Dauerbrenner. Ich bin Berichterstatter für Digitalisierung im Gesundheitswesen. Begriffe wie Telemedizin, Pflege-Apps und E-Rezept klingen vielleicht modern, helfen aber vor allem denen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Jeder Gang, jedes Papier, das man sich sparen kann, macht das Leben da wirklich leichter.