Nikolai Epplée
Die unbequeme Vergangenheit
Vom Umgang mit Staatsverbrechen in Russland und anderswo
Wie geht eine Gesellschaft mit den dunklen Kapiteln ihrer Geschichte um? Nikolai Epplee setzt sich in diesem Buch mit der Erinnerungskultur in Russland auseinander und untersucht, wie dort über die Verbrechen des Stalinismus und den Zweiten Weltkrieg gesprochen – oder geschwiegen – wird. Dabei zeigt er, wie offizielle Geschichtsbilder geprägt, verdrängt oder bewusst verändert werden.
Im Mittelpunkt steht die Frage, warum die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit in Russland bis heute so schwierig ist. Epplee beschreibt, wie der Stalinismus einerseits verurteilt, andererseits aber immer wieder heroisiert wird, und wie der „Große Vaterländische Krieg“ als identitätsstiftendes Element genutzt wird, das Kritik an den Schattenseiten der Geschichte überlagert.
Das Buch untersucht dabei nicht nur staatliche Narrative und offizielle Gedenkpolitik, sondern auch den Umgang der Gesellschaft mit Erinnerung und Schuld. Es geht um Mahnmale und Museen, aber auch um persönliche Geschichten, um Verdrängung und um das oft ambivalente Verhältnis der Russinnen und Russen zur eigenen Geschichte.
Epplee zeigt, wie sehr Erinnerungspolitik das gesellschaftliche Klima beeinflusst – und welche Folgen es hat, wenn Aufarbeitung durch Verklärung ersetzt wird. Ein Buch, das Einblicke in die Mechanismen der russischen Geschichtspolitik gibt und die Frage aufwirft, was ein ehrlicher Umgang mit Vergangenheit leisten kann.