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Ein Hafen im Umbruch: Warum Albanien ausländische Investoren schützen muss
Montag, 18. November 2024
Christof Schmitz, Tirana

Albaniens wichtigster Hafen steht erneut im Fokus, und die jüngsten Entwicklungen am Hafen von Durrës werfen Fragen auf, die weit über die Landesgrenzen hinausreichen. Sogar in der deutschen Politik wird die Entwicklung mit Sorge beobachtet. Im Zentrum: Ein Betreiberwechsel, juristische Auseinandersetzungen und ein Skandal um fragwürdige Exporte. Die Ereignisse verdeutlichen, wie dringend Albanien eine klare Strategie zum Schutz ausländischer Investoren benötigt.

Ein kontroverser Betreiberwechsel

2013 wurde die Konzession für den östlichen Kai des Hafens von der albanischen Regierung, angeführt von Premierminister Sali Berisha, an die deutsche EMS Shipping and Trading GmbH vergeben, ein Versuch, die Effizienz durch privatwirtschaftliche Verwaltung zu steigern. Doch 2024 verließ EMS das Projekt und verkaufte die Konzession für 13 Millionen Euro an die kroatische SCAPHA D.O.O., geleitet von Filip Rogosić.

Was als reibungslose Übergabe geplant war, entwickelte sich schnell zu einem PR-Desaster. Kurz nach dem Wechsel wurden Berichte über den Export potenziell schädlicher Materialien bekannt, die über den Hafen nach Asien verschifft wurden. Die albanische Regierung schob EMS die Verantwortung zu. EMS jedoch verteidigte sich, sie seien nicht für die Genehmigung solcher Ladungen zuständig gewesen.

Rechtsstreitigkeiten und wirtschaftlicher Druck

Die Probleme rund um EMS enden nicht hier. Schon 2022 hatte sich das Unternehmen gegen Pläne der albanischen Regierung gewehrt, den Hafenbetrieb nach Porto Romano zu verlegen, um Platz für ein Luxusprojekt, die „Durrës Marina“, zu schaffen. EMS verklagte Albanien vor dem Internationalen Schiedsgericht und forderte 40 Millionen Euro Schadensersatz. Dieser Fall wurde schließlich beigelegt, als EMS die Konzession an SCAPHA verkaufte. Trotz der Einigung bleiben die Grundfragen bestehen: Wie sicher sind langfristige Investitionen in Albanien, wenn Pläne der Regierung unvorhersehbar geändert werden?

Albaniens Verpflichtung zu Transparenz

Die Situation am Hafen von Durrës zeigt eine zentrale Schwäche: fehlende Transparenz und unzureichender Schutz für Investoren. EMS und SCAPHA D.O.O. sind Beispiele dafür, wie sehr Albanien auf ausländisches Kapital angewiesen ist, doch die Unsicherheiten könnten weitere potenzielle Investoren abschrecken. Hinzu kommen Fragen zu den internationalen Netzwerken der neuen Betreiber. Filip Rogosić und seine Verbindungen zu internationalen Handelsnetzwerken in Europa und Lateinamerika wecken Bedenken hinsichtlich der Geschäftspraktiken und der Verantwortung zukünftiger Akteure.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Der Hafen von Durrës ist ein wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt für Albanien. Doch um ihn als strategischen Standort zu sichern, muss das Land die Spielregeln für ausländische Investoren klar definieren. Ohne Reformen und ein Bekenntnis zur Transparenz riskiert Albanien nicht nur seinen Ruf, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft.

Der Verkauf an SCAPHA D.O.O. könnte ein Wendepunkt sein – wenn die richtigen Lehren gezogen werden. Der Hafen steht für Albaniens Verbindung zur Welt. Es liegt nun an der Regierung, diese Verbindung zu schützen.