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Amnesty International legt Jahresbericht vor, Europarat kritisiert Behandlung von Geflüchteten an europäischen Grenzen, Menschenrechtskommissarin des Europarats kritisiert geplantes britisches Asylgesetz
Spotlight Menschenrechte im Monat April, 2023
herausgegeben von Christian H. Zimmermann, kuratiert von Dietmar Sittek

NACHRICHTEN

Amnesty wirft Westen Doppelmoral vor: In seinem Jahresbericht 22/23 wirft die Organisation dem Westen Doppelmoral vor, da man im Ukraine-Krieg eine „entschlossene Reaktion“ zeige, das aber „in scharfem Kontrast zu einem beklagenswerten Mangel an sinnvollen Maßnahmen gegen schwerwiegende Verletzungen durch einige ihrer Verbündeten, darunter Israel, Saudi-Arabien und Ägypten“ stehe. Russlands Invasion in der Ukraine sei „ein erschreckendes Beispiel“ dafür, was passieren könne, wenn Staaten glaubten, sie könnten internationales Recht missachten und Menschenrechte ohne Konsequenzen verletzen, sagte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Sie fordere dass die Gegenmaßnahmen eine „Blaupause“ für Aktionen gegen Menschenrechtsverstoße andere Länder sei. Doch der Westen messe mit zweierlei Maß, schrieb Amnesty. Konkret nannte Amnesty „ohrenbetäubendes Schweigen“ zur Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens, Untätigkeit gegenüber Ägypten und die Weigerung, den israelischen Umgang gegen die Palästinenser anzuprangern. Der Generalsekretär von Amnesty International Deutschland, Markus Beeko, sagte, wer die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber anderen Ländern einklage und einfordere, müsse auch vor der eigenen Tür kehren. Er lobte Deutschland für die Aufnahme von 1 Million ukrainischen Flüchtlingen. Doch ihnen Schutz zu gewähren bedeute auch, die Ressourcen dafür bereitzustellen, dass sie gut untergebracht würden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten. Dafür müssten die Kommunen vom Bund dauerhaft unterstützt werden. Flüchtlinge aus anderen Ländern an den Grenzen der EU verdienten zudem einen besseren Umgang von den EU-Ländern. tagesschau.de

Europarat kritisiert Misshandlung von Geflüchteten an EU-Grenzen: Das Anti-Folter-Komitee des Europarats hat in einem Bericht gefordert, dass die illegalen Pushbacks an den EU-Grenzen aufhören und die zunehmenden „unmenschlichen und erniedrigenden Behandlungen“ von Schutzsuchenden beendet werden. Flüchtlinge würden in Flüsse gestoßen, manchmal gar mit gefesselten Händen, während Hunde ohne Maulkorb gegen sie eingesetzt würden. Auch der Entzug von Wasser und Nahrung gehöre zu den gängigen Praktiken der Grenzschützer, hieß es im Bericht. Amnesty International begrüßte den Bericht. Er zeige, dass grundlegende rechtliche Garantien und das Recht auf Asyl in ganz Europa nach wie vor missachtet würden, teilte die Organisation mit. migazin.de

Menschenrechtskommissarin des Europarats warnt vor geplantem britischem Asylgesetz: Das britische Unterhaus debattierte am Abend über einen von der Regierung vorgelegten Gesetzentwurf (Illegal Migration Bill), der irregulär nach Großbritannien eingereisten Menschen den Weg zu einem Asylverfahren verbauen soll. Damit will die konservative Regierung Menschen davon abschrecken, in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu kommen. Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen warnte eindringlich vor einer Verabschiedung des Gesetzentwurfs. Einem Teil der Tory-Fraktion geht der Gesetzentwurf nicht weit genug. Sie wollen unter anderem, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte keine Rechtsprechung im Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz ausüben darf. Eine andere Gruppe fordert, dass zunächst legale Wege für Asylsuchende geschaffen werden. Die Opposition lehnt den Gesetzentwurf ab. zeit.de

Institut für Menschenrechte sieht weiterhin große Nachteile für Menschen mit Behinderung: Es beklagt, dass es in Deutschland weiterhin keine gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung gebe. deutschlandfunk.de

Menschenrechtsorganisation warnt vor Plänen zur Rohingya-Rückführung: In Bangladesh leben circa 1 Million der muslimischen Minderheit der Rohinga als Flüchtlinge. Human Rights Watch sieht deren Leben und Freiheit bedroht, wenn sie wieder nach Myanmar zurückgeschickt werden. Bangladesch hofft dagegen, dass sie wieder nach Myanmar zurückkehren. Bislang scheiterten mehrere Rückführungsversuche. nau.ch

Malaysia – Obligatorische Todesstrafe abgeschafft: Ein Gesetzentwurf wurde verabschiedet, der Richtern die Möglichkeit einräumt, unter bestimmten Bedingungen statt der Todesstrafe lange Haftstrafen von 30 bis 40 Jahren zu verhängen. Menschenrechtsgruppen begrüßen das Votum als „wichtigen Schritt“, der auch in anderen südostasiatischen Ländern Nachahmer finden könnte. Der stellvertretende Justizminister Ramkarpal Singh sagte vor dem Unterhaus des malaysischen Parlaments: „Wir können nicht einfach ignorieren, dass jeder Mensch ein Recht auf Leben hat“. Die Reform muss noch den Senat passieren, aber es wird allgemein erwartet, dass sie ohne größere Widerstände verabschiedet wird. vaticannews.va

VW lehnt Einigung zu möglicher Sklavenarbeit in Brasilien ab: Die brasilianische Staatsanwaltschaft wirft Volkswagen do Brasil schwere Menschenrechtsverletzungen auf einer früheren Farm im Amazonasgebiet vor, eine Übereinkunft wurde aber abgelehnt. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, alle gerichtlichen und außergerichtlichen Maßnahmen zu ergreifen, die für eine wirksame Wiedergutmachung der mutmaßlich von dem Unternehmen verursachten Schäden erforderlich seien. „Volkswagen do Brasil weist alle Behauptungen zurück, die in den Protokollen dieser Untersuchung über die Fazenda Vale do Rio Cristalino enthalten sind, und stimmt den einseitigen Darstellungen von Fakten durch Dritte nicht zu“, sagte ein Sprecher von Volkswagen do Brasil auf Anfrage. stern.de

Uganda führt drakonisches Anti-Schwulengesetz ein: Demnach drohen Menschen, die in dem ostafrikanischen Land homosexuelle Handlungen vollziehen oder Versuche homosexueller Handlungen nicht melden, zwischen sieben und zehn Jahren Haft oder hohe Geldstrafen. Bei der Verabschiedung des Gesetzes riefen die Parlamentarier immer wieder homophobe Kommentare. Eine der Abgeordneten forderte, Homosexuelle zu kastrieren. Human Rights Watch kritisiert das Gesetz scharf. stern.de

Homofeindlichkeit nimmt weltweit zu – nicht nur in Afrika. derstandard.de

Klimaklage – Klimaseniorinnen klagen vor Menschengerichtshof: Zum ersten Mal verhandelt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine Klimaklage. Der Verein „Klimaseniorinnen Schweiz“ argumentiert, ältere Menschen seien besonders von dem Klimawandel zum Beispiel durch Hitzewellen betroffen und sie sehen sich durch die durch die Klimapolitik ihres Landes diskrimiert. Dass ausgerechnet die Klimaseniorinnen vom EGMR gehört werden, hängt mit dem Schweizer Rechtssystem zusammen. Dort seien nur Personen berechtigt, Klage einzureichen, die eine aktuelle und besondere Betroffenheit nachweisen können, erklärt Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin des Vereins. Vor den Schweizer Gerichten sind die Klimaseniorinnen in dem seit Jahren andauernden Gerichtsstreit jedoch zweimal gescheitert. Anwalt Alain Chablais, der das Land vor dem EGMR vertritt, möchte die Klage als unzulässig abweisen lassen. Er sagte gegenüber Reuters, jede von dem Gericht erlassene Vorschrift würde eine Überschreitung bedeuten, die dem Gericht quasi das Gewicht eines Gesetzgebers verleihe. deutschlandfunk.de

Laut EGMR keine Diskriminierung – Gerichtsurteil – trans Mann in Urkunde zu Recht als Mutter bezeichnet: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies damit die Klage eines Mannes zurück, der als Vater seines Kindes in die Geburtsurkunde eingetragen werden wollte. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass eine schwerwiegende Diskriminierung nicht gegeben sei. Der Kläger war als Frau geboren worden und hatte ein Kind zur Welt gebracht, nachdem seine Identität als Mann bereits anerkannt worden war. Der Mann forderte auch, keine Mutter einzutragen, da das Kind durch eine Samenspende gezeugt worden war. rnd.de

Haftstrafe von „Hotel Ruanda“-Held Rusesabagina aufgehoben. bietigheimerzeitung.de

ZITAT DER WOCHE

„Die Freiheit der Bevölkerung schwindet überall.“

Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. Sie sieht das Problem, dass die Mehrheit aller Regierungen freiheitsfeindliche Massnahmen ergriffen haben – in der Praxis und in der Gesetzgebung. Sie nennt als Beispiel, Afghanistan oder Iran, aber auch im Westen, etwa wenn Grossbritannien bei Demonstrationen das Recht der Teilnehmer beschränke. Der demokratische Raum schrumpfe. srf.ch

TERMINE

12. April 2023, 19 Uhr: Podiumsdiskussion Krieg in der Ukraine, PFL Kulturhaus, Peterstr.
26122 Oldenburg
amnesty.de

13. April 2023, 19 Uhr: Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz, Buchvorstellung mit Alwin Meyer, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
facebook.com

18. April 2023, 07.00 Uhr – 14-00 Uhr: Frei, Gleich, Sicher? Sind unsere Grundrechte noch aktuell? OstseeBildungsZentrum, Spiegelsdorfer Wende 5, Greifswald
allevents.in

21. April 16.00 – 18.00 Uhr Gruppentreffen Amnesty International, Generationentreff, Industrie Str. 37213 Witzenhausen
amnesty.de

26. April 2023, 10.00 Uhr – 16.30 Uhr: Fachtag – Luxus oder Menschenrecht? – Inklusion geht uns alle an! Petrikirche Rostock. Die Veranstaltung ist ausgebucht.
junge-nordkirche.de

28. April 2023, 19.30 Uhr: Menschenrechte und andere Kleinigkeiten, Schauspielhaus Neubrandenburg, Pfaffenstraße 22, Neubrandenburg

19. Mai 2023, 19 Uhr – 21 Uhr: Vortrag über John Henry Mackay / Sagitta: Individualistischer Anarchist, homosexueller Aktivist und naturalistischer Autor, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4,
10405 Berlin
xn--untergrund-blttle-2qb.ch

ANGEZÄHLT

Gleich mehrere Luxusliner haben angekündigt, Saudi-Arabien als Ziel anzulaufen. Das Land ist erst seit 2019 für internationale Touristen geöffnet. „Die touristische Infrastruktur des Landes befindet sich noch im Aufbau“, ist auf der Webseite des Auswärtigen Amts unter den Reiseinfos zu lesen. Die Menschenrechte, die Bundespräsident Walter Steinmeier mit Blick auf die deutsche Geschichte auf seinen Reisen stets als Fundament der internationalen Ordnung hervorhebt, interessiert die Reise-Anbieter dabei offenbar wenig. Auf eine Anfrage bei zwei großen Reedereien, die Merkur.de von Ippen.Media gestartet hat, liegen noch keine Antworten vor. fr.de

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Politbriefing: Trump angeklagt + Cyberattacken auf Behörden + Macron und von der Leyen in China + Polizei durchsucht EVP-Parteizentrale + Bußgeldverfahren gegen Twitter + Kartellamt bekommt Instrument gegen Preisexplosion + Französische Regierung erhöht Verteidigungsausgaben. politbriefing.de

European Circle: Russlands Atomwaffen an Polens Grenze + Macron und von der Leyen in China + Konservative gewinnen Finnlands Wahl + Italien sperrt ChatGPT + Mitte-Rechts-Bündnis gewinnt Parlamentswahl in Bulgarien + Elektrische Mietroller sollen von Pariser Straßen verschwinden + Tiktok in Großbritannien muss Millionenstrafe zahlen. european-circle.de

ZULETZT

Adidas rudert im Streit mit Black Lives Matter zurück: Im Logo einer zentralen Stiftung der US-Bewegung Black Lives Matter befinden sich drei gelbe Streifen. Anlass für Adidas, zunächst einen Antrag beim amerikanischen Patent- und Markenamt gegen eine Verwendung des Streifen-Designs unter anderem auf Bekleidung, Taschen und Websites einzureichen. Adidas ruderte dann aber wieder zurück. „Wir sind bereits im Begriff, den Widerspruch gegen die Markenanmeldung der Black Lives Matter Global Network Foundation zurückzuziehen“, sagte eine Konzernsprecherin. sueddeutsche.de