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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Heil und Schulze werben in Ghana um Fachkräfte, Optimismus der Firmen nimmt weiter zu, Russland immer noch einer der wichtigsten Gaslieferanten der EU
Wirtschaftsperspektiven in der Kalenderwoche 8, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Umdenken in Unternehmen“ – Win Win durch Viertagewoche

Die Ergebnisse des weltweit größten Versuchs mit einer Vier-Tage-Woche in Unternehmen liegen nun vor. 61 britische Unternehmen hatten sich dazu verpflichtet, die Arbeitszeit aller insgesamt knapp 3.000 Mitarbeiter für sechs Monate um 20 % zu reduzieren, ohne dabei die Löhne zu kürzen. Und so gaben mehr als 70 % der Beschäftigten an, weniger unter „Burnout“ zu leiden. Fast 40 % sagten, sie seien weniger gestresst als zu Beginn des Versuchs. Die Zahl der Krankenstandstage ging sogar um 65 % zurück. Noch spannender ist in Zeiten von Arbeitskräftemangel, dass die Zahl der Mitarbeiter, die das Unternehmen verließen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57 % gesunken ist. Die Studie zeigt auch auf, dass sich die Einnahmen der Unternehmen während des Versuchszeitraumes im Durchschnitt sogar geringfügig um 1,4 % steigerten. Übrigens, die überwiegende Mehrheit der Unternehmen hielt trotz verkürzter Arbeitszeit an ihren Vollzeit-Produktivitätszielen fest. Vor der Studie sollen viele Unternehmer noch bezweifelt haben, dass die Produktivitätssteigerung die Arbeitszeitverkürzung ausgleichen würde. Aber genau das wurde festgestellt.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Geplante Arbeitsmigration – Deutschland wirbt in Ghana um Fachkräfte: In Deutschland bedarf es Maßnahmen, den akuten Fachkräftemangel in vielen Branchen auszugleichen. Arbeitsminister Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze haben sich bei ihrem Besuch in Ghana dafür ausgesprochen, dass das dortige deutsche Migrationsberatungszentrum ab sofort verstärkt Fachkräfte gewinnt und ausbildet. Zuvor hat sich das Zentrum vor allem um europäische Rückkehrer bemüht. „Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung für unser Land“, sagte Heil. „Wir müssen alle Register im In- und Ausland ziehen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.“ Zugleich betonte Schulze, Migrationspolitik hänge eng mit Entwicklungspolitik zusammen. In die von der EU mitgetragene Initiative von „Zentren für Migration und Entwicklung“, zu der auch das Zentrum im Accra gehört, will das Entwicklungsministerium in den kommenden Jahren 150 Millionen Euro investieren. Weitere Zentren sind in Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Nigeria, Irak, Pakistan und Indonesien geplant. tagesspiegel.de

ifo-Geschäftsklima – Optimismus der Firmen nimmt weiter zu: Zwar gibt es noch keine Entwarnung, aber die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im vierten Monat in Folge weiter aufgehellt. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in den Chefetagen der Firmen misst, stieg von 90,1 Punkten im Vormonat auf 91,1 Zähler, teilte das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Managern mit. Dabei werden vor allem die nächsten Monate positiv gesehen. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich allmählich aus ihrer Schwächephase heraus“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Eine Rezession wird dennoch nicht ausgeschlossen: „Die deutsche Wirtschaft wird um eine Rezession nicht herumkommen“, sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Sie werde aber mild ausfallen.“ tagesschau.de

Weitere Sanktionen gegen Russland und den Iran – Gegen vier weitere russische Banken, Importe aus und Exporte nach Russland, sowie zwei iranische Minister. table.media/europe

Arm durchs Heim: Immer mehr Pflegebedürftige rutschen in die Sozialhilfe. spiegel.de

Trotz Sanktionen – Russland ist immer noch unter zwei wichtigsten Gaslieferanten der EU: Veröffentlichte Zahlen der EU-Kommission zeigen, dass 25 Prozent des europäischen Gases weiterhin von Russland geliefert werden. Das ist um die Hälfte weniger als im Vorjahr, einige Ländern wollen oder können sich aber offensichtlich nicht von den Lieferungen trennen. Der LNG-Anteil aus den USA, Katar und Nigeria ist mit 26 Prozent am größten, aus Norwegen kommen auch 25 Prozent. Zu den Ländern, die weiterhin Gas aus Russland beziehen gehören zum Beispiel Österreich und Italien. merkur.de

Weniger Übernahmen in Europa – China schaltet bei Einkaufstour zwei Gänge zurück: Nach einer Analyse der Unternehmensberatung EY waren es europaweit noch 139 Übernahmen oder Beteiligungen chinesischer Investoren an europäischen Firmen, 16 weniger als 2021. Bei der geschätzten, investierten Summe gibt es einen noch größeren Unterschied: Es wurden geschätzt nur noch 4,3 Milliarden Dollar investiert – das wäre im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um fast zwei Drittel. Laut EY kam es im vergangenen Jahr lediglich zu 26 Übernahmen oder Beteiligungen an deutschen Firmen für knapp 290 Millionen Dollar. Neben den lange Zeit herrschenden, strengen Covid-Restriktionen scheinen die Unternehmen aus China politisch umstrittene Großkäufe mittlerweile zu vermeiden. n-tv.de

China hat einen neuen Plan zur Beseitigung des Chip-Embargos der USA – Empfehlungen, Portfolio von Patenten anzuhäufen. winfuture.de

Staatshaushalt: Steuereinnahmen steigen leicht – Sie erhöhten sich im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,8 Prozent auf 58,03 Milliarden Euro. tagesschau.de

Zalando will Hunderte Stellen abbauen: Der Konzern sei zu stark gewachsen, heißt es. Nach einer enormen Wachstumsphase verderben Inflation und miese Konsumlaune das Geschäft von Zalando. Es soll vor allem um Stellen in der Verwaltung gehen und auch auf Führungsebene. Nicht betroffen sind Mitarbeiter in den Logistikzentren, dem Kundendienst und den stationären Outletläden. Auch operative Stellen bei den Zalando Studios, wo unter anderem die Produktfotos für Zalando und Dritte entstehen, sind aus dem Stellenabbau ausgeklammert.In dem internen Schreiben der Ko-Chefs und Gründer Robert Gentz und David Schneider an die Belegschaft heißt es „Das ist eine sehr harte, aber notwendige Entscheidung, um uns auf die in der Zukunft liegenden Herausforderungen und Chancen vorzubereiten.“ faz.net

Inflation schnellt in die Höhe – Russische Mittelschicht spürt Kriegsfolgen: Laut dem russischen Einzelhandelsverband haben die Russen 2022 fünf Prozent weniger Lebensmittel gekauft als noch im Jahr zuvor. Zusätzlich äußerten laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts WZIOM, 35 Prozent der Befragten, sie müssten sich beim Lebensmitteleinkauf einschränken. Offiziell lag die Inflation 2022 bei zwölf Prozent, doch der russische Finanzexperte Maxim Kwascha ist davon überzeugt, dass sie höher war. Teurere und qualitativ hochwertigere Waren seien bei der Berechnung durch Billigprodukte ersetzt worden, sagt er. n-tv.de

„Beschaffungsprobleme“: Britische Supermarktkette Asda schränkt Kauf von Gemüse und Obst ein – Auch andere Supermarktketten kämpfen mit Problemen. spiegel.de

Jeder zehnte Onlinekauf wird zurückgeschickt. golem.de

Analyse der Arbeitsagentur: Ukraine-Flüchtlinge entlasten Arbeitsmarkt.: zdf.de

RAT UND TAT

Zucker-Studie – Zuckergehalt in Softdrinks sinkt kaum: Laut der Studie wird der Zuckergehalt trotz freiwilliger Selbsrtverpflichtung der Getränkeindustrie kaum gesenkt. Vor fünf Jahren hat die damalige Ernährungsministerin Julia Klöckner eine nationale Reduktionsstrategie für Fertiglebensmittel auf den Weg gebracht, die auf Freiwilligkeit statt Steuern und Abgaben setzte. In Erfrischungsgetränken ist der Zuckergehalt von 2015 bis 2021 im Schnitt nur um zwei Prozent gesunken. Das ergab eine Untersuchung der Ludwig-Maximilian-Universität in Zusammenarbeit mit der TU München und der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten – einem Zusammenschluss medizinischer Fachgesellschaften. In Großbritannien würde eine Zucker-Abgabe an die Industrie verhängt, die auch einen Effekt zeigt. Der Zuckergehalt ist im selben Zeitraum um 29 Prozent gesunken. Das Bundesernährungsministerium wartet noch auf eine große Übersichtsstudie, die im Lauf des Jahres erscheinen soll. Diese „werden wir in unsere Positionierung miteinbeziehen“, so das Ministerium. Die FDP ist gegen eine Zuckersteuer und für mehr Aufklärung der Verbraucher. tagesschau.de

Hessisches Landessozialgericht – Verletzung auf dem Weg zum Kaffeeautomaten ist Arbeitsunfall: Das Gericht gab damit einer Verwaltungsangestellten Recht, die auf dem Weg zum Kaffeeautomaten gestürzt war. Die Frau zog sich dabei einen Lendenwirbelbruch zu, die Unfallkasse Hessen wollte aber nicht für den Unfall haften. Die Begründung: Der Versicherungsschutz ende regelmäßig mit dem Durchschreiten der Kantinentür. Die Kasse bekam in erster Instanz Recht. In zweiter Instanz heiß es nun: „Arbeitnehmer sind gesetzlich unfallversichert, solange sie eine betriebsbezogene Tätigkeit verrichten. Anders als die dem privaten Lebensbereich zuzurechnende Nahrungsaufnahme selbst, ist das Zurücklegen eines Weges, um sich Nahrungsmittel zu besorgen, grundsätzlich unfallversichert.“ Es geschah „im inneren Zusammenhang mit der versicherten Tätigkeit der Angestellten“. hessenschau.de

Dieselskandal – Umwelthilfe gewinnt Klage gegen Kraftfahrt-Bundesamt wegen Thermofenstern: Durch das Urteil können sich Folgen für die gesamte Branche ergeben. Die Umweltorganisation hatte das KBA vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig verklagt, weil sie der Auffassung ist, dass sogenannte Thermofenster unzulässig sind und die vom KBA im Nachhinein bewilligten Abschalteinrichtungen entfernt werden müssen. Laut Gericht sind die Fenster unzulässig, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Volkswagen betonte nach dem Urteil, „bis zur rechtskräftigen Klärung drohen weder behördliche Stilllegungen von Fahrzeugen noch Hardware-Nachrüstungen wegen des Thermofensters“. spiegel.de

Bundesbank-Analyse zeigt – Immobilienpreise in Deutschland immer noch überhöht: Die Bundesbank stellt in ihrem Monatsbericht fest, dass die Überbewertungen für Wohnimmobilien noch nicht zurückgegangen seien. „Gemäß aktuellen Schätzergebnissen lagen die Immobilienpreise in den Städten zwischen 25 Prozent und 40 Prozent über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist.“ Trotz Preisrückgängen seien Kunden aufgrund eines durch Inflation und höhere Hypthekenzinsen eingeschränkten Finanzispielraum vorsichtiger geworden, die Wohnungsnachfrage ließe nach. Zugleich hielten gestiegene Baupreise und Wohnungsmangel gerade in Ballungsräumen das Preisniveau hoch. Es gebe allerdings Anzeichen dafür, dass der jahrelange Aufschwung vorüber sei, schreibt die Bundesbank. Eine Entspannung für Käufern deutet sich damit zumindest an. tagesspiegel.de

Wenn zweite Tarifrunde keine Einigung ergibt: Im öffentlichen Dienst drohen neue Streiks.: prosieben.de

ANGEZÄHLT

Eine Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft hat berechnet, dass die Folgen des Ukraine-Krieges für die Weltwirtschaft Kosten in Höhe von 1,6 Billionen Dollar verursachen, denn die Wirtschaftsleistung sei im Jahr 2022 um diesen Betrag niedriger ausgefallen. „Im Jahr 2023 können sich die weltweiten Produktionsausfälle auf nochmals rund 1000 Milliarden US-Dollar belaufen“, heißt es in der Studie. Der Krieg habe weltweit zu Liefer- und Produktionsstörungen geführt. Zudem seien die Energiepreise in die Höhe geschnellt. Die Inflation sei überall stark gestiegen und habe die Kaufkraft der Verbraucher reduziert. n-tv.de

ZITAT DER WOCHE

„Der Tag heute und diese Plattform hat außerordentlich große Bedeutung. Wenn Sie so wollen, ist der Strommarkt das Herz-Rhythmus-System der Energiewende und mit der großen Bedeutung, die Strom in der Zukunft noch mehr haben wird als jetzt, damit auch des Wirtschaftssystems“

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zur ersten Sitzung der „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“. Die Ziele der Bundesregierung sind klar: 80 Prozent des Stromverbrauchs im Jahr 2030 sollen aus erneuerbaren Energien stammen. Doch dafür muss der Strommarkt umgebaut werden. Bei der Auftaktsitzung der Plattform kommen erstmals Akteure aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über die Ausgestaltung eines klimaneutralen Stromsystems zu sprechen. Ein Sommerbericht solle schon „wesentliche“ Ergebnisse haben. Mit einem darauffolgenden Winterbericht sollte die Arbeit dann weitgehend abgeschlossen sein. Die „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“ wird laut Wirtschaftsministerium in vier thematischen Arbeitsgruppen Optionen zur Weiterentwicklung des Strommarktdesigns ergebnisoffen diskutieren und fundierte Vorschläge erarbeiten. n-tv.de

WEITERE NEWSLETTER

Politbriefing: Biden sichert Oststaaten Beistand zu + Schlagabtausch beim Politischen Aschermittwoch + Verfassungsgericht beanstandet Förderung parteinaher Stiftungen + Habeck erfuhr aus US-Dossier vom Kriegsbeginn + Razzia gegen mutmaßliche Reichsbürger in Bayern + Scholz wirft iranischer Führung Kampf gegen eigenes Volk vor. politbriefing.de

Defensio Report: Biden kündigt in Kiew Waffenlieferungen an + Putin setzt Beteiligung an „New-Start-Vertrag“ aus + EU will Munition gemeinsam einkaufen + China will sich in politische Lösung des Ukraine-Kriegs einbringen + Türkei signalisiert Offenheit für Nato-Beitritt Schwedens. defensio.report

Berlin Bubble: Isabella Hermann zu Science-Fiction und Klimaschutz + die Installation Russkij Mir + Ipsos und Axel Börsch-Supan zur Aktienrente + Schnitzeltag im Augustiner + Cash bei der re:publica + Karl-Josef Laumann zur Krankenhausreform. berlinbubble.de

ZULETZT

Chef der Bahngesellschaft wegen zu groß bestellter Züge zurückgetreten: Der Fehler kostete den spanischen Staat zum Glück nichts, da die Züge zwar schon für 258 Millionen Euro bestellt, aber noch nicht gebaut worden waren. Dennoch verzögert sich ihre Lieferung nun um zwei Jahre, da erst vor kurzem eine Lokalredation das Manko festgestellt hat: Sie hätten in den einzusetzenden Regionen Regionen Kantabrien und Asturien nicht durch die Tunnel gepasst. Neben dem Präsident der staatlichen Bahngesellschaft Renfe, Isias Taboas hat auch die Staatssekretärin im Transportministerium, Isabel Pardo, ihr Amt zur Verfügung gestellt. Zuvor waren bereits zwei Abteilungsleiter der Bahngesellschaft und der Netzverwaltung entlassen worden. deutschlandfunk.de