„Energiegeladene Durchreiche“ – Des einen Leid ist des anderen Freud
Viele schlagen die Hände über den Kopf, weil sie sich von den hohen Energiepreisen fast erschlagen fühlen und sich dauernd die Frage stellen: „Wer soll das noch bezahlen?“ Den Grund kennen wir alle. Energie muss aktuell teuer am Markt gekauft werden und so haben wir zähneknirschend unser Päckchen zu tragen. Wirklich alle? Eben nicht. Bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon sprudeln die Milliardengewinne jedenfalls weiter und das, weil die Kosten einfach an die rund 14 Millionen Strom- und Gaskunden weitergereicht werden. Der Energiekonzern erwartet für das Jahr 2022 einen Gewinn von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro nach zuletzt 7,9 Milliarden Euro. Für Konzernchef Leonhard Birnbaum ist es „ein solides Halbjahresergebnis“. Ab Oktober müssen die rund 1,4 Millionen Gaskunden mit einer Verdoppelung der Gaspreise rechnen. Wie andere Gasanbieter wird Eon auch die hohen Gaspreise natürlich an die Endkunden weitergeben. Die Bürger werden belastet, die Aktionäre dürfen sich die Hände reiben. Geteiltes Leid soll ja halbes Leid sein. Aktuell sieht es aber weiterhin nach „Des einen Leid ist des anderen Freud.“ Volle Energie fürs Durchreichen.
Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven
AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT
Habeck rechnet im Subventionsstreit mit US-Zugeständnissen: Zwar sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck keine grundlegende Neuverhandlung des 370 Milliarden Dollar schweren US-Subventionspakets, hält aber Kompromisse für möglich. In bestimmten Sektoren könne es über Vereinbarungen in der Praxis noch eine nahezu gleiche Behandlung der Europäer zu den US-Nachbarn Kanada und Mexiko geben, mit denen die USA ein Freihandelsabkommen haben, sagte er. „Dann wäre ich zufrieden, da muss man nicht pingelig sein.“ Der Außenminister besuchte die USA zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire um Gespräche mit der US-Regierung führen. Robert Habeck sieht vor allem Möglichkeiten bei den kritischen Rohstoffen für Solarpanele, Batterien oder Halbleiter, die derzeit vor allem aus China kommen. welt.de
Tarifgespräche bei Bahn – EVG fordert zwölf Prozent – Streiks möglich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will für die Bahn-Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr im Monat durchsetzen. Für die Nachwuchskräfte fordert die EVG 325 Euro. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Damit liegt die EVG noch über den Forderungen, die Verdi für den öffentlichen Dienst beim Bund und den Kommunen erhebt. Hier sind es 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro. Zu mäglichen Streiks sagte ein EVP-Sprecher: „Die Frage wird sich das erste Mal Ende März stellen, da sind wir mit allen Unternehmen einmal durch“. zdf.de
Vor allem Stromerzeugung kostet: Deutschland braucht 600 Milliarden Euro für zügige Energiewende. n-tv.de
Sinkende Energiepreise: Portale sehen deutlich mehr Anbieterwechsel. heise.de
Hessen gegen möglichen Verkauf von Hahn an russischen Investor: Gleich zwei Interessenten gibt es für den Flughafen Hahn im Hunsrück: Die NR Holding des Nürburgrings um den Russen Viktor Charitonin und die Mainzer Firmengruppe Richter. Beide haben unabhängig voneinander schon einen Kaufvertrag unterschrieben. Das hessische Finanzministerium positioniert sich gegen den möglichen Verkauf an einen russischen Investor. „Wir bitten die Bundesregierung, die gemäß dem Außenwirtschaftsgesetz mit der Prüfung des Vorgangs betraut ist, all ihre Möglichkeiten auszuloten, diesen Verkauf zu verhindern“, teilte das Ministerium mit. Ein Ministeriumssprecher sagt, er könne nicht bestätigen oder dementieren, dass es ein Investitionsprüfverfahren gebe. Es sei eine schwierige und zu prüfende Frage, ob der Flughafen zur kritischen Infrastruktur gehöre. spiegel.de
Neugeschäft mit Baufinanzierungen bricht laut Studie ein: Das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen an Privathaushalte und Selbstständige sank im Dezember um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie neue Daten der Beratungsfirma Barkow Consulting zeigen. Mit einem Volumen von 13,5 Milliarden Euro liege das Neugeschäft auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2011, heißt es in der Analyse. Die sinkenden Zahlen sind offensichtlich Ergebnis einer Zurückhaltung seitens der Kunden, weil sie die 20 Prozent Eigenkapital nicht aufbringen können. „Bei Kapitalanlegern ist das Interesse an Immobilieninvestments gesunken, bei Eigennutzern die finanzielle Machbarkeit“, sagt Michael Neumann, Chef bei Dr. Klein. Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen schrumpft seit Monaten, auch weil sich die Kreditzinsen binnen eines Jahres mehr als verdreifacht haben. faz.net
Bau von Elektroautos: BMW investiert 800 Millionen in Mexiko. tagesschau.de
Millionenschweres Lastenrad-Startup Avocargo meldet Insolvenz an. businessinsider.de
Nestlé-Chef kündigt weitere Preissteigerungen bei Lebensmitteln an: Nestle plant, die Preise anzuheben – aber nicht mehr so stark wie in 2022. „Wir sind nicht der Verursacher dieser Inflation, wir sind von ihr getroffen wie jeder Konsument auch“, sagte der Vorstandschef des Lebensmittelkonzerns Nestlé, Ulf Mark Schneider. „Wir haben die für uns anfallenden Mehrkosten noch nicht vollständig weitergegeben. Es wird daher weitere Preissteigerungen geben.“ Nestlé ist der größte Lebensmittelhersteller der Welt. Das Unternehmen hat dem Bericht zufolge für sein Sortiment in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres die Preise im Durchschnitt um 7,5 Prozent angehoben. Den Vorwurf, mit kleineren Verpackungsgrößen über Preiserhöhungen hinwegzutäuschen, wies Schneider zurück: „Täuschung möchte ich mir nicht unterstellen lassen.“ welt.de
Münchner Gericht weist Klimaklage gegen BMW ab: Die Deutsche Umwelthilfe hatte gefordert, dass BMW den Verkauf von Benzin- und Dieselautos ab 2030 einstellen solle. Die allgemeinen Persönlichkeitsrechte würden durch die CO₂-Emissionen verletzt. Dass Landgericht München I wies die Klage ab und berief sich auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von 2021, der den Gesetzgeber zum Klimaschutz verpflichtet. In dem vorliegenden Fall seien keine Besonderheiten ersichtlich, die zu einer abweichenden Bewertung führen könnten. welt.de
Die Unternehmensgruppe Theo Müller möchte die Molkereimarke Landliebe von FrieslandCampina übernehmen – Kartellamt führt aktuell Befragungen durch. chip.de
Nach Gruner + Jahr-Ausverkauf – „Geo“-Chefredakteure treten zurück: Der Verlag hatte vorgestern die Entlassung von 700 Mitarbeitern angekündigt, 23 Magazine sollen von RTL nach der Fusion mit Gruner + Jahr aufgegeben werden. Aushängeschilder wie „Stern“, „Brigitte“, „Capital“ oder „Geo“ sollen zwar erhalten bleiben, aber Ableger wie „Geo Epoche“, „Geo Wissen“, „Brigitte Woman“ oder „View“ werden eingestampft. Aus Protest gegen die Streichungen sind die „Geo“-Chefredakteure Jens Schröder und Markus Wolff von ihren Posten zurückgetreten. Die Verantwortung für das Wissenschaftsmagazin soll nun „Stern“-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz übernehmen. Der frühere Chefredakteur von „Geo Epoche“, Michael Schaper, plädiert dafür, wenigstens das von ihm gegründete Geschichtsmagazin zu erhalten. „Geo Epoche“ sei „profitabel“ und „journalistisch seit mehr als 20 Jahren über jeden Zweifel erhaben“. Auch der ehemalige Chefredakteur von „Capital“, Ralf-Dieter Brunowsky, der das Magazin von 1991 bis 2001 leitete, kritisierte die Maßnahme. Große Medienhäuser sollten auch die Präsenz kleinerer Medien zulassen. „Medien sind zentraler Bestandteil der Kultur eines Landes.“ faz.net
Neue Unruhe um Raffinerie Schwedt: Polen liefert kein Öl an PCK, aber kauft in Russland – Versorgung von Schwedt sollte auch über Danzig laufen. tagesspiegel.de
RAT UND TAT
Prognose – Elektroautos ab 2024 in Deutschland teurer als Verbrenner: Für dieses Jahr wird erwartet, dass sich der Kauf eines E-Autos aufgrund der staatlichen Hilfen noch lohnt. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten einen Opel Corsa-e mit Vollausstattung und gerechnet auf 48 Monate Laufzeit auf knapp 26.000 Euro. Ein vergleichbares Modell mit Verbrenner kostet dagegen 29.000 Euro. Eine andere Situation ergibt sich laut der Strategieberatung PWC nächstes Jahr, wenn die staatliche Kaufprämie „Umweltbonus“ auf 3000 Euro sinkt und die teilnehmenden Hersteller nur noch 1500 Euro Nettorabatt hinzugeben. Fährt ein Kunde den Opel Corsa-e weniger als 15.000 Kilometer im Jahr, dann ist ein Verbrenner-Modell nicht mehr teurer als das Elektro-Pendant. Ab 2025 seien dann die Gesamtkosten des Elektro-Modells erheblich teurer, unabhängig davon, wie viele Kilometer gefahren und ob daheim oder an öffentlichen Ladestationen geladen wird, so PWC. Betrachtet man die Entwicklung weltweit, ist die Elektromobilität laut PWC aber auf einem guten Weg. „Trotz hoher Energiepreise und sinkender und auslaufender Prämien in Deutschland aber auch in anderen Ländern wie China oder Frankreich bleibt das Tempo des Wandels hoch und die Elektromobilität auf Kurs.“ ecomento.de
Bahnstreik in Frankreich trifft auch Deutschland: Durch den Bahnstreik in Frankreich fallen auch viele Verbindungen nach Deutschland aus. Auf der Strecke von Frankfurt am Main über Saarbrücken nach Paris werden gar keine Züge fahren, auf der Verbindung von Stuttgart und Frankfurt über Karlsruhe nach Straßburg und Paris werden die meisten Züge ausfallen. Auch der Thalys ist betroffen, so wird der letzte Zug ab Düsseldorf nur bis Brüssel fahren und nicht bis nach Paris. Regionalzüge sind wahrscheinlich nicht betroffen. Der französische Verkehrsminister Clément Beaune fordert, die Streiks zum Beginn der Winterferien abzusagen. tagesschau.de
Für Arbeitnehmer könnte 49-Euro-Ticket billiger werden: VRR und VRS hoffen auf neue Kunden, einige Unternehmen wie Post, Vodafone oder Ergo können als Vorreiter gelten. Bund und Länder legten fest, dass Beschäftigte den Tarif von 49 Euro im Monat auf rund 34 Euro pro Monat heruntersubventioniert bekommen können, indem Arbeitgeber und Staat sich zusammentun: Fünf Prozent Rabatt erhalten Arbeitgeber, wenn sie selber wiederum 25 Prozent Zuschuss zum Ticket geben. Das ergibt eine Preisminderung von 30 Prozent, das Ticket kostet dann 34,30 Euro im Monat statt des geplanten Preises von 49 Euro im Monat für die bundesweite freie Fahrt. rp-online.de
Entlassungswelle in den USA – Es könnte eine Chance für Deutschland sein: Die Entlassungen in vielen IT-Firmen der USA bereiten sicherlich auch vielen Arbeitnehmern in Deutschland in der Branche Sorgen. Fast täglich gibt es negative Meldungen: Amazon kündigte an, rund 10.000 Stellen zu streichen, dann sogar 18.000. Es folgten die Google-Muttergesellschaft Alphabet mit ungefähr 12.000 Arbeitsplätzen und Microsoft mit wiederum 10.000 Jobs, die wegfallen. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook, baut 11.000 Stellen ab. „Die Firmen bauen Personal ab, nachdem im Zuge des Tech-Booms wegen Corona viel eingestellt wurde“, sagt Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, sowie Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Regensburg. In Deutschland scheint es aber eine entgegensetzte Entwicklung zu geben: Hier steigt die Beschäftigung von IT-Mitarbeitenden. Sie hat sich in den letzten Jahren nicht abgeschwächt und war nur einmal wegen der Pandemie unterbrochen. „Die Entlassungsquote ist zurzeit so gering wie noch nie im vereinten Deutschland“, sagt Weber. Die Unternehmen seien froh, wenn sie IT-Fachkräfte hätten. Hier ergibt sich also eine Chance für Deutschland – entlassene amerikanische Fachleute anzuwerben. So richtete sich auf dem Karriereportal Linkedin die bayrische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, auf Englisch an die Entlassenen über dem großen Teich um sie nach hierhin einzuladen. Mit gar nicht mal so schlechten Chancen auf dem deutsche Arbeitsmarkt könnte die deutsche Tech-Branche am Ende sogar von den Entlassungen im Silicon Valley profitieren, statt ihrem Negativbeispiel zu folgen. golem.de
ANGEZÄHLT
Die deutsche Industrieproduktion verzeichnete im Dezember erneut einen Rückgang – dieses Mal um 3,1 Prozent – und kommt über das gesamte Jahr hinweg im Vergleich zum Vorjahr auf einen Rückgang von 0,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 lag das Minus sogar bei 5,0 Prozent. Der Rückgang wurde vor allem durch das Baugewerbe verursacht, hier liegt man bei 8,0 Prozent im Dezember gegenüber November. Die reine Industrieproduktion – ohne die Branchen Energie und Baugewerbe – ging im Dezember gegenüber November um 2,1 Prozent zurück, wie das Statistikamt mitteilte. Trotz der widrigen Umstände hat sich laut Nils Jannsen, Konjunkturexperte am Kiel Institut für Weltwirtschaft, die deutsche Wirtschaft gut geschlagen. Es wird erwartet, das sich die Lage im Laufe dieses Jahres entspannt. zeit.de
ZITAT DER WOCHE
Die ehemalige Britische Premierministerin zu ihrer Entlassung. Sie macht „ein sehr mächtiges wirtschaftliches Establishment und mangelnde politische Unterstützung“ als Grund dafür aus. Ihre inzwischen weitgehend rückgängig gemachten Pläne für radikale Steuersenkungen, mit denen sie das Wirtschaftswachstum ankurbeln wollte, aber eine Finanzkrise auslöste, sind inzwischen so gut wie alle zurückgenommen worden. n-tv.de
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Politbriefing: Geberkonferenz für Syrien und Türkei + Scholz und Macron treffen Selenskyj + Putin mit Rolle bei MH17-Abschuss + USA weisen Vorwürfe der Nord Stream-Sabotage zurück + Schwedische Polizei untersagt erneute Koranverbrennung + USA und Nato warnen vor Bedrohung durch chinesischen Geheimdienst + Faeser im Verdacht unzulässiger Parteispende. politbriefing.de
Defensio Report: Pistorius verspricht Leopard-Panzer in Kiew + Bundesregierung genehmigt Rüstungsexporte + Wehrbeauftragte fordert Debatte über neue Form der Wehrpflicht + Schweden verschärft Anti-Terror-Gesetz + Schweden verschärft Anti-Terror-Gesetz + Russische Offensive kommt kaum voran. defensio.report
Berlin Bubble: Curry-Paule zur Berlin-Wahl + Ipsos zur Suizid-Debatte + BAP zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz + Thorsten Frei MdB zur Kompetenzzuschreibung für die CDU + DIW zur Klimaschutzpartnerschaft mit Südafrika + Burger im Marienkäfer. berlinbubble.de
ZULETZT
Großvater forderte sie zum Lottospielen auf – 18-Jährige knackt Millionen-Jackpot beim ersten Versuch: Gleich 48 Millionen kanadische Dollar – damit ist Juliette Lamour ist die jüngste Gewinnerin eines derart großen Jackpots in der Lotterie-Geschichte Kanadas. Dabei zeigte sich, dass Rat von Älteren viel Geld wert sein kann, denn die Biologiestudentin hörte auf den Großvater: „Er sagte “Du bist gerade 18 geworden, (…) kauf dir ein Los und versuche dein Glück’„. Da sie noch nie zuvor Lotto gespielt hatte, musste Lamour aus dem Lottogeschäft ihren Vater anrufen und ihn fragen, was genau zu tun sei. Die glückliche Gewinnerin will erst mal ihr Studium beenden und lässt sich von ihrem Vater bei der Anlage des Geldes beraten – er ist Finanzplaner. tagesspiegel.de