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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Lieferkettengesetz – Erste Beschwerden sind bereits eingegangen, Chinesische Wirtschaft kommt nicht in Schwung, Wirtschaftsministerium sieht vorerst keine Erholung
in der Kalenderwoche 33, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Umweltfreundlich abgehoben“ – in Strausberg tanken Flugzeuge Wasserstoff

Der Traum vom emissionsfreien Fliegen könnte im Land Brandenburg bald Wirklichkeit werden. In meiner Heimatstadt Strausberg werden ab sofort wasserstoffbetriebene Flugzeuge zusammengebaut und getestet. Die Apus GmbH hat dafür auf dem hiesigen Flugplatz eine Test- und Endmontagehalle eröffnet. In der kann das Unternehmen die eigenen wasserstoffbetriebenen Flugzeuge komplett aufbauen und testen. Mit Spannweiten bis zu 27 Metern brauchen die Flugzeuge bei der Endmontage reichlich Platz. Allerdings haben die aktuell knapp 70 Mitarbeiter erst einmal nur zwei Flugzeugmodelle in der Entwicklung. Das erste Modell soll vier Sitze und zwei Elektromotoren haben. Diese werden mit Strom aus einer Brennstoffzelle gespeist. Der Wasserstoff kommt aus struktur-integrierten Tanks in den Tragflügeln. Ein zweites, größeres Modell soll perspektivisch über neun bis 19 Sitze verfügen. Eine Serienproduktion der Flugzeuge ist ab 2025 angedacht. Übrigens, hier auf dem Flugplatz drehte schon Roma Polanski seinen Film „The Ghost Writer“, u.a. mit den Schauspielern Ewan McGregor, Pierce Brosnan und Olivia Williams. Ich drücke die Daumen für die nächste Erfolgsstory.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Lieferkettengesetz – Erste Beschwerden sind bereits eingegangen: Nach dem Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes Anfang des Jahres, dass größere Unternehmen dazu verpflichtet, entlang ihrer Lieferketten auf die Einhaltung von Menschenrechten zu achten, sind beim dafür zuständigen Bundesamt für Ausfuhrkontrolle 14 Beschwerden vor allem durch die in Berlin ansässige Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights eingegangen. Gemeinsam mit dem Frauenrechtsverein Femnet und einer Gewerkschaft aus Bangladesch hat die NGO dabei Amazon und Ikea Deutschland ins Visier genommen.Ikea selbst erklärte auf Anfrage, dass man den Fall sorgfältig untersuche und dabei eng mit dem Bafa in allen Punkten zusammenarbeite. Amazon verwies darauf, dass man sich dem Respekt vor Menschenrechten und Umweltschutz verpflichtet habe – und bei Zulieferern klare Anforderungen bei den Lieferkettenstandards setze. Zudem klagt die Menschenrechtsorganisation gegen Autobauer Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz. Hier geht es um die Zwangsarbeit der Uiguren in China. Der Hauptgeschäftsführer des Bundes Deutscher Arbeitnehmer, Steffen Kampeter warnte davor, dass Unternehmen sich nun eher zurückziehen könnten, um potenzielle Risiken zu vermeiden. rnd.de

Schwaches Wachstum – Chinesische Wirtschaft kommt nicht in Schwung: Durch das geringe Wirtschaftswachstum – 3,7 Prozent statt 4,4 Prozent im Vormonat in der Industrieproduktion – war die chinesischen Regierung zu einer Zinssenkung auf 2,5 Prozent gezwungen. Auch die Umsätze im Einzelhandel, der in China ein wichtiger Beitrag zur gesamten Wirtschaftstätigkeit ist, stiegen nur um 2,5 Prozent. Im Juni hatte der Zuwachs im Vorjahresvergleich noch bei 3,1 Prozent gelegen. Die chinesische Staatsführung steht unter dem Druck, die schwächelnde chinesische Wirtschaft stärker zu stimulieren, um ein Wirtschaftswachstum zu fördern, das vor allem den Arbeitsmarkt in dem Land stützt. Zu den wichtigsten Gründen für das geringe Wachstum gehören der anhaltende Druck auf den Immobiliensektor, die wachsende Verschuldung der Kommunen, die Rekordarbeitslosigkeit unter Jugendlichen und die nachlassende Auslandsnachfrage. tagesschau.de

Chinesische Regierung verschweigt Zahlen zu arbeitslosen Jugendlichen. table.media/china

Leitzins kräftig erhöht: Russische Notenbank kämpft gegen Rubel-Sturz. tagesschau.de

Wirtschaftsministerium sieht vorerst keine Erholung: In einer Mitteilung heisst es: „Aktuelle Frühindikatoren deuten noch nicht auf eine nachhaltige konjunkturelle Belebung in den kommenden Monaten hin”. Zwar habe der private Konsum zuletzt stabilisierend gewirkt, allerdings hätten die „schwachen außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen” die Produktion und die Entwicklung der Exporte gedämpft. Die Industrieproduktion insgesamt habe mit minus 1,3 Prozent im Juni einen deutlichen Rückgang aufgewiesen, insbesondere die Autoindustrie und das Baugewerbe seien betroffen gewesen, so das Ministerium. Bei den beantragten Unternehmensinsolvenzen waren es 3,5 Prozent mehr als im April, gegenüber dem Mai 2022 waren sie sogar um 19 Prozent höher. Deutschlands Maschinenbauer hatten Anfang des Jahres gute Geschäften in den USA. Doch nun haben sich die Exportaussichten aufgrund gesunkener Aufträge verschlechtert. „Angesichts zweistelliger Ordereinbußen müssen wir uns auf weiter rückläufige Exportvolumina einstellen”, erläutert Chefvolkswirt Ralph Wiechers vom Branchenverband VDMA. Auch das China-Geschäft läuft nicht gut. Die deutschen Maschinenexporte nach China legten in den ersten sechs Monaten nominal nur um 4,4 Prozent auf insgesamt 9,5 Milliarden Euro zu. Eine erhoffte deutliche konjunkturelle Aufhellung sei bisher ausgeblieben, sagt Wiechers. wiwo.de

Vermögen in aller Welt – Schweizer sind dreimal so reich wie die Deutschen: Die Schweizer sind die reichsten Menschen in der Welt. Credit Suisse berichtet im jährlich erscheinenden „Global Wealth Report“ dass jeder erwachsene Schweizer im Jahr 2022 über ein durchschnittliches Vermögen von gut 685.000 Dollar verfügte. Darin ist neben dem Finanzvermögen auch der Immobilienbesitz enthalten. Auf Platz zwei liegen die Amerikaner mit einem Durchschnittsvermögen von 551.400 Dollar gefolgt von Hongkong, Australien und Dänemark. Die Deutschen landeten auf Platz 16, wobei jeder Erwachsene den Erhebungen zufolge durchschnittlich 256.000 Dollar besitzt. Als einer der wesentlichen Gründe für den Wohlstand der Schweizer wird neben dem generell hohen Wohlstandsniveau das Schweizer Rentensystem genannt. faz.net

Trotz sinkender Erwerbslosigkeit: Mehrheit der Jugend braucht finanzielle Hilfe. zdf.de

Elektroautos nach Brand auf Autofrachter in gutem Zustand. golem.de

Streit in der Ampel-Koalition – Paus blockiert Lindners Wachstumschancengesetz: Eigentlich sollte das Gesetz gestern im Kabinett beschlossen werden, doch die Familienministerin und der Finanzminister sind uneins. Die Familienministerin, Lisa Paus, verknüpft ihre Zustimmung mit Forderungen zur Kindergrundsicherung. Bei dem Gesetzentwurf geht es um knapp 50 steuerpolitische Maßnahmen, die die Wirtschaft um jährlich etwa 6,5 Milliarden Euro entlasten sollen. Kernelement des Wachstumschancengesetzes ist eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz. Die Bundesregierung setzt in ihrem Streit nun auf die Kabinettsklausur in zwei Wochen im brandenburgischen Meseberg. Dort werde sich das Kabinett mit dem Gesetzentwurf seines Ministeriums befassen, sagte Lindner. sueddeutsche.de

Scholz hält höheres Rentenalter für unnötig: „Wer jetzt mit 17 die Schule verlässt, hat fünf Jahrzehnte Arbeit vor sich. Ich finde, das ist genug“, sagte Scholz. Wenn jemand länger arbeiten wolle, solle er das tun können – „aber nicht weil er muss, sondern weil er oder sie kann“. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze ohne Rentenabschläge schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Scholz betonte zudem, die gesetzliche Rentenversicherung habe aus seiner Sicht „eine gute Zukunft“. Alle könnten sich darauf verlassen, dass das Rentenniveau stabil bleibe und nicht sinke. sueddeutsche.de

RAT UND TAT

Bundesregierung will Installation von Balkonkraftwerken erleichtern: Die Reform soll Bürokratie abbauen und den zuletzt anziehenden Ausbau der Solarenergie in Deutschland weiter beschleunigen. Auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen könnten mit den neuen Regeln mehr Anlagen entstehen. Der Entwurf sieht vor, dass Balkon-Photovoltaikanlagen möglichst unkompliziert in Betrieb genommen werden können. Künftig soll man das Balkonkraftwerk nur noch in einer Datenbank eintragen. Auch die Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom in Mehrfamilienhäusern soll den Plänen nach vereinfacht werden. tagesschau.de

Die Mehrheit der Chefs sieht Rückkehr ins Büro kritisch: Anscheinend hatte die Initiative von Firmen, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen, nicht den gewünschten Effekt. Überraschenderweise zeigen nun aktuelle Daten von Envoy, dass rund 80 Prozent dieser Führungskräfte in den USA die Entscheidung bedauern. Es scheint, dass viele Angestellte den Komfort des Heimarbeitsplatzes schätzen gelernt haben. Die Pläne zur Rückkehr ins Büro stoßen daher auf erheblichen Widerstand. Ein weiteres Dilemma für Führungskräfte sind die ungenutzten Büroflächen und die damit verbundenen Kosten. Daten von WFH Research zeigen, dass lediglich 12 Prozent der Belegschaft vollständig von zu Hause aus arbeiten, während 29 Prozent ein Hybridmodell bevorzugen und 59 Prozent wieder vollständig ins Büro zurückgekehrt sind. t3n.de

Prognose einer Wirtschaftsweisen – Bevölkerung muss sich auf Härten einstellen: Aus Sicht der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm können die Menschen in Deutschland nicht so schnell mit einer baldigen Verbesserung ihrer ökonomischen Lage rechnen. Politiker, sagt sie, würden sich scheuen, diese Wahrheit auszusprechen. Das zu tun, sei eine große Herausforderung in einer Transformationsphase, insbesondere politisch. Sie plädiert dafür, dass die Politik diese Aussichten anspricht. „Man geht immer nur so weit, wie man es dem Wähler verkaufen kann. Das geht mit der Ampel-Regierung so weiter.“ Auch einen Industriestrompreis bezeichnete sie als kontraproduktiv. „Wenn man den Strompreis für die energieintensive Industrie senkt, dann steigt dort die Stromnachfrage“, sagte sie. Damit werde Strom auf dem Markt für alle anderen teurer, deren Preise nicht gedeckelt seien. welt.de

Hohe Zinsen und trotzdem geringes Risiko? So sicher sind Tagesgeld-Angebote: Drei oder sogar vier Prozent Zinsen: Banken und Neobroker überbieten sich aktuell mit Angeboten für Tages- und Festgeld. Doch nicht überall ist das Geld gleich sicher. Tagesgeld ist eine Form der verzinsten Geldanlage ohne feste Laufzeit. Der Sparer oder die Sparerin kann angelegtes Geld theoretisch jederzeit wieder abheben. Der Zins dafür ist allerdings variabel. Anders ist das beim Festgeld. Hier ist der Zins festgelegt und auch die Laufzeit. Festgeld wird also für mindestens einen Monat bis hin zu mehreren Jahren angelegt. Tagesgeld eignet sich gut, um Geld „zu parken“, das zwar jederzeit verfügbar sein, aber nicht im Alltag ausgegeben werden soll. Bei den Lockangeboten von Banken und Neobrokern sollte man allerdings genau hinschauen: Oft werden die hohen Zinssätze nur für eine kurzen Zeitraum gezahlt oder richten sich nur an Neukunden. Die Zinssätze für Festgeld sind in der Regel höher als die für Tagesgeld. Für auf sechs Monate angelegtes Festgeld kann man aktuell mit 3 bis 3,75 Prozent Zinsen rechnen. Bei zwölf Monaten oder höher liegen die Zinssätze meist um vier Prozent pro Jahr. Beide Geldanlagen gelten als relativ sicher, da es nicht wie bei ETF oder Aktien zu Kursschwankungen kommt. Wer das Risiko weiter minimieren möchte, sucht sich eine Bank aus, die mindestens seit zwei Jahren Tages- oder Festgeld in Deutschland anbietet. Die Einlagensicherung ist eine EU-Richtlinie und gilt deshalb auch für Banken aus anderen Ländern der Europäischen Union. t3n.de

ANGEZÄHLT

Das Geschäftsklima in den deutschen Start-Ups liegt mit 38,1 Punkten nur wenig über dem Wert im Pandemiejahr 2020 (31,8 Punkte). Damit setzte sich der Rückgang seit dem Rekordjahr 2021 fort. Es zeige große Unsicherheit unter Gründern, hieß es. Fast zwei Drittel (65 Prozent) täten sich schwer, die künftige Lage einzuschätzen. Die Geschäftserwartung sei dennoch leicht gestiegen, während die aktuelle Geschäftslage auf einem Tief seit Beginn der Pandemie liege. Deutsche Startups hatten noch 2021 Rekorde bei der Finanzierung durch Investoren verzeichnet. In der Pandemie bekam die Digitalisierung einen Schub – ob bei Finanzgeschäften, Online-Shopping oder Essenslieferungen. Doch mit dem Ukraine-Krieg, steigenden Zinsen und Unsicherheit um die Wirtschaft drehte sich der Markt. Die Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen gaben bekannt, dass künftig ein neues Finanzierungsinstrument mit dem Namen „RegioInnoGrowth“ vor allem Startups und kleine innovative Mittelständler unterstützen soll. n-tv.de

ZITAT DER WOCHE

„In dieser Entscheidung, also ob als Bargeldzahlung, über eine Bezahlkarte oder auch in Form von Sachleistungen, sind die Kommunen frei. Das ist auch richtig so, denn so können die Kommunen selbst entscheiden, was für sie die praktikabelste und pragmatischste Lösung ist.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Stephan Thomae, zu den Plänen einiger Bundesländer, Bezahlkarten für Asylbewerber einzuführen. In mehreren Teilen Deutschlands laufen Vorbereitungen für Tests für Alternativen zur Barauszahlung des Taschengelds für Asylbewerber. Nach einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Sonntag planen Hamburg, Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover und Bayern entsprechende Pilotverfahren. Asylbewerber haben rechtlichen Anspruch auf ein sogenanntes Taschengeld zur Deckung des „notwendigen persönlichen Bedarfs“. merkur.de

WEITERE NEWSLETTER

Politbriefing: Cannabisgesetz beschlossen + Wachstumschancengesetz blockiert + Nato-Quote gestrichen + Bartsch gibt Amt ab + Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung + Scholz dämpft Hoffnung auf Industriestrompreis + Ermittlungen gegen Ralph Lauren wegen Zwangsarbeit von Uiguren. politbriefing.de

berlinbubble: Frederike S. Fäscher zur Agentur PIVOT und der Weinbar Freundschaft + ifo zur Mittelschicht – Viola Neu (KAS) zum Glauben an Verschwörungstheorien + Panajotis Gavrilis (DLF) zu Indexmieten + Robert Grimm (Ipsos) zur Unzufriedenheit der Briten mit MP Sunak. berlinbubble.de

Defensio Report: Lindner sichert Kiew weitere Hilfen zu + Ukraine verlegt Reserven an die Front bei Kupjansk + Kämpfe zwischen Milizen in Tripolis, Libyen + Niger – Gefechte mit bewaffneten Gruppen + Kreml finanziert Wagner-Gruppe wohl nicht mehr. defensio.report

ZULETZT

Versand im Originalkarton – Amazons Hüllenlos-Initiative gefällt nicht jedem: Der US-Onlineversandhändler Amazon will künftig deutlich mehr Waren ohne zusätzliche Umverpackung versenden. Kunden hätten die freie Wahl. In den USA stößt die Initiative auf gemischte Reaktionen. Die Möglichkeit, auf Umverpackung zu verzichten, wird auch in Deutschland bei diversen Produkten bereits angeboten. In sozialen Netzwerken zeigen sich einige darüber erfreut, weniger Kartons entsorgen zu müssen. Allerdings gibt es auch Vorbehalte. Und die sind vor allem mit der Sorge verknüpft, dass der Versand ohne Umverpackung künftig zum Standard werden könnte. So seien Bestellungen durch die fehlende Umverpackung stärker dem Wetter ausgesetzt, kritisieren Kommentatoren im Netz, und die Warenkartons geben oftmals Aufschluss über den Inhalt, was es Dieben erleichtere, für sie lukrative Gegenstände zu finden. Hier spielt auch hinein, dass Amazons eigener Lieferdienst laut Nutzerberichten gerne mal Sendungen einfach vor die Tür legt, wenn niemand angetroffen wird. heise.de