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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Wirtschaftsstandort Deutschland: Habeck rechnet mit üppigen Investitionen, TSMC: Ökonomen sehen Subventionen für Chiphersteller kritisch, Grüne wollen Milliarden in Bauförderung investieren
in der Kalenderwoche 32, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Das Flugzeug kommt“ – nur die Koffer lassen noch auf sich warten

Puh, die Rückreise aus dem kroatischen Pula zum BER hat trotz Starkregens dann noch funktioniert. Wir sind zwar verspätet um 19:24 Uhr gelandet. Aber egal. Jetzt noch schnell die Koffer schnappen und los geht´s. Ab mit dem mittlerweile hungrigen Kind nach Hause. Doch die Anzeige am Kofferband verrät uns, dass wir uns noch etwas gedulden müssen. Das „etwas“ hieß: Erst ab 21:20 Uhr war mit der Ausgabe der Koffer zu rechnen. Auf jedem anderen Flughafen dieser Welt hätte ich gelassen gesagt: „Was soll´s. Kaufen wir uns was Leckeres zu essen und laden unsere Mobiltelefone auf.“ Auf dem BER können diese zwei Stunden allerdings sehr lang werden. Das Essensangebot beschränkt sich auf einen Automaten und an der einen und einzigen Ladestation klemmten schon Handys anderer Gäste. Kein Wunder, das Flugzeug war voll besetzt. Auch waren weit und breit keine nutzbaren Steckdosen an den Wänden zu entdecken. Der Kontakt zur Außenwelt drohte abzubrechen. Warum schafft man es auf den kleinen Flughäfen dieser Welt, in solch einer Situation Passagiere auch nach dem Flug noch zu versorgen und warum schafft es der Berlin-Brandenburgische Airport nicht? Wirtschaftlich würde sich so eine „Überbrückungsstation“ mit Säften aus der Flasche oder aus der Dose sicherlich rentieren. Schließlich werden Koffer wegen Personalmangels auch weiter zu spät abgefertigt.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Wirtschaftsstandort Deutschland – Habeck rechnet mit üppigen Investitionen: In einem Zeitungsinterview äußerte sich der Bundeswirtschaftsminister trotz schwächelnder Konjunktur optimistisch. „Zurzeit planen etwa zwei Dutzend Unternehmen Großinvestitionen in Deutschland mit einem gesamten Investitionsvolumen von rund 80 Milliarden Euro“, sagte der Grünenpolitiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Sie wollen hier investieren und werden Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen.“ In der Summe sind nach Angaben des Wirtschaftsministeriums einige geplante Investitionen enthalten, die noch nicht öffentlich bekannt seien. tagesschau.de

TSMC – Ökonomen sehen Subventionen für Chiphersteller kritisch: Der Halbleiterhersteller aus Taiwan hatte den Bau eine Fabrik in Dresden angekündigt. Die geplante Subvention der Bundesregierung wird von Ökonomen kritisiert. So sieht der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, in den geplanten Chipfabriken von Intel in Magdeburg und TSMC in Dresden „eine ungewisse Wette auf die Zukunft“. Der Staat gäbe alleine 15 Milliarden Euro an Subventionen für diese beiden Fabriken aus. „Dies wird sich wirtschaftlich nur dann rechnen, wenn diese beiden Investitionen einen Impuls für die gesamte regionale Wirtschaft geben und auch in anderen Branchen und bei Zulieferern Innovationen und neue Arbeitsplätze entstehen“, sagte Fratzscher. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach dagegen davon, dass Deutschland „sich jetzt wahrscheinlich zu dem großen Standort für die Halbleiterproduktion in Europa“ entwickeln werde. zeit.de

Boris Johnson verdiente 2022 mit Nebenjobs mehr als 5,6 Millionen Euro. spiegel.de

Grüne wollen Milliarden in Bauförderung investieren: Konkret heißt es in einem Papier der Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge sowie der beiden Vizes Andreas Audretsch und Julia Verlinden „Wir gehen als Bund kräftige Schritte voran und stellen die dringend notwendigen Investitionen von insgesamt 30 Mrd. Euro zur Verfügung“. Das Geld soll nach Vorstellungen der Grünen-Politikerinnen und -Politiker insbesondere aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds kommen. Dieser in der Corona-Pandemie errichtete Sondertopf wurde in der Energiekrise reaktiviert, um deren Folgen abzufedern. Konkret soll die Förderung der Investitionskosten für die energetische Gebäudesanierung auf 30 Prozent verdoppelt werden, mit einem Schwerpunkt auf die energetisch schlechtesten Gebäude. Sie soll zudem Mehrfamilienhäuser und gemeinnützige Einrichtungen betreffen. Beim sozialen Wohnungsbau wollen die Politikerinnen und Politiker „die Mittel weiter erhöhen und zugleich dafür sorgen, dass Sozialwohnungen so lange wie möglich mietpreisgebunden bleiben“, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus wollen sie die Bundesförderung für die Sanierung öffentlicher Gebäude in Kommunen ausweiten. tagesschau.de

Konjunktur – Chinas Exporte brechen ein: Nach bereits starken Rückgängen in den Vormonaten seien die Exporte im Juli im Jahresvergleich um 14,5 Prozent gesunken, wie die Zollbehörde in Peking mitteilte. Damit verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020. Die Importe Chinas sanken demnach um 12,4 Prozent. Analysten hatten dies schlechten Zahlen nicht erwartet. Gründe sind die schwache globale Nachfrage, der kriselnde Immobilienmarkt und ein anhaltend schwacher Binnenkonsum. zeit.de

Höhere Finanzierungskosten + steigende Immo-Risiken: Moody’s stuft 10 US-Banken ab – größere Banken können folgen. finanzmarktwelt.de

China will Einreise ausländischer Geschäftsleute erleichtern: Insgesamt kündigte China 26 Maßnahmen an. Wer aus dem Ausland auf Geschäftsreise in China ist, soll künftig bei der Einreise ein Visum beantragen können. Zuvor war das im Heimatland notwendig. Die bislang geforderten Dokumente für ein Visum seien aber weiterhin erforderlich. faz.net

USA – Banken wollen bestehende Immobilienkredite loswerden: Banken, die gewerbliche Immobilienkredite verkaufen wollen, stoßen derzeit auf einen ausgetrockneten Markt mit wenigen Möglichkeiten für einen einfachen Ausstieg. Goldman Sachs Group und JPMorgan haben in den letzten Monaten versucht, durch Büros, Hotels und sogar Wohnungen gesicherte Kredite zu verkaufen. Aber viele Banken stellen fest, dass es nicht einfach ist, die Kreditbücher zu bereinigen, wenn die Sorgen um Gewerbeimmobilien zugenommen haben. Große Institutionen wie Brookfield Asset Management, Blackstone und ein Bürovermieter, der mit Pacific Investment Management verbunden ist, haben sich entschieden, ihre Verluste bei einigen Gebäuden zu begrenzen und ihre Schulden zu begleichen. In einigen Fällen haben die Vermieter die Schlüssel für bestimmte Objekte zurückgegeben. finanzmarktwelt.de

RAT UND TAT

Deutsche Post scheitert mit Antrag auf Briefporto-Erhöhung: Statt das Porto schon ein Jahr früher in 2024 zu erhöhen, verbleibt es zunächst bei einem Preis von 85 Cent für einen Standardbrief. Die Bundesnetzagentur hatten einem in Mai eingereichten Antrag der Post abgelehnt. Den Antrag hatte die Post mit höheren Kosten begründet, etwa für Personal und Energie. Nach Prüfung der eingereichten Daten teilte die Regulierungsbehörde aber mit, dass die Post die Kostensteigerungen nicht hinreichend nachgewiesen habe. Außerdem wies Bundesnetzagenturchef Klaus Müller darauf hin, dass die Firma in dem Briefbereich Gewinne erwirtschafte. berliner-zeitung.de

Hiobsbotschaft – Der Trend geht zur höheren Grundsteuer: Dauerkrise und Inflation sind Gründe, warum auch in den Kommunen das Geld fehlt. Ausgeglichen werden soll dies von den Einwohnern. Die Kommunen verlangen teils deutlich mehr Grundsteuer. Eine am 7. August veröffentlichte Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zeigt das ganze Ausmaß der landesweiten Erhöhung. In jeder achten deutschen Kommune ist im vergangenen Jahr die Grundsteuer gestiegen, wie eine Studie zeigt. Der durchschnittliche Hebesatz sei zuletzt 2016 (plus 13 Prozent) so stark erhöht worden. Der Anteil der Kommunen, die im Jahr 2022 den Hebesatz erhöht haben, war laut Studie mit 26 Prozent in Nordrhein-Westfalen am höchsten. Es folgten das Saarland (19 Prozent) und Rheinland-Pfalz (17 Prozent), noch vor Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 16 Prozent. Deutlich geringer ist den Analysten zufolge der Anteil der Städte und Gemeinden mit Erhöhungen dagegen in Thüringen (vier Prozent), Sachsen (fünf Prozent) und Sachsen-Anhalt (sechs Prozent). Stadtstaaten wurden nicht untersucht. Ein weiteres Problem ist zudem für die Eigentümer die Preisrutsche bei den Immobilienpreisen, denn dadurch sind viele Wohnungen und Häuser einfach weniger wert. haufe.de

„Nicht tragbare Preise“ – Tourismus-Alarm in Italien – Experte warnt vor Kroatien-Szenario: Nachdem in Kroatien schon viele Touristen wegen zu hoher Preise ihre Reisen storniert haben, scheinen auch in Italien die Preise zu steigen. Viele Italiener verreisen dieses Jahr nicht und nutzen Unterkünfte von Freunden und Bekannten – Folgen der Inflation. 45 Prozent der Befragten gaben demnach an, ihre Ausgaben im Urlaub kürzen zu wollen. Zudem fahren viele schlicht kürzer in den Urlaub. Den Besucher-Rückgang sowie die auch für Hoteliers gestiegenen Preise werden offenbar vielerorts mit Preiserhöhungen kompensiert. Schon vor der Saison war von Preisanstiegen von bis zu 42 Prozent in Italien berichtet worden. Doch das könnte zum Bumerang werden. In Apulien hat man deshalb schon Alarm geschlagen, da die Touristen wegen zu hoher Preise wegblieben. Eine ähnliche Lage zeichnet sich in Ligurien ab. Der Hotelier Schiavone warnt: „Aber natürlich muss man aufpassen, dass man nicht zu viel Druck macht, oder wir riskieren, Touristen zu verlieren, wie es in Kroatien passiert ist“. In Kroatien hatten viele Unterkünfte ihre Preise radikal reduziert, nachdem klar war, dass die Zimmer andernfalls leer geblieben wären. Die Frage ist, was nun in Italien an Maßnahmen getroffen wird. merkur.de

EON – Deutschlands größter Energieversorger – verspricht Preissenkungen. spiegel.de

Autoindustrie warnt vor Lücken im Ladenetz: Der Verband der Deutschen Automobilindustrie hat ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos gefordert. Um das von der Bundesregierung gesetzte Ziel von einer Million Ladestationen bis 2030 zu erreichen, „musste die Ausbaugeschwindigkeit der letzten zwölf Monate etwa vervierfacht werden“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Kamen im Januar 2021 noch 14 E-Autos und Plug-in-Hybride auf eine öffentliche Ladesäule, sind es laut VDA heute 22 solcher Fahrzeuge. „Deutschlands Nachholbedarf ist groß“, sagte VDA-Chefin Müller. manager-magazin.de

ANGEZÄHLT

Die Industrieproduktion in Deutschland ist im Juni um 1,5 Prozent gesunken. In der deutschen Automobilindustrie sank sie sogar um 3,5 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. In den Monaten April und Mai war die Industrieproduktion noch stabil. Im Mai ging sie nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes um 0,1 Prozent zurück. Hauptgrund dafür sind vor allem die hohen Energiepreise, steigende Zinsen und der Fachkräftemangel. Auch die lahmende Weltkonjunktur bremst die deutsche Industrie. Dagegen meldet die pharmazeutische Produktion ein Pius von 7,9 Prozent. Auch in den energieintensiven Industriezweigen stieg die Produktion im Juni, und zwar um 1,1 Prozent. Wegen der schwächelnden Wirtschaft wurde in den vergangenen Tagen immer wieder der Ruf nach Konjunkturprogrammen laut, um die Konjunktur in Deutschland anzukurbeln. Die CDU/CSU hatte von der Bundesregierung ein Sofortprogramm gefordert. zeit.de

ZITAT DER WOCHE

Vom nächsten hinzuverdienten Euro effektiv nur die Hälfte übrig.“

Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Im europäischen Vergleich trägt die Mittelschicht in Deutschland laut der Studie mit die höchste Steuer- und Abgabenlast. Das betrifft vor allem die Mittelschicht, die Ränder der Mittelschicht schrumpfen durch Auf- oder Abstieg. Gehörten ihr 2007 noch 65 Prozent der Bevölkerung an, waren es 2019 nur noch 63 Prozent, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Münchner Ifo-Instituts hervorgeht. spiegel.de

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ZULETZT

Büroraumanbieter WeWork weckt Zweifel am eigenen Fortbestand: In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC räumte WeWork „erhebliche Zweifel“ am Fortbestand des Unternehmens ein. WeWork gab als Gründe finanzielle Verluste, einen hohen Liquiditätsbedarf sowie rückläufige Mitgliedschaften an. Der Büroraum-Anbieter war einst Paradebeispiel für maßlos überbewertete US-Start-ups gewesen. spiegel.de