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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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IWF erwartet eine Rezession für Deutschland, Stahlproduktion bricht ein – und der Ruf nach dem Industriestrompreis wird lauter, Kühnert fordert Mindestlohn auch bei Ferienjobs
in der Kalenderwoche 31, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Die deutsche Küche stirbt aus“ – wenn Gastronomen kapitulieren

Auf meiner Urlaubs-Rückfahrt von Österreich nach Berlin wollte ich noch im Süden Deutschlands echt fränkische Küche zum Abendbrot genießen. Erst beim 8. Versuch hat es geklappt, dass ich in Hof-Wölbattendorf im Landgasthof „Grüne Linde“ der Familie Wolfrum Erfolg hatte, einen Tisch zu bekommen. Nein, die vorhergehenden Restaurants waren am frühen Freitagabend nicht ausgebucht, sondern hatten geschlossen. Die Wirtin des Hauses verriet mir auch die Gründe: Viele mussten in Corona-Zeiten das Handtuch werfen + Personalmangel. Die kulinarische Vielfalt und Traditionen unserer Heimat stehen also auf dem Spiel, wenn Gastronomen kapitulieren müssen. Ohne qualifizierte Köche und engagierte Servicekräfte bleibt die Seele der deutschen Küche ungenutzt. Die Ursachen für diesen Trend sind vielschichtig: Fachkräftemangel, stressige Arbeitsbedingungen und oft geringe Entlohnung schrecken viele potenzielle Talente ab. Fortbildungs- und Ausbildungsprogramme könnten den Nachwuchs fördern und die Wertschätzung für die Kochkunst steigern. Die deutsche Küche ist ein wichtiger Teil unserer kulturellen Identität und sollte nicht in Vergessenheit geraten. Es bedarf dringend einer branchenübergreifenden Zusammenarbeit, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Internationaler Währungsfonds – IWF erwartet eine Rezession für Deutschland: Der IWF schätzt, dass die Wirtschaft Deutschlands dieses Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen wird. Die Analysten sind damit inzwischen pessimistischer als noch im April: Im Frühjahr hatten sie noch einen konjunkturellen Rückgang von 0,1 Prozent für Deutschland angenommen. Dafür soll die Wirtschaft aber im nächsten Jahr stärker wachsen als bisher prognostiziert. Der IWF sieht für 2024 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent statt bisher von 1,1 Prozent. Nichtsdestotrotz schneidet Deutschland in diesem Jahr von allen großen Volkswirtschaften am schlechtesten ab. Und wird wohl als einzige große Volkswirtschaft schrumpfen. tagesschau.de

IWF hebt Russland-Prognose spürbar an. n-tv.de

Stahlproduktion bricht ein – und der Ruf nach dem Industriestrompreis wird lauter: In der Produktion von Stahl wird ein deutliches Minus verzeichnet: Minus 5,3 Prozent im Halbjahr. Bei Walzstahl sind es minus 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Und der Absturz beschleunigt sich offenbar noch: Allein im Juni sank die Rohstahlproduktion um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dafür verantwortlich ist unter anderem, dass in Deutschland kaum noch gebaut wird. Zinswende, Fachkräftemangel und hohe Materialkosten haben den Neubau fast zum Erliegen gebracht, entsprechend wenig Stahl wird gebraucht. Dazu kommen die höheren Strompreise. Die Branche fordert nun günstigere Industriestrompreise von der Politik – etwas, dass Bundeswirtschaftsminister Habeck bisher nicht durchsetzen konnte. welt.de

Kühnert fordert Mindestlohn auch bei Ferienjobs: Der Vorschlag des SPD-Generalsekretärs wendet sich gegen die Sonderregelung, demzufolge minderjährige Ferienjobber weniger als den Mindestlohn verdienen dürfen. Mit einer schnellstmöglichen Abschaffung könne „mehr Gerechtigkeit für viele Ferienjobber“ hergestellt werden, so Kevin Kühnert. Der Mindestlohn sei eine Frage des Respekts für die geleistete Arbeit, und zwar unabhängig vom Alter. faz.net

Trotz russischer Blockade – EU – Können fast alles Getreide aus Ukraine ausführen: Das könnte über Schienen- und Straßenverkehrsverbindungen durch EU-Mitgliedstaaten geschehen, die an die Ukraine grenzen. „Wir sind bereit, fast alles zu exportieren. Das sind etwa vier Millionen Tonnen Ölsaaten und Getreide pro Monat“, so der EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski. Als das Getreideabkommen noch Bestand hatte, wurden Wojciechowski zufolge bereits 60 Prozent der ukrainischen Exporte über die Routen und 40 Prozent über das Schwarze Meer verschifft. Seitdem Russland das Getreideabkommen vor gut einer Woche aufgekündigt hat, kann die Ukraine über das Schwarze Meer aus Sicherheitsgründen de facto keine Güter mehr transportieren. n-tv.de

Meyer Burger stoppt Ausbau in Bitterfeld-Wolfen: Solarwerk wird in den USA gebaut. mz.de

Große Unterschiede bei Vergütungen: Einige Auszubildende verdienen doppelt so viel wie andere. spiegel.de

Insolvenzwelle droht – Bauindustrie – „Der Wohnungsbau ist im freien Fall“: Der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, warnt vor einer Verschlechterung für die Bauindustrie, die momentan aufgrund der Auftragsbestände noch beschäftigt ist. Das Baugewerbe hat im Mai mehr Aufträge als im April verzeichnet – das lag aber an zwei Arbeitstagen mehr. Im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres gingen die Aufträge weiter zurück, und zwar preis- und kalenderbereinigt um 5,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. n-tv.de

Mutmaßliche Marktmanipulation – Gericht lässt milliardenschwere Klage gegen Banken wieder zu: Ein Londoner Berufungsgericht ließ eine geplante Massenklage in Höhe von rund 3,5 Milliarden Dollar gegen internationale Finanzkonzerne zu, darunter die US-Größen JPMorgan und Citigroup. Eine Klage war ursprünglich von Phillip Evans, einem ehemaligen Untersuchungsleiter der britischen Wettbewerbsbehörde, im Namen von Tausenden von Vermögensverwaltern, Pensionsfonds und Finanzinstituten eingereicht worden. Evans Klage fußt auf Erkenntnissen der Europäischen Kommission, die gegen Banken im Jahr 2019 Geldstrafen von mehr als einer Milliarde Euro verhängt hatte. Dabei ging es um unerlaubte Kartellabsprachen und Manipulationen am Devisenmarkt im Zeitraum zwischen 2007 und 2013. Der Skandal, in den viele internationale Investmentbanken verwickelt waren, hatte für großes Aufsehen gesorgt. spiegel.de

Wegen Waldbränden – Weitere Flüge nach Rhodos gestrichen: Nachdem bereits der Reiseanbieter Tui auf die Waldbrände auf Rhodos reagiert hat, zieht nun auch der deutsche Reisekonzern FTI Group Konsequenzen: Alle Flüge in den Süden von Rhodos werden bis zum 30. Juli gestrichen, wie der Konzern in einer Pressemitteilung berichtet. Urlaubern, die ihre Reise noch nicht angetreten haben, gebe die FTI Group mehrere Möglichkeiten. Buchungen von Flügen und Hotels in betroffene Regionen werden bis zum 30. Juli abgesagt. Reisen in die sicheren Gebiete im Norden von Rhodos sollen ab dem 27. Juli wieder stattfinden. t-online.de

RAT UND TAT

Heil plant einschneidende Änderung beim Bürgergeld – Jobcenter kritisieren Plan scharf – „Taschenspielertrick“: Der Bundesarbeitsminister möchte aus Spargründen die Zuständigkeit für junge Bürgergeld-Beziehende so verlagern, dass sie nicht mehr im Etat des Ministeriums auftauchen. In einem Brief an Heil wandte sich das Bundesnetzwerk Jobcenter laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung gegen das Vorhaben der Regierung, Menschen unter 25 Jahren künftig statt durch die Jobcenter von den Arbeitsagenturen betreuen zu lassen. Es wird befürchtet, dass durch die Umstrukturierungen Nachteile für junge Arbeitssuchende entstehen. „Wir können dann nicht mehr die ganze Familie betreuen, obwohl wir die Verhältnisse von Eltern und Kindern in der Regel kennen“, zitierte die Zeitung den Sprecher des Netzwerks, Stefan Graaf. fr.de

Amazon stellt Kreditkarte ein: Damit wird die Kooperation zwischen Amazon und der Landesbank Berlin beendet. Die Inhaber der Karten wurden über das Ende der Karte per Email informiert. Das Anschreiben an Kunden der Amazon-Visa-Karte nennt aber widersprüchliche Termine, bis wann die Visa-Karte von Amazon noch nutzbar ist. Verschiedenen Berichten zufolge lautet der Name der Nachfolgerkarte „Visa Card Extra“. Kosten: 19,99 Euro pro Jahr. Der Vorgänger war für Prime-Abonnenten ohne eine Jahresgebühr nutzbar. Die Visa Card Extra kann zudem nur dann mit Teilzahlung genutzt werden, wenn ein Guthaben auf das Kartenkonto gebucht wird. t3n.de

München führt als erste deutsche Stadt Festpreis für Taxis ein: Fahrgäste können künftig in München mit dem Taxiunternehmen vor der Fahrt einen fixen Preis vereinbaren, der auch dann noch gilt, wenn der Verkehr zäh ist oder Umwege nötig werden. Der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats habe den entsprechenden Beschluss gefasst, teilt das Rathaus mit. Die Regelung sei gemeinsam mit dem bayerischen Verkehrsministerium und den örtlichen Taxiunternehmen getroffen worden. Hintergrund der Änderung ist die Konkurrenz, die Taxiunternehmern durch Leihwagenanbieter oder Carsharing-Apps erwachsen ist, wo vor Fahrtantritt festgesetzte Preise oft schon heute möglich sind. sueddeutsche.de

Wegen Inflation – Autoversicherungen werden deutlich teurer: Dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zufolge kommt auf die Versicherer in diesem Jahr ein Gesamtverlust in Höhe von mehr als 2,5 Milliarden Euro zu. §Die Autofahrer zahlen in diesem Jahr für die Absicherung ihrer Fahrzeuge rund 30,2 Milliarden Euro – aber die Versicherer müssen über 32,8 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. So wurden die Ersatzteile in den Werkstätten teurer und seit Ende der Corona-Pandemie gibt es mehr Unfälle. Während die Einnahmen der Versicherer wegen der Inflation in diesem Jahr um 3,7 Prozent steigen dürften, geht der GDV bei den Ausgaben von Steigerungen um rund zwölf Prozent aus. Schon jetzt seien die Versicherungen teurer geworden, meldet das Vergleichs- und Maklerportal Verivox. Das Portal erwartet weitere spürbare Preiserhöhungen, vor allem für bereits bestehende Autoversicherungsverträge, sowie eine lebhafte Wechselsaison im Herbst. Gegen Jahresende suchen alljährlich zahlreiche Autobesitzer nach günstigeren Tarifen. spiegel.de

ANGEZÄHLT

Auch wenn die Zinswende schon vor einem Jahr begonnen hat, gibt es bei 141 von 738 Geldhäusern in der aktuellen Auswertung des Vergleichsportals Verivox auf Tagesgeld nach wie vor Nullzinsen – vor allem bei Regionalbanken. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH teilte mit: „Doch auch ein ganzes Jahr später und nach mittlerweile acht Leitzinserhöhungen in Folge bietet ein beträchtlicher Teil der Banken Sparern auf dem Tagesgeldkonto noch immer überhaupt keine Verzinsung.“ Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote liegt der Verivox-Berechnung zufolge aktuell bei 1,31 Prozent. Verbraucherschützer aus mehreren Bundesländern forderten kürzlich Sparkassen auf, „Einlagen von Verbraucherinnen und Verbrauchern in Höhe der gesetzlichen Einlagensicherung anzunehmen und zu verzinsen“. sueddeutsche.de

ZITAT DER WOCHE

„Man kann die Anwesenheit im Büro und die Kameradschaft unter den Kollegen nicht ersetzen.“

Sam Farber, demnächst Angestellter bei McKinsey Chicago. Während die Büroauslastung in Asien und Europa tendenziell höher ist als in den USA, ergab eine Online-Umfrage des McKinsey Global Institute im November 2022 unter rund 13 000 Vollzeitbeschäftigten in sechs Ländern, dass nur etwa 37 Prozent der Befragten angaben, fünf Tage pro Woche in einem Büro zu arbeiten. Die Generation Z arbeitet aber ungern von zu Hause aus. Laut einer von Jobslist in den letzten Monaten des Jahres 2022 durchgeführten Online-Umfrage unter rund 3 100 Arbeitssuchenden in den USA wünschen sich 57 Prozent der Generation Z einen Arbeitsplatz vor Ort. Farber möchte vor allem von Kollegen lernen, die die Branche bereits gut kennen. Das Problem ist jedoch, dass die älteren Mitarbeiter nicht immer vor Ort sind. businessinsider.de

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Politbriefing: Nato will Schwarzmeer stärker überwachen + Neue Wasserstoffstrategie + Sorge vor Umweltkatastrophe in der Nordsee + Putsch im Niger + Einigung im Tarifstreit bei der Bahn absehbar + Durchbruch bei Tarifverhandlung der Lufthansa mit Piloten + Sinéad O’Connor gestorben. politbriefing.de

berlinbubble: Sönke Reimers (dfv-Mediengruppe) zu Fachmedien + der BAP-Job-Navigator zum Arbeitsmarkt + Polarisierungsstudie der Stiftung Mercator + Intel – Subventionswettlauf in Magdeburg + traditionelle thailändischer Küche im Kamala Restaurant. berlinbubble.de

Defensio Report: Ukrainische Streitkräfte melden Geländegewinne und Planänderungen + Russische Duma macht Weg für Ausweitung des Wehrdienstes frei + Geheimer Bericht – Bundeswehr fällt hartes Urteil über ukrainische Gegenoffensive + Kreml meldet Abschuss von Drohnen über Moskau + Gespräche mit Nordkorea über geflohenen US-Soldaten. defensio.report

ZULETZT

Deutsche Bank begrenzt Geschäftsreisen deutlich: Bei seinem Sparkurs setzt das Finanzinstitut ein besonderes Augenmerk auf das Business-Travel-Segment. Nur noch nach strenger Prüfung dürfen sich Mitarbeiter der Deutschen Bank auf Geschäftsreise begeben. Das zumindest berichten Beschäftigte des Instituts. fvw.de