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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Ab 2026 Mehreinnahmen durch globale Mindeststeuer, IEA: Mineralien und Metalle für Energiewende nicht ausreichend verfügbar, Neue Anti-Geldwäsche-Behörde BBF mit Hauptsitz in Köln und Nebensitz in Dresden
in der Kalenderwoche 29, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Intervall-Ferien in Deutschland“ – wenn im Sommer alles etwas langsamer läuft

Die Sommerferien sind in Deutschland Ländersache, was bedeutet, dass jedes Bundesland seine eigenen Regelungen für den Schulbetrieb und die Ferien hat. Es gibt jedoch auch praktische Gründe für die unterschiedlichen Sommerferienstarts. Durch das Aufteilen der Ferien auf verschiedene Wochen können Reiseströme besser gesteuert werden, da nicht alle Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit in den Urlaub fahren. Dies entlastet nicht nur den Verkehr auf den Straßen, sondern entzerrt die Belastung für beliebte Urlaubsziele. Für die Reiseveranstalter ist das eine feine Sache. Dank dieser Staffelung hat quasi zwischen Juni und September immer irgendjemand in Deutschland frei. Und da Familien ihren Sommerurlaub normalerweise in die Ferienzeit der Kinder legen, leeren sich Klassenzimmer und Büros gleichermaßen. Auch die deutsche Wirtschaft kann sich darüber nicht beklagen. Denn selbst wenn die Arbeit im Sommer etwas langsamer läuft, steht sie immerhin nicht komplett still wie in den Ländern, wo alle gleichzeitig frei machen. Auch auf deutschen Autobahnen wird im Sommer weiter gebaut. Das macht hingegen den Verkehr dann hier und da ein wenig langsamer.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Mehr als 900 Millionen Euro – Finanzministerium erwartet ab 2026 Mehreinnahmen durch globale Mindeststeuer: Die geplante Mindestbesteuerung für große Unternehmen soll diesen Betrag laut Gesetzesentwurf einbringen und verhindern, dass große Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen verschieben. „Gewinne in Deutschland zu machen und dann irgendwo anders fast keine Steuern zu zahlen – dieses Geschäftsmodell kommt zum Ende“, sagte der FDP-Politiker Lindner. „Konzerne, die auf unserem Markt Gewinne erzielen, müssen sich auch an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligen.“ Zu der Gesetzesintitiative haben sich 138 Staaten bereit erklärt. Künftig müssen demnach alle international agierenden Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsatz mindestens 15 Prozent Steuern zahlen. Darunter fallen früheren Angaben zufolge 600 bis 800 deutsche Firmen. Die Regelung ist unabhängig davon, wo die Gewinne entstehen. tagesspiegel.de

IEA – Mineralien und Metalle für Energiewende nicht ausreichend verfügbar: Laut Internationaler Energieagentur gibt es eine begrenze Verfügbarkeit bei gleichzeitiger Steigerung der Nachfrage. Die Nachfrage nach Materialien wie Lithium, Kobalt und Nickel ist demnach in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Die IEA verweist in ihrem Bericht auf eine unzureichende Diversifizierung bei der Verarbeitung. Die geografische Konzentration verschärfe sich weiter. Es müsse „viel mehr“ getan werden, um „sichere und nachhaltige“ Versorgungsketten zu gewährleisten, erklärte IEA-Chef Fatih Birol. merkur.de

Inflation belastet Verbraucher – Teuerungsrate steigt auf 6,4 Prozent. web.de

Berlin an der Spitze – Startup-Gründungen nehmen wieder Fahrt auf: Im ersten Halbjahr 2023 stieg die Zahl der Neugründungen um 16 Prozent, gemessen am zweiten Halbjahr 2022, auf knapp 1300, wie eine Studie des Bundesverbands Deutsche Startups zeigt. Vor allem die Hauptstadt sei nach dem Einbruch im vergangenen Jahr mit 40 Prozent mehr Neugründungen (262) zurückgekommen, Hamburg verzeichnet mit 90 Neugründungen prozentuell auch einen hohen Wert, hieß es. Mit dem Ukraine-Krieg verlief die Entwicklung zunächst aufgrund von steigender Zinsen und Unsicherheit in der Wirtschaft negativ. Investoren hielten sich zurück, Startups strichen reihenweise Jobs. Bemerkenswert sei, dass sich im Ranking der Gründungen pro Kopf Karlsruhe, Darmstadt und Heidelberg als drei forschungsnahe Standorte unter den Top-Fünf befänden. Das zeige das Potenzial jenseits von Startup-Hotspots wie Berlin und München. n-tv.de

Neue Anti-Geldwäsche-Behörde BBF wird Hauptsitz in Köln und Nebensitz in Dresden haben: Die Bundesrepublik gilt für Kriminelle als Paradies für Geldwäsche, dagegen möchte Bundesfinanzminister Christian Lindner etwas mit einem neuen Bundesamt zur Bekämpfung von Finanzkriminalität unternehmen, dass seinen Sitz in beiden Städten haben wird. Für die Auswahl spreche, dass die Anti-Geldwäsche-Einheit Financial Intelligence Unit und die Zentralstelle für Sanktionsdurchsetzung, die beide in die neue Bundesbehörde überführt würden, bereits in Köln beziehungsweise in Dresden ihren Sitz hätten. rnd.de

Keine Einigung mit Russland über Verschiffung von Getreide. finanzblatt.net

Gegen den Fachkräftemangel – Kretschmer schlägt eine Stunde mehr Arbeit pro Woche vor: Der Ministerpräsident Sachsens sagte, „Viele Ukrainer verwundert schon, dass ihnen in den Jobcentern und Arbeitsagenturen gesagt wird, es sei in Ordnung, dass sie erstmal Bürgergeld bezögen und Sprachkurse machten und sich später Arbeit suchten“. Seiner Meinung nach sollte dagegen der Standard üblich sein, Sprach- und Integrationskurse neben einer Beschäftigung zu absolvieren. Die eine Stunde Mehrarbeit gegen den Fachkäftemangel begründete er: „“Wenn wir die Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung in der Zeit des demografischen Wandels stabilisieren wollen, müssen wir mehr leisten und länger arbeiten.“ freiepresse.de

Schufa will von sich aus über negative Einträge benachrichtigen: Die Wirtschaftsauskunftei Schufa will Verbraucher künftig von sich aus informieren, wenn es in ihren Daten einen negativen Eintrag gibt. Um die kostenlose Datenabfrage, die bis zum Jahresende verfügbar sein soll, nutzen zu können, müssten sich Verbraucher bei der Schufa-App Bonify registrieren, sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz der Wochenzeitung „Die Zeit“. Zur Offenlegung des geheimen Algorithmus, mit dem die Schufa die Bonität von Verbraucherinnen und Verbrauchern bewertet, sagte Birkholz, erst wenn alle anderen Auskunfteien dies auch täten, „können wir darüber reden“. Die Schufa hat nach eigenen Angaben Daten über rund 68 Millionen Menschen gesammelt und bildet auf deren Basis den Score. n-tv.de

RAT UND TAT

Das Paket liegt öfter vor der Haustür: Von DPD heißt es, dass die Anzahl entsprechender digitaler Einwilligungen mit der Corona-Pandemie sprunghaft angestiegen sei: Von 2019 bis 2022 habe sich die Zahl verdoppelt. Bei GLS waren es 2020 monatlich 220.000 erteilte Abstellgenehmigungen, inzwischen liegt der Wert bei bis zu 550.000. Eine Hermes-Sprecherin berichtet von einer sechsstelligen Anzahl von Kundinnen und Kunden, die pro Tag diese Funktion nutzen. Der Marktführer DHL legt jeden Monat 40 Millionen Sendungen ab, Tendenz steigend. DHL bietet nun an, dass Verbraucher ein Paket – etwa eine Retoure – vor ihre Tür legen und der Paketbote dieses dann mitnimmt, wenn der Verbraucher nicht daheim ist. Überall ist die Ablage allerdings nicht sinnvoll. So sagt eine Hermes-Sprecherin, dass es sich um einen frei zugänglichen, sicheren und wettergeschützten Platz handeln sollte wie eine Garage oder ein Carport. Treppenhäuser beispielsweise seien nicht zu empfehlen, da hier verschiedene Personen Zugang haben. Ausserdem haften die Firmen nicht bei Diebstahl oder Beschädigung wenn das Paket unaufbesichtig am Ablageort liegt. tagesschau.de

Baupreise steigen weiter: Die Steigerung hat sich zwar etwas abgeschwächt, besonders stark verteuert haben sich aber Heizungsanlagen, Arbeiten am Dach und Erdarbeiten. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stiegen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im Mai um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im vorherigen Berichtsmonat Februar war noch ein Anstieg innerhalb eines Jahres um 15,1 Prozent verzeichnet worden. Gegenüber Februar legten die Preise im Mai noch um 0,8 Prozent zu. Auch wegen der gestiegenen Kosten erwartet das ifo-Institut einen starken Rückgang im Wohnungsbau. In diesem Jahr dürften lediglich rund 245.000 und 2024 sogar nur 210.000 Wohnungen und in 2025 nur 200.000 Wohnungen in neuen Gebäuden fertiggestellt werden. Das wäre nur halb so viel wie von der Bundesregierung als Ziel ausgegeben. tagesschau.de

Familienministerium spricht von „Bestandschutz“: Elterngeld wird nur für Gutverdiener bei Geburten ab Januar 2024 gestrichen: Nach geäußerter Kritik stellt das Ministerium klar, dass die Regelung zur Streichung des Elterngeldes ab einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von über 150.000 Euro nicht rückwirkend sein, sondern erst für Geburten ab dem 1. Januar 2024 gelten soll. Die Grenze liegt bisher bei 300 000 Euro, ursprünglich hatte Familienministerin Paus mit 150.000 Euro eine niedrigere Grenze gefordert. Wer bereits Elterngeld oder Elterngeld plus bezieht, hat weiter Anspruch darauf. Der Sprecher des Ministeriums sprach demnach von „Bestandsschutz“. Paus sagte, sie habe „auf keinen Fall die Höhe des Elterngeldes“ insgesamt kürzen wollen. Andere Spielräume für Einsparungen habe sie nicht gehabt. tagesspiegel.de

Immobilien für die Rente – So wird Beton wieder flüssig: Für etwa 60 Prozent aller Menschen, die hierzulande älter als 65 Jahre sind, ging der Plan auf: Sie leben heute in ihrem Eigenheim. Die meisten Objekte dürften dank des jüngsten Immobilienbooms stark im Wert gestiegen sein. Eine ZEW-Studie aber zeigt: Rund 420.000 dieser älteren Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer sorgen sich dennoch um ihre Finanzen. Denn wenn der Großteil des Vermögens im Haus steckt und die Rente gering ausfällt, kann das Geld im Alltag knapp sein. Mit verschiedenen Modellen der Altersfinanzierung über Immobilien können Rentnerinnen und Rentner ihr Haus zu Geld machen, ohne ausziehen zu müssen. Wenn Verbraucher kein günstiges Darlehen bekommen, können Modelle wie die Leibrente, Rückmietkauf oder der Teilverkauf sinnvoll sein. Der Versicherungskonzern Allianz bietet Immobilienbesitzern im Alter von mindestens 60 Jahren zum Beispiel ein Darlehen in Höhe von bis zu 40 Prozent des Verkehrswertes der Immobilie an. Bei einem Darlehen über 100.000 Euro und einer Laufzeit von 20 Jahren ergibt sich daraus eine monatliche Belastung von 136,67 Euro, der Zins beträgt effektiv 1,66 Prozent, die Tilgungsraten entfallen. Der große Vorteil gegenüber den anderen Modellen: Die Senioren bleiben Eigentümer der Immobilie. spiegel.de

ANGEZÄHLT

Einer PWC-Stude zufolge bleibt der Kauf vor Ort im Geschäft trotz Online-Geschäften beliebt. Im Internet wird viel recherchiert, aber 34 Prozent kaufen mindestens wöchentlich im Geschäft vor Ort ein. Der weltweite Schnitt liegt mit 41 Prozent sogar noch ein Stück höher. Für knapp die Hälfte der deutschen Verbraucher spielt das Smartphone eine wichtige Rolle für die Produktrecherche im Vorfeld. Immerhin fast jeder Vierte tätigt mindestens einmal pro Woche einen Einkauf über das Gerät. wuv.de

ZITAT DER WOCHE

„Deren Ersparnisse sind aufgebraucht, deshalb kommen sie zu uns.“

Sabine Werth, die vor 30 Jahren in Berlin die erste Tafel Deutschlands gründete und seitdem dort den Vorsitz der Tafel innehat. „Die Tafeln sind ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen“ stellt sie fest. Sie sehen sich am Limit: lange Schlangen vor den Läden, Aufnahmestopps bei den Kunden, hohe Infrastrukturkosten. Dabei wächst die Zahl von Menschen aus der Mittelschicht, die auf günstige Lebensmittel angewiesen sind. rheinpfalz.de

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Politbriefing: G7 machen der Ukraine Sicherheitszusagen + Heide Simonis gestorben + EU-Parlament stimmt für umstrittenes Renaturierungsgesetz + Deutschland liefert keine Eurofighter an Saudi-Arabien + Lindner plant Steuersenkungen für Unternehmen + Lauterbach stellt Programm gegen Long Covid vor. politbriefing.de

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ZULETZT

Taylor Swift – Ticketmaster stoppt Karten-Vorverkauf in Frankreich: Mehr als eine Million Fans versuchten Frankreich-Tickets für Taylor Swifts „Eras“-Tour beim Vorverkauf zu ergattern und legten dadurch die Webseite von Ticketmaster lahm, woraufhin der Presale erst einmal in Frankreich abgebrochen wurde. Obwohl Ticketmaster diesmal mithilfe von Presale-Codes genau dieses Szenario einer Überlastung der Seite unterbinden wollte, passierte letztlich genau das. Ticketmaster äußerte sich mittlerweile zu dem Vorfall und erklärte, dass noch nicht verwendete Presale-Codes ihre Gültigkeit beibehalten. Frankreich ist nicht der erste Fall mit dieser Problematik, denn so etwas ähnlich ereignete sich bereits im vergangenen November in den USA. Auch hier stürzte die Ticketmaster-Webseite beim Vorverkauf ab und kostete viele Fans ihre Konzert-Karten. musikexpress.de