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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Göring-Eckhardt rechnet langfristig mit sinkenden Strompreisen nach Atomausstieg, Kreditversicherer rechnet mit mehr Firmenpleiten, Heil will gesetzlichen Mindestlohn erhöhen
Wirtschaftsperspektiven in der Kalenderwoche 15, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

„Mehr oder weniger arbeiten in der Stahlindustrie“ – Pro und Contra Vier-Tage-Woche

Die IG-Metall hat angekündigt, in der nächsten Tarifrunde auch für die Stahlbranche die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich zu fordern. Die Arbeitszeit soll dann von bisher 35 auf nur noch 32 Stunden fallen. In einem anderen Modell könnten dagegen lediglich die Stunden von fünf Tagen auf vier Arbeitstage umverteilt werden. Ziel ist dabei immer, in vier Tagen genauso viel zu schaffen wie in fünf. Auf Arbeitgeberseite gibt es wenig Verständnis für eine verkürzte Arbeitszeit. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat vergangenes Jahr sogar noch gefordert, die Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden zu erhöhen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft sieht, dass das Einführen der Vier-Tage-Woche auf breiter Front den Fachkräftemangel verstärken würde. Eines ist jedenfalls sicher: Durch den enormen Mangel an Arbeitskräften dürften Arbeitnehmer und Gewerkschaften bei Verhandlungen am längeren Hebel sitzen. Wenn nicht weniger gearbeitet werden kann, dann kommen bestimmt Forderungen nach kräftigen Lohnzuwächsen. Ein Vorteil für den Stahlstandort Deutschland?

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Göring-Eckardt rechnet mit sinkenden Strompreisen nach Atomausstieg: Die Bundestagsvizepräsidentin erwartet perspektivisch sinkende Preise. „Der Strompreis wird natürlich günstiger werden, je mehr Erneuerbare wir haben“, sagte Göring-Eckardt. „Wind und Sonne, die kriegen wir immer zum Nulltarif. Da brauchen wir die Anlagen und die Netze, und deswegen ist das das Entscheidende.“ Atomkraft dagegen sei „teuer, sowohl in der Herstellung, in der Produktion, als auch danach“. Damit verwies sie auf die Endlagerung des radioaktiven Materials. Dagegen warnt die Deutsche Industrie- und Handelskammer vor einem Standortnachteil für Deutschland. Es drohten steigende Kosten und Probleme bei der Energieversorgung. „Trotz gesunkener Gaspreise bleiben die Energiekosten für die meisten Betriebe in Deutschland hoch“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian der „Rheinischen Post“. Zugleich sei Deutschland beim Thema Versorgungssicherheit auch langfristig „noch nicht über den Berg“. Am 15. April 2023 werden die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz abgekoppelt. welt.de

Die sparsamen Deutschen: deutlich weniger Erdgas und Strom im Winter verbraucht. rnd.de

Kreditversicherer erwartet deutlich mehr Firmenpleiten: Weil aufgrund der Bankturbulenzen viele Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger werden, könnten Unternehmen in Schwierigkeiten kommen, mehr Insolvenzen wären die Folge. Diese Prognose geben Experten. Der Kreditversicherer Allianz Trade befürchtet für 2023 einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 22 Prozent und erhöhte damit seine bisherige Prognose von 15 Prozent. „Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten“, sagte Milo Bogaerts, Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das komme für einige Firmen zur Unzeit, denn es würden zunehmend Kredite der staatlichen Förderbank KfW aus der Coronapandemie fällig. Zusätzlich sinken die Profite aufgrund höherer Energiepreise. Steigende Kosten beim Wareneinsatz sowie bei Löhnen belasteten zusätzlich. spiegel.de

Heil will Mindestlohn deutlich erhöhen: Der Bundesarbeitsminister möchte den Mindestlohn ab Januar 2024 deutlich anheben. Die Mindestlohnkommission werde ihm im Sommer einen Vorschlag machen. Heil begründete eine spürbare Erhöhung des Mindestlohns mit der hohen Inflation und ordentlichen Tariferhöhungen. Der Mindestlohn stieg über mehrere Stufen zum 1. Oktober 2022 auf 12,00 Euro an. Für die Ankündigung gab es Kritik seitens der zuständigen Tarifkommission und der FDP. Heil „sabotiert die Arbeit der unabhängigen Mindestlohnkommission“, kritisierte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter. „Staatslohnsetzung statt Tarifpolitik scheint die Maßgabe aus dem Arbeitsministerium zu sein“. n-tv.de

Mobilität für junge Menschen – Landkreise in Bayern bezuschussen Taxifahrten: Damit junge Menschen in ländlichen Regionen unproblematisch abends ausgehen können, bezuschussen einige Landkreise und Städte in Bayern nächtliche Taxi-Fahrten. Der Bayerische Jugendring sieht das jedoch skeptisch. Denn: Trotz der Subventionierung durch die Kommunen seien die Taxifahrten immer noch teurer als ein Busticket. „Nur Jugendliche aus entsprechend wohlhabendem Elternhaus können sich so ein Angebot leisten“, sagte eine Sprecherin. Grund für das Angebot sind vor allem abends schlechten Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr in den ländlichen Gebieten. heise.de

Konsum auf Rekordstand: Es wird wieder mehr Kaffee getrunken.: tagesschau.de

Unternehmer schickt Schlägertrupp: „Schlaglicht auf katastrophale Arbeitsbedingungen“: Truckerstreik osteuropäischer Fahrer in Darmstadt erreicht Politik. rnd.de

Der deutsche Mittelstand hat Frühjahrszuversicht: Laut KFW verbessert sich das Geschäftsklima im Mittelstand. Die Stimmung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland hellt sich nach der Winterflaute weiter auf. Ihr Geschäftsklima stieg im März um 4,9 Zähler zum Februar auf -3,2 Saldenpunkte – so das Mittelstandsbarometer des KFW. „Die größten Konjunktursorgen haben sich zerstreut und im Mittelstand kehrt die Zuversicht vorsichtig zurück“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Auch die Führungskräfte im Mittelstand selbst beurteilen ihre Lage mittlerweile wieder besser. „Gleichwohl bleiben die Bauunternehmen mit Abstand das Schlusslicht unter den Mittelständlern“, erklärte die KfW. Schwerpunkt der Tätigkeit sei der Wohnbau, der aktuell wegen des raschen Zinsanstiegs und der hohen Materialkosten besonders leide. spiegel.de

Verkauf des Hamburger Containerterminals könnte noch scheitern: Eigentlich war der Verkauf schon konkret anvisiert, ein vorangegangener Streit über eine chinesische Beteiligung beendet. Die finale Genehmigung aus Berlin ist aber immer noch nicht da – und sie wird vielleicht auch nie erteilt. Denn das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie stuft das Terminal als kritische Infrastruktur ein. Die entsprechende Änderung der Kritis-Verordnung war schon zum Zeitpunkt des Kabinettsbeschlusses gefallen. Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge könnte die Entscheidung des Kanzleramt mit den Ressorts Wirtschaft, Innen und Finanzen die chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen kippen. Eine Bestätigung hierfür gibt bislang nicht. spiegel.de

Preise steigen langsamer: Ifo erwartet weiteren Rückgang der Inflation. spiegel.de

Einstige Kultfirma in akuten Geldnöten: Tupperware vor dem Aus? Mit bunten Boxen jahrzehntelang erfolgreich, jetzt fast pleite pnp.de

RAT UND TAT

Tesla senkt zum zweiten Mal im laufenden Jahr die Preise für alle Fahrzeuge Bei den teureren Tesla Modellen S und X fällt der Preis um jeweils 5000 US-Dollar. Außerdem gibt es eine neue Basisversion des Modells Y, die für knapp 50 000 Dollar aufwärts erstanden werden kann. Schon im Januar hatte Tesla die Preise gesenkt. Firmenchef Elon Musk hatte zuletzt seine Bereitschaft erklärt, zugunsten steigender Absatzzahlen auf Profitabilität zu verzichten. Dennoch stiegen die Absatzzahlen im ersten Quartal nur um 4 Prozent. Auch eine im März durchgeführte Preissenkung nur für die Modelle S und X zeigte kaum Erfolg. finanzen.net

Bericht über Datenschutzverstoß: Tesla-Mitarbeiter teilten private Bilder aus Kundenautos. t-online.de

Beliebte Urlaubsziele werden immer teurer. Einhergehend mit einem wachsenden Interesse der Kunden nach Reisen ähnlich dem Vor-Corona-Niveau sind die Preise für Pauschalreisen zu beliebten Zielen in diesem Sommer besonders hoch. Einer Auswertung vom Reiseportal Holidaycheck im Auftrag von ARD-Plusminus zufolge sind Pauschalreisen nach Spanien, Griechenland oder Portugal in diesem Sommer rund 20 bis 30 Prozent teurer als noch 2019. Auch die Preise für Urlaubsziele wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten, die bislang als eher günstige Destinationen galten, haben sich deutlich erhöht. Pauschalreisen sind dort zwischen 35 und 50 Prozent teurer als vor Corona. Ursachen dafür sind unter anderem die Inflation in mehreren Urlaubsländern und vor allem die teureren Flugpreise.Besonders kostspielig sind in diesem Jahr die klassischen Fernreiseziele wie die Dominikanische Republik oder Thailand. tagesschau.de

„Der Markt hat sich geändert“: Nüchternes Stuttgart löst hippes Berlin als Start-up-Hauptstadt ab: In einer von dem Unternehmen Business Name Generator veröffentlichten Rangliste wurden die Startbedingungen für Gründer in den größten deutschen Städten untersucht. München landet darin auf Platz vier, Berlin sogar nur auf Platz zehn, Gewinner ist Stuttgart, denn in keiner anderen deutschen Großstadt herrschen laut Liste bessere Startbedingungen für Gründer als hier. Der Standort werde unterschätzt, sei „gerade für den B2B-Bereich sehr interessant“ sagt Ann-Kathrin Stärkel vom ortsansässigen Start-up Flip. Klar, Mercedes, Bosch und Porsche „sitzen quasi die Straße runter“. Mit Stihl, Kärcher oder auch Hugo Boss sind noch viele weitere bedeutende Firmen angesiedelt. Stuttgart punktete bei der Rangliste vor allem beim hohen Bruttoinlandsprodukt und der niedrigen Gewerbesteuer. „Der Markt hat sich geändert“, sagte Stärkel der WirtschaftsWoche. „Die Finanziers setzen nicht mehr nur auf Wachstum um jeden Preis, sondern auch auf solide Geschäftsmodelle, die schnell profitabel werden können“ sagt die Flip-Gründerin. op-online.de

Hamburgs Justizsenatorin fordert schärferes Mietrecht: Anna Gallina schlägt dem Bund ein Maßnahmenpaket vor, das verschiedene Initiativen des Senats zusammenfasst. Konkrekt geht es um vier Maßnahmen: Indexmieten, die an die Inflation gekoppelt sind, brauchen bundesweit einen Deckel. Mieterinnen und Mieter sollen künftig zu viel bezahltes Geld einfacher zurückerhalten, wenn die Vermieterin oder der Vermieter die Mietpreisbremse ignoriert hat. Bei Eigenbedarf will die Senatorin den Personenkreis der Berechtigten verkleinern und die Kündigungsfrist für Betroffene verlängern. Schließlich sollen Mieterhöhungen innerhalb von drei Jahren 11 Prozent nicht überschreiten – aktuell sind es in Großstädten 15 Prozent. Ende Mai werden Gallinas vier Punkte Thema der Justizministerkonferenz sein. ndr.de

ANGEZÄHLT

Arbeitsminister Heil möchte, dass Postboten keine Pakete über 20 Kilo mehr schleppen brauchen. „Pakete, die mehr als 20 Kilogramm wiegen, müssen dann künftig durch Speditionen mit zwei Personen zugestellt werden“, sagte Heil. „Hier geht es um die Gesundheit von Menschen, die mit ihrer Arbeit unseren Alltag erleichtern und das Land am Laufen halten.“ Viele Postboten erleiden Bandscheibenvorfälle. Eine solche Gewichtsbegrenzung hatte auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefordert. rp-online.de

ZITAT DER WOCHE

„Wir stehen also vor einer Art Liquiditätskrise für die armen Länder und auch vor dem längerfristigen Problem, woher das Wachstum kommen soll.“

Weltbank-Präsident David Malpass bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Es brauche vor allem Produktivität in diesen Ländern, um Wachstum zu generieren. „Die Sterne stehen im Moment nicht günstig, um das zu erreichen“, so Malpass. Benötigt würden dringend politische Veränderung und mehr Investitionen, vorrangig in kleinere und neue Unternehmen, „Wenn wir in einer Welt leben, in der Menschen in andere Länder auswandern müssen, um Zugang zu Kapital zu haben, ist das eine Herausforderung.“ tagesschau.de

WEITERE NEWSLETTER

Politbriefing: Enthauptungsvideo + Nawalny + Cannabis-Legalisierung + Baerbock in China + Notaufnahme-Gebühr + Cosco-Einstieg am Hamburger Hafen + Höchste Zahl toter Geflüchteter im Mittelmeer seit Jahren + Biden in Nordirland + EU und USA verurteilen Luftangriffe auf Oppositionelle in Myanmar. politbriefing.de

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Defensio Report: Geleakte Ukraine-Dokumente kamen über Gameserver + Deutsche Politiker kritisieren Macron-Aussagen + Russland startet Militärmanöver in Arktis + Lukaschenko bittet Russland um Schutz + Bundeswehr plant Aufrüstung gegen Drohnen. defensio.report

ZULETZT

29-Jähriger findet beim Entrümpeln Goldbarren und Goldmünzen: Gold im Wert von mehr 135.000 Euro fand ein Mann bei einer Wohnungsentrümplung in Heidelberg. Er gab den Schatz bei der Polizei ab. Woher das Gold ursprünglich stammt, ist bis jetzt unbekannt. Ist es Diebesgut, bekommt der Mann einen Finderlohn, nach den allgemeinen Regeln für Fundsachen darf er den Schatz vielleicht sogar ganz behalten, wenn sich nach sechs Monaten kein Besitzer ermitteln lässt. spiegel.de

„Oleato“ erntet Kritik: Starbucks-Getränk geht bei manchen Kunden nach hinten los – Toilettenbesuche sind oft die Folge. t-online.de