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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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EU will Sanierungspflicht für alte Gebäude, Bundesverwaltungsgericht weist Rosneft-Klage ab, Ifo erwartet noch weitere Zinserhöhungen
Wirtschaftsperspektiven in der Kalenderwoche 12, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

Titel

„Trauriger Rekord in Deutschland“ – Krankenstand kostet Milliarden

Der Rekord-Krankenstand im vergangenen Jahr dürfte die Wirtschaft mehr als 40 Milliarden Euro gekostet haben. Das Kieler Instituts für Volkswirtschaft kommt in einer Untersuchung zu diesem Ergebnis. Die Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt statt um 1,8 Prozent zwischen 2,5 und 2,9 Prozent hätte zulegen können. So fehlten laut Studie Arbeitnehmer im Jahr 2022 durchschnittlich rund 91 Stunden, 2021 waren es nur 68 Stunden je Arbeitnehmer. Das soll der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung gewesen sein. Ursache waren in erster Linie Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten. Ein Teil des Zuwachses beim Krankenstand geht auf die elektronische Meldung der Krankschreibungen zurück. Seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen von Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von der Versicherten selbst eingereicht werden. Das erhöht die Meldegenauigkeit, da die gelben Arbeitsunfähigkeits-bescheinigungen nicht mehr verloren gehen können oder nicht mehr vergessen werden, zu übermitteln. Da beschert uns das digitale Zeitalter also einen neuen Rekord, auf dem wir wirtschaftlich gern verzichtet hätten.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

EU-Parlament will Sanierungspflicht für alte Gebäude: Mit großer Mehrheit hat das Parlament beschlossen, dass bis 2033 alle Gebäude eine mittlere Effizienzklasse erreichen sollen. Dies sei ein entscheidender Schritt hin zu weniger CO2 und damit zu den Klimaschutzzielen der EU. Schließlich verursachten die Immobilien in ganz Europa mehr als zwei Drittel aller Kohlendioxid-Emissionen. Also müsse auch die Gebäudewirtschaft ihren Beitrag leisten, erklärte EU-Klimakommissarin Kadri Simson. Es gibt mehrere Effienzklassen, die so zugeordnet werden, dass erkennbar ist, welche Immobilien als erstes modernisiert und besser wärmeisoliert werden sollen, weil sie am schlechtesten abschneiden. Zudem ist vorgesehen, dass Neubauten ab 2028 beim CO2-Ausstoß als Null-Emissionsgebäude errichtet werden. tagesschau.de

Bundesverwaltungsgericht weist Rosneft-Klage ab: Der russische Ölkonzern Rosneft hatte gegen die Treuhandverwaltung zweier deutscher Tochterfirmen des Unternehmens geklagt. Die Anordnung durch das Bundeswirtschaftsministerium sei rechtmäßig gewesen, entschied das Gericht in Leipzig und wies damit die Klage von Rosneft zurück. Die Unternehmen der Treuhandverwaltung sind Mehrheitseigner der wichtigen PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt. Der Bund hatte die Treuhandverwaltung mit einer drohenden Gefahr für die Versorgungssicherheit in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine begründet. Das Unternehmen war laut des Bundeswirtschaftsministeriums nach den Sanktionen gegen Russland in große Schwierigkeiten geraten. Der russische Mutterkonzern habe außerdem Liquidität abziehen wollen. n-tv.de

Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta entlässt weitere 10.000 Mitarbeiter. t-online.de

Scheinarbeit – Google und Meta mit Tausenden Mitarbeitern, die nichts zu tun hatten: Zum Teil sollen diese Stellen dazu dienen, die Einstellungs-Metrik in die Höhe zu treiben und das Unternehmen gut aussehen zu lassen. In einigen Fällen sollen so aber auch talentierte Mitarbeiter von der Konkurrenz ferngehalten werden. t3n.de

Wirtschaftliche Zusammenarbeit: Iran und Belarus wollen diplomatische Beziehungen ausbauen. spiegel.de

Ifo erwartet noch vier Zinserhöhungen der EZB bis auf einen Leitzins von 4,5 Prozent – Risiken durch Fall der Silicon Valley Bank: Der Zinsgipfel mit 4,5 Prozent werde Mitte des Jahres erwartet. Das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert zudem, dass die EZB die Leitzinsen in jeweils zwei Schritten von 0,5 Prozentpunkte im März und Mai, sowie danach noch zweimal um jeweils 0,25 Prozentpunkte anhebt, sagte Konjunkturchef Timo Wollmershäuser bei der Vorstellung Ifo-Frühjahrsprognose für die deutsche Konjunktur in Berlin. Direkte Auswirkungen der jüngsten Banken-Turbulenzen in den USA erwartet das Ifo-Institut nicht. Am heutigen Donnerstag soll die Europäische Zentralbank den aktuellen Leitzins von 3,0 Prozent um 0,5 Prozent anheben. Schon vor der Anhebung haben sich die Bauzinsen auf 4,05 Prozent erhöht. businessinsider.de

Habeck will deutsch-brasilianischen Aufbruch: Neben Gesprächen um einen Abschluss des Handelsabkommens der EU mit den südamerikanischen Staatenbund Mercosur interessierte den Wirtschaftsminister beim Treffen anlässlich der deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage Brasiliens Stärke bei erneuerbaren Energien und ihr Potenzial für eine Wasserstoff-Produktion. In dem Zusammenhang lobte Robert Habeck das Land: „Brasilien hat nach der Wahl sich klar bekannt, Nachhaltigkeit, aber auch Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte ganz oben auf die politische Agenda zu setzen“. Bei dem Freihandelsabkommens sieht er eine Chance, dieses zum Abschluss zu bringen, aber Wachstum und Wohlstand sowie der Schutz natürlicher Ressourcen müssten zusammengehen, sagte er mit Blick auf den Schutz des Regenwalds. freiepresse.de

Bund der Steuerzahler kritisiert hochdotierte Stellen in den Ministerien. deutschlandfunk.de

Brexit-Folge: Experten halten weitere Engpässe in Großbritannien für wahrscheinlich spiegel.de

Galeria schließt laut Betriebsrat 52 Filialen: Zur Rettung des Unternehmen und nach mehrere Krisen über die letzten Jahre hinweg sieht sich der Konzern zu diesem drastischen Schritt veranlasst. Von aktuell noch 129 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof mit insgesamt rund 17.400 Beschäftigten sollen 52 Häuser schließen, teilte der Gesamtbetriebsrat der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit. Über 5000 Menschen drohe die Kündigung. Ende Oktober hatte Galeria Karstadt Kaufhof zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. spiegel.de

Streik abgewendet – Tarifeinigung bei der Deutschen Post: Über die Einigung nach vier „extrem schwierigen Verhandlungen“ laut Deutscher Post muss noch abgestimmt werden. Die 160.000 Mitarbeiter sollen eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1020 Euro netto im April und monatlich 180 Euro netto von Mai 2023 bis März 2024 erhalten. Zusätzlich werden demnach die monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten über alle Entgeltgruppen ab dem 1. April 2024 um 340 Euro erhöht, was über alle Einkommensgruppen hinweg eine durchschnittliche Erhöhung von 11,5 Prozent bedeutet. tagesschau.de

Lindner lehnt haushaltspolitischen Kurs der EU-Kommission ab. table.media/europe

Die deutschen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland wehren sich gegen den Huawai-Bann. table.media/china

RAT UND TAT

Mehr Verbraucherschutz – EU-Kommission setzt auf Strom-Festpreise: Durch die kommende Strompreisreform sollen Kunden in der EU finanziell entlastet werden. Zudem soll der Ausbau Erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Laut den Entwürfen spricht sich die Kommission dafür aus, die Verbraucher durch mehr Festverträge mit stabilen, langfristigen Preisen abzusichern. So könnten Verbraucher sich sowohl für sichere, langfristige Preise als auch für Verträge mit sich verändernden Preisen entscheiden, wenn sie Preisschwankungen ausnutzen wollen. Aber es soll auch ein Recht auf Festpreisverträge geben. Mit der Reform werde „die Auswirkung des Gaspreises auf den Strompreis drastisch gesenkt“, so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dafür könnten „die Verbraucher von den billigeren Erneuerbaren Energien profitieren“, sagte sie. tagesschau.de

Sorge vor strengem Winter – Deutsche sparen kaum mehr Gas: Ende Januar waren die deutschen Gasspeicher noch zu 79 Prozent gefüllt. Der Verbrauch war aber im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt des witterungsbedingten Verbrauchs 2 Prozent höher.“Damit lassen sich zum ersten Mal seit April 2022 keine verhaltensbedingten Einsparungen mehr nachweisen“, sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die milde Witterung in diesem Winter hatte eine Mangellage verhindert. Bedeutet aber auch: „Ein strenger Winter 2023/24 könnte schnell zur ernsten Belastungsprobe werden“, sagt der Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft – von einer möglichen Sabotage an Pipelines gar nicht zu reden. Dennoch – mit der Fertigstellung dreier LNG-Terminals und dem Bau von drei weiteren steige die Versorgungssicherheit. n-tv.de

Lieferengpässe sorgen weiter für Lücken in Supermarktregalen: Aufgrund der weiter anhaltenden Preiskämpfe zwischen den Supermarktketten und den Herstellern kommt es immer noch zu Lücken im Angebot der Geschäfte. Das geht aus einer IFO-Umfrage hervor. Damit ist die Lebensmittelbranche stärker von dem Problem der Engpässen betroffen, als jede andere Branche. Im Februar klagten 85,7 Prozent der befragten Unternehmen darüber, wie das Münchner IFO-Institut zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Im Januar waren es sogar 95,6 Prozent. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen preissensitiver ein und sind auf der Suche nach guten Angeboten eher bereit, mehrere Geschäfte aufzusuchen und Einkäufe aufzuteilen“, sagte IFO-Handelsexperte Patrick Höppner. Abseits der Lebensmittel sind die Engpässe insbesondere im Fahrradhandel stark zurückgegangen: Nur noch gut jeder vierte Händler ist betroffen. n-tv.de

Ebay-Rabattaktion für Bücher ist zulässig: Zwar gibt es in Deutschland die Buchpreisbindung, die eine Existenzsicherung für Buchhändler und Buchverlage darstellt, dennoch war eine Rabatt-Aktion der Online-Plattform Ebay aus dem Advent 2019 zulässig, in der Ebay-Kunden Bücher zu nur 90 Prozent des offiziellen Laden-Preises erworben konnten. Denn Ebay hatte die Bücher über den Buchhandel und nicht direkt verkauft – und die restliche 10 Prozent selbst gezahlt. Das hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit Urteil vom 14. März 2023 entschieden und damit eine Klage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels abgewiesen. juraforum.de

Unwetterschäden: Länder drängen auf Pflichtversicherung für Hauseigentümer. tagesschau.de

ANGEZÄHLT

Der Import von russischen Öl nach Deutschland ist aufgrund des Ölembargos um 99,9 Prozent zurückgegangen. Als Ausgleich dienen Lieferungen aus Norwegen – das den größten Anteil am Import hat – Großbritannien und Kasachstan. Im Januar kamen nur noch 3.500 Tonnen an, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich dazu wurden im Januar 2022, dem Monat vor dem russischen Angriff auf die Ukraine, 2,8 Millionen Tonnen Öl importiert. zeit.de

ZITAT DER WOCHE

„Wir brauchen kein Machtwort vom Kanzler“

Bundesfinanzminister Christian Lindner zum Haushaltsstreit in der Ampel. Ein Aufweichen der Schuldenbremse werde es mit ihm nicht geben, sagte er. Die Ministerien müssten einige ihrer Ausgabenwünsche streichen. Es gibt Uneinigkeiten über den Etat. „Wir sind in einer schwierigen Lage“, meinte Lindner im Bericht aus Berlin und versprach: „Ich werde jetzt das Problem lösen.“ tagesschau.de

WEITERE NEWSLETTER

Politbriefing: Telefonat zu Drohnenabsturz + Deutschland schafft Klimaziel 2022 knapp + Gipfel zu Flüchtlingskosten am 10. Mai + Schwere Ausschreitungen vor Frankfurt-Spiel in Neapel + Schweizer Nationalbank sichert Credit Suisse im Ernstfall Finanzspritze zu + Netanjahu verkürzt Berlin-Besuch + Polizei in Wien warnt vor Anschlagsplan. politbriefing.de

Defensio Report: Russischer Kampfjet rammt Drohne + USA liefern Australien Atom-U-Boote + Neuer Generalinspekteur und Staatssekretär + Aus für Nationalen Sicherheitsrat + Schweiz verbietet Weitergabe von Waffen an die Ukraine. defensio.report

Berlin Bubble: Lewis Koski (METRC) zur Cannabislegalisierung + Böll-Stiftung zur Massenpolitisierung + Ipsos zur Wiedereinführung der Wehrpflicht + OMR zu SEO + Ingrid Hofmann zur Wertschätzung für Unternehmen. berlinbubble.de

ZULETZT

Dieses Kult-Kaugummi gibt es nicht mehr zu kaufen: Eigentlich gehören Wrigley’s Kaugummis zum Standardsortiment an den Kassen jedes Supermarktes und in den Kiosken. Der Konzern Mars, dem die Marke gehört, hat sich aber nun dazu entschieden, seine Produktauswahl in Deutschland stärk einzuschränken. Mars begründet diesen Schritt mit „rückläufigen Entwicklungen“. Der Konzern nehme „das komplette Streifen- und Ministreifen-Kaugummisortiment“ aus dem Portfolio, erklärte eine Pressesprecherin auf Anfrage. Betroffen seien auch die Streifenkaugummis der Marken Extra und Orbit. Nur noch Kaugummidragees bleiben übrig. Die Entscheidung, Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, werde von der Marketingabteilung des Konzerns getroffen, heißt es weiter. Man folge auf Basis von Verkaufszahlen den neuesten Trends in der Branche. rp-online.de