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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Handwerk ist Motor der Konjunktur, Auftragsplus für Industrie + Vorrang für grüne Technologien, CO2-Speicherung unter der Nordsee, Entgeltgleichheit
Wirtschaftsperspektiven in der Kalenderwoche 10, 2023
herausgegeben von Mario Schmidt, kuratiert von Dietmar Sittek

Winter(rezession) adé? – Größtes Produktionsplus seit Mitte 2020

Bau, Energieversorger und auch die Industrie haben im Januar zusammen 3,5 Prozent mehr hergestellt als im Vormonat. Das ist der höchste Zuwachs seit Sommer 2020. Sinkende Energiepreise, nachlassende Materialengpässe und der milde Winter haben diese überraschende Entwicklung begünstigt. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet. Für das laufende erste Quartal gingen Volkswirte bislang vom zweiten Minus-Quartal in Folge aus, womit Deutschland in eine sogenannte technische Rezession abrutschen würde. Die aktuellen Ergebnisse lassen nun das Szenario einer Winterrezession zwar verblassen, aber nicht gänzlich verschwinden. Neue Daten vom Einzelhandel zeigen, dass deren Umsatz im Januar überraschend um inflationsbereinigte 0,3 Prozent zum Vormonat gesunken ist. Das lag vor allem daran, dass viele Verbraucher den Gürtel enger schnallen mussten und weniger kauften. Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland bei 8,7 Prozent, weil vor allem Energie und Lebensmittel deutlich mehr kosten. Trotz allem, ein bisschen Optimismus in trüben Tagen tut uns allen gut – Winter adé.

Ihr Mario Schmidt,
Herausgeber Wirtschaftsperspektiven

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Wirtschaftsminister Habeck sieht Handwerk als „Motor der Konjunktur“: Er wisse zwar, dass viele Betriebe unter den hohen Preisen litten, dennoch werde das Handwerk zur tragenden Kraft der wirtschaftlichen Transformation, sagte Robert Habeck zur Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse in München. Zentralverbands des deutschen Handwerks-Chef Jörg Dittrich forderte von der Politik Entlastungen bei Steuern, Abgaben und auch bei der Bürokratie. Jeder dritte Betrieb in der Branche rechnet damit, dass sich die Geschäfte im laufenden Halbjahr verschlechtern werden; der Branche machten Energiepreise, Konjunkturrückgang und Inflation zu schaffen. zeit.de

Deutsche Industrie mit Auftragsplus zum Jahresstart: Die Bestellungen im Januar im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Prozent zu, meldet das Statistische Bundesamt. Experten hatten ursprünglich mit einem Rückgang um 0,9 Prozent gerechnet. Von Seiten des Wirtschaftsministeriums hieß es, insgesamt spreche die sich abzeichnende Stabilisierung der Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe für einen milden Verlauf der derzeitigen konjunkturellen Schwächephase. faz.net

Kurzarbeit im Februar weiter leicht angestiegen: Die Zahl der Menschen in Kurzarbeit kletterte von 203.000 im Januar auf 220.000 im Februar, teilte das Ifo-Institut mit. Das war demnach der höchste Stand seit Juni vergangenen Jahres. Das Institut erklärte, die Entwicklung der Kurzarbeit spiegele die milde Winter-Rezession wider. zeit.de

Frankreich ruft Deutschland beim Streit um das Ende der Verbrenner-Autos zum Einlenken auf: Verkehrsminister Volker Wissing hatte die verweigerte Zustimmung Deutschlands damit begründet, dass ein Vorschlag der EU-Kommission fehle, wie klimaneutrale synthetische Kraftstoffe nach 2035 in Verbrennungsmotoren eingesetzt werden könnten. noz.de

  • BMW will noch länger in Benzin und Diesel investieren. handelsblatt.com
  • Bilanz des Kraftfahrt-Bundesamtes: Zahl der Elektroautos überspringt die Eine-Million-Marke. spiegel.de

Sono Motors verkauft Sion-Fertigung. golem.de

Kanzler Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Leyen bekräftigen Vorrang für grüne Technologien in der EU: Die sogenannten grünen Technologien zählten zu den stärksten Wachstumsmärkten, sagte Ursula von der Leyen bei der Kabinettsklausur in Schloss Meseberg. Angesichts des US-Subventionsprogramms für so genannte grüne Technologien betonte von der Leyen, die Europäer seien dabei, die richtigen Antworten auf die sich stellenden Fragen zu geben. tagesspiegel.de

Dänemark startet Großprojekt zur CO2-Speicherung unter der Nordsee: Das CO2 soll nicht nur in Dänemark, sondern auch in anderen Ländern wie Deutschland aufgefangen werden. Es wird dann per Schiff zu einem riesigen Speicher weitab der Küste gebracht. Laut den Betreibern sollen bis zum Jahr 2030 jährlich bis zu acht Millionen Tonnen des Treibhausgases in einer Tiefe von 1.800 Metern unter dem Meer eingelagert werden. Es ist das erste Projekt, in dem CO2 aus größerer Entfernung transportiert und gespeichert wird. tagesschau.de

Politiker, Umweltschützer und Forschende haben das UNO-Hochseeabkommen einhellig begrüßt: Der Vertrag soll die Staaten verpflichten, wirtschaftliche und andere Aktivitäten in den Weltmeeren auf ihre Umweltverträglichkeit zu prüfen. Außerdem ermöglicht er die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern. nationalgeographic.de

Schaeffler-Matriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann geht in den Ruhestand. n-tv.de

Durchsuchungen bei Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia wegen Korruptionsverdacht: Hintergrund sind Ermittlungen von Polizei und Steuerfahndung wegen Verdachts auf Betrug, Bestechlichkeit und Korruption bei der Vergabe von Aufträgen. Der DAX-Konzern teilte mit, die Ermittlungsbehörden hätten Unterlagen eingesehen. Die Staatsanwaltschaft Bochum erhebe offenbar Vorwürfe gegen einzelne Mitarbeitende. Vonovia sieht sich selbst als finanziell Geschädigte und erklärte, sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert zu sein. wiwo.de

Sportartikelhersteller Adidas meldet Gewinneinbruch und streicht Dividende zusammen: Der Nettogewinn ging um 83 Prozent auf 254 Millionen Euro zurück, teilte der Konzern in Herzogenaurach mit. Ein Grund dafür war die Trennung von dem Rapper Kanye West, dessen Schuh-Marke „Yeezy“ Adidas Milliardenumsätze und hohe Gewinne eingebracht hatte. Die Dividende für 2022 wird auf 70 Cent gekürzt, 2021 betrug sie noch 3,30 Euro. sueddeutsche.de

Otto stellt Geschäftsbetrieb der Tochter Mytoys ein. handelsblatt.com

Fielmann will Hunderte Stellen abbauen: „Wir liefern nicht mehr perfekte Zahlen“. merkur.de

Peek & Cloppenburg ist insolvent. wa.de

Scholz kündigt deutlichen Ausbau der klimafreundlichen Wärmeversorgung und der Erneuerbaren Energien an: Olaf Scholz sagte beim Verband kommunaler Unternehmen, ab 2024 würden jährlich 500.000 neue Wärmepumpen installiert. 80 Prozent des Strombedarfs würden bis 2030 durch Erneuerbaren Energien erzeugt. Energie in Deutschland müsse bezahlbar bleiben. Scholz stellte sich zudem hinter die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, einen Industriestrompreis zu ermöglichen. Dazu sollen Firmen direkt vom Energieerzeuger Ökostrom einkaufen können. zeit.de

Leopoldina empfiehlt technologieoffene Strategien für die Energiewende: Der Ertrag aus Sonne, Wind und Wasser schwanke und Speichertechnologien hätten bisher nur begrenzte Kapazitäten, heißt es in einem Diskussionspapier der Nationale Akademie der Wissenschaften. Daher müssten stoffliche Energieträger eine zentrale Rolle spielen – insbesondere Wasserstoff. Nötig sei, Anreize für Investitionen zu schaffen. Es brauche schnelle und mutige Schritte. Für eine Übergangszeit hält die Forschungsvereinigung noch eine Energieversorgung aus Erdgas für nötig. spiegel.de

Vergütung für SAP-Vorstand sinkt deutlich. handelsblatt.com

Ökonom Moritz Schularick wird Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. faz.net

Verkehrsminister Volker Wissing will Bau neuer Fahrradparkhäuser fördern: Einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge sind dafür bis 2026 110 Millionen Euro eingeplant. Viele Menschen würden Rad und Bahn häufiger nutzen, wenn sie ihr Fahrrad oder E-Bike am Bahnhof sicher abstellen könnten, sagte Wissing. Dem FDP-Politiker zufolge fehlen bundesweit alleine an Bahnhöfen bis zu 1,5 Millionen Fahrradabstellplätze. spiegel.de

Tourismusbranche optimistisch – Reiselust der Deutschen ist zurück. stern.de

Großer Streit um Süßes: Wie das geplante Lebensmittel-Werbeverbot die Branche umtreibt. horizont.net

Minister pochen bei Kabinettsklausur auf schnelle Digitalisierung: tagesschau.de

  • Bauministerin Klara Geywitz sagte, noch in diesem Jahr solle es möglich sein, Bauanträge digital einzureichen. Die Bauplanung dauere zu lange, das treibe die Kosten in die Höhe.
  • Verkehrsminister Volker Wissing betonte, die Fördermittel für den Breitbandausbau würden in Deutschland massiv abgerufen. Es brauche aber noch einen mentalen Wandel, so dass die digitale Erhebung von Daten immer Vorrang vor Papier habe.
  • Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen unterstrich, der Einsatz der Digitalisierung sorge auch in der Landwirtschaft dafür, dass Produkte nachhaltiger würden und die Produktion effizienter.

Spielebranche: Entwicklerstudios finden kaum Programmierer. heise.de

Entwurf zur Strommarktreform: Erleichterungen für Mittelständler. table.media/europe

RAT UND TAT

DGB verlangt Entgeltgleichheit für Frauen und Männer: Anlässlich des „Equal Pay Day“ kritisierte DGB-Chefin Yasmin Fahimi, wenn die Angleichung der Löhne und Gehälter im jetzigen Tempo weitergehe, sei die Lohndiskrepanz erst in 61 Jahren überwunden. Angesichts dieser Lücke sei ein Abbau struktureller Barrieren dringend notwendig. Arbeitsminister Hubertus Heil nannte die Lohndiskriminierung von Frauen beschämend. Er kündigte ein Gesetz für eine stärkere Tarifbindung in Berufen an, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden. Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman fordert ein Verbandsklagerecht für Frauen, um Lohnerhöhungen notfalls einklagen zu können. zeit.de

Frauen verfügen im Alter über 30 Prozent niedrigere Einkünfte als Männer: Dem Statistische Bundesamt zufolge verfügten Frauen ab 65 Jahren im Jahr 2021 über Einkünfte von insgesamt gut 17.800 Euro brutto. Gleichaltrige Männer kamen auf gut 25.400 Euro. Diese Lücke wird auch „Gender Pension Gap“ genannt. Als Hauptgründe dafür gelten die höhere Teilzeitquote bei Frauen, schlechter bezahlte Jobs und häufigere Auszeiten etwa zur Kinderbetreuung. destatis.de

EuGH-Urteil: Tägliche Ruhezeit kommt zur wöchentlichen hinzu. tagesschau.de

Welle von Einsprüchen nach Neuregelung der Grundsteuer bei Finanzämtern: Einem Bericht des Saarländischen Rundfunks zufolge sind bereits mehr als eine Million Einsprüche gegen die Grundsteuer-Messbescheide eingegangen. Laut der Deutschen Steuergewerkschaft führen diese zu einem großen Arbeitsaufwand, da für ihre Bearbeitung oft Betriebs- und Steuerprüfer abgestellt werden müssen. Viele der bislang versandten Bescheide weisen teils stark gestiegene Beiträge aus, weil die Bodenrichtwerte an die Preisentwicklung der letzten Jahrzehnte angepasst wurden. merkur.de

USA: Amazon schließt mehrere Läden ohne Kassen. faz.net

ANGEZÄHLT

Im Jahr 2021 verließen rund 47.500 Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss. Das entspricht einem Anteil von rund sechs Prozent. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervor. Jungen sind dabei häufiger betroffen als Mädchen. Und bei Jugendlichen mit ausländischer Staatsbürgerschaft ist der Anteil der Schulabgänger fast dreimal so hoch wie bei Gleichaltrigen mit deutscher Staatsbürgerschaft. zeit.de

ZITAT DER WOCHE

„Wasserstoff kann und wird Erdgas, Öl und Kohle ersetzen – insbesondere in der Industrie, im Energiesektor aber auch im Luft-, See- und Schwerlastverkehr.“

Kanzler Olaf Scholz will Gaskraftwerke ausbauen und später mit Wasserstoff betreiben. zeit.de

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Politbriefing: Demos für Frauenrechte + Reaktion auf Nord-Stream-Berichte + Frankreichs Senat billigt Teil der Rentenreform + Biden will Defizit senken + Macron für Abtreibungsrecht + TikTok Datenschutz verbessert + Kinderpornografie-Razzia + CO2-Speicher in Dänemark + Tucker Carlson verharmlost Kapitol-Sturm + Musk beleidigt Twitter-Mitarbeiter. politbriefing.de

Defensio Report: Munition für Ukraine + Gefangenenaustausch + Sabotage an Nord-Stream-Pipelines + Bundeswehr-Präsenz in Litauen + Sanktionen gegen Mutter von Wagner-Chef gekippt + Regierungskritische Protestierende in Tiflis + Chinesische Vorwürfe der Unterdrückung. defensio.report

Berlin Bubble: Wolfram Zabel zu modernen Verbänden + ADAC-Tourismusstudie zum Klimaschutz + Harald Schmidt zu Reputation + Wolfgang Ainetter zu schlechten PR-Fotos + ein Glas Wein im NÖ! berlinbubble.de

ZULETZT

Blamage für Elon Musk: Twitter-Chef beleidigt behinderten Ex-Mitarbeiter: Twitter-Mitarbeiter Haraldur Thorleifsson, der aufgrund seiner Muskeldystrophie im Rollstuhl sitzt und seine Hände kaum bewegen kann, wurde aus dem Twitter-System ausgeschlossen und bat Elon Musk um Klarheit, ob er gefeuert worden sei. Musk antwortete, dass er wissen wolle, welche Arbeit Thorleifsson gemacht habe, und behauptete später, dass der ehemalige Mitarbeiter keine „richtige Arbeit“ geleistet habe und seine Behinderung nur eine Ausrede sei. Thorleifsson konterte, dass er durch seine Erkrankung tatsächlich beeinträchtigt sei und seinen Wohlstand auf den Verkauf seines Start-ups an Twitter zurückführe. Musk entschuldigte sich später und erklärte, dass er die Situation falsch verstanden habe, und dass er mit Menschen reden wolle, anstatt nur via Tweets zu kommunizieren. t-online.de