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Finanzierung innovativer Unternehmungen in Europa

Deutsch-französische Initiative zur Stärkung des europäischen Startup-Ökosystems

Freitag, 1. August 2025
Hamid Ali Mujahid

Im Juli 2025 kündigten die Finanzminister Deutschlands und Frankreichs, Lars Klingbeil und Éric Lombard, eine umfassende Initiative zur Förderung innovativer Unternehmen an: Financing Innovative Ventures in Europe (FIVE). Ziel dieses Vorhabens ist es, Europa als unverzichtbaren Akteur im globalen Technologiewettbewerb zu positionieren, indem die europäische Startup-Landschaft durch besseren Zugang zu Wachstumskapital und intensivierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit grundlegend gestärkt wird.

Ein gemeinsames Zielbild für europäische Startups

Mit der Vorstellung der deutsch-französischen Startup-Initiative unterstrichen beide Regierungen ihren gemeinsamen Willen, Europa zur aktiven Gestaltung eines wettbewerbsfähigen Technologiestandorts zu befähigen. Im Mittelpunkt steht das Bestreben, den technologischen Rückstand gegenüber den USA und China aufzuholen und im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Am 15. Juli 2025 veröffentlichten die beiden Finanzminister einen gemeinsamen Meinungsbeitrag im Handelsblatt: „Wir wollen ein Europa, in dem innovative Unternehmen zu globalen Champions heranwachsen können.“

Bereits am folgenden Tag kamen beide Minister in der Nähe von Berlin zu einem Treffen zusammen, um eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden: Die wirtschaftliche Stärke Europas beruhe maßgeblich auf der Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich – und beide Staaten seien entschlossen, Europa fit für die Zukunft zu machen.

Der gemeinsame Expertenrat und finanzpolitische Reformen

Das Herzstück der Vereinbarung ist ein hochkarätig besetztes deutsch-französisches Expertengremium unter der Führung von Christian Noyer, dem ehemaligen Chef der Banque de France, und Jörg Kukies, dem ehemaliger deutschen Finanzminister. Der Auftrag dieses Gremiums ist klar umrissen: “Das Gremium wird konkrete Vorschläge zur Stärkung der Finanzierung von Startups und Wachstumsunternehmen in Europa erarbeiten.”

Branchenkenner sehen im mangelnden Zugang zu Kapital eines der größten Hindernisse für Europas Startups. Das FIVE-Programm orientiert sich deshalb an erfolgreichen Vorbildern wie der französischen Tibi-Initiative, mit der Milliarden Euro aus öffentlichem und privatem Risikokapital für strategische Wachstumsbereiche wie Industrie, GreenTech und Künstliche Intelligenz mobilisiert werden sollen.

Historische Wurzeln der deutsch-französischen Kooperation

Das Abkommen von Juli 2025 steht nicht für sich allein, sondern fußt auf jahrzehntelanger Zusammenarbeit beider Länder, angefangen beim Élysée-Vertrag von 1963 bis hin zum Vertrag von Aachen 2019. Diese Übereinkünfte schufen die Grundlage, um die bilaterale Kooperation angesichts neuer Herausforderungen wie der digitalen Transformation und der Klimawende kontinuierlich zu erneuern und auszubauen.

Das aktuelle Startup-Abkommen stellt das bisher ambitionierteste und wirtschaftlich bedeutendste Projekt dieser Partnerschaft dar. Bereits heute unterstützt der Deutsch-Französische Bürgerfonds über 2.000 zivilgesellschaftliche Projekte, während Arbeitsgruppen Hindernisse für grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten abbauen. Die Zusammenarbeit nimmt immer konkretere Formen an: Ein Beispiel ist das im April 2025 in Paris gestartete französisch-bayerische Accelerator-Programm, das Entrepreneure bei der Umsetzung der FIVE-Ziele unterstützt.

Strategische Ziele: Souveränität durch Innovation

Die Partnerschaft ist von mehreren strategischen Zielen geprägt, die das Innovationsumfeld in Europa nachhaltig verbessern sollen. Insbesondere will man die Finanzierungslücke zwischen Frühphasenförderung und der Skalierung im späteren Wachstumsstadium schließen – ein notorisches Problem im europäischen Ökosystem. Gleichzeitig steht die Beseitigung von Barrieren im europäischen Binnenmarkt im Fokus, um es Startups zu erleichtern, über nationale Grenzen hinaus zu expandieren.

Doch das Ziel geht noch weiter: Europa soll in seiner geopolitischen und technologischen Souveränität gestärkt werden, und zwar durch gezielte Investitionen in KI und den digitalen Sektor, um die Abhängigkeit von außereuropäischer Technologie zu verringern. Mit dieser Initiative wollen Deutschland und Frankreich deutlich machen: Europa wird resilienter und demokratischer, wenn es zusammensteht, sich vernetzt und Innovationen fördert.

Abschließend wird das Abkommen als eine fortlaufende „Koalition der Willigen“ beschrieben. Expertengremien werden die Entwicklung regelmäßig überprüfen und Vorschläge an Marktentwicklungen und neue Herausforderungen anpassen. Bereits jetzt sind regelmäßige Austausche zwischen Politik, Wirtschaft und Startup-Szene sowie hochkarätige Veranstaltungen wie die VivaTech geplant, auf denen deutsch-französische Innovation präsentiert wird.

Der Erfolg der Initiative wird jedoch maßgeblich davon abhängen, ob der politische Wille beständig bleibt, die vorgeschlagenen Reformen zügig umgesetzt werden und es gelingt, öffentliches wie privates Kapital für Europas vielversprechendste Innovatoren zu mobilisieren.

Die englisch-sprachige Fassung dieses Artikels ist zu finden unter diplomacy.berlin.

Foto: Bundesministerium der Finanzen/Photothek

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