Seltene Erden – Willkommen in der Rohstoff-Realität
Die Einigung der USA mit China über seltene Erden ist nur eine Verschnaufpause
US-Präsident Trump ließ sich feiern für einen historischen Deal – wie so oft. am 1. November verkündeten, entspannt kurzzeitig den Markt der seltenen Erden. Doch dieses Mal war, jedenfalls für das kommende Jahr, gleichzeitig auch in der EU und in Deutschland vorerst Feierlaune angesagt. Die Vereinbarung, die Washington und Peking Dadurch, dass China vorerst Handelsbeschränkungen für diese kritischen Rohstoffen aufhebt, werden Lieferketten nun wieder gestärkt, verkündete das Weiße Haus.
Autos in Wartestellung: VW und die Chip-Krise
Und es ist höchste Zeit. So prüfte Ende Oktober 2025 Volkswagen offenbar vorübergehende Produktionspausen im Wolfsburger Stammwerk, wegen Lieferunsicherheiten infolge des Streits um den Chiphersteller Nexperia. Reuters hatte darüber erstmals am 21./22. Oktober berichtet, dass fehlende Chargen von einfachen, in großer Stückzahl genutzten Halbleitern ganze Montagelinien ausbremsen könnten.
Vom lokalen Kurzarbeit-Risiko zur globalen Abhängigkeit
Was wie eine Lieferanten-Panne aussah, ist Teil eines größeren Musters: China kontrolliert nicht nur Bergwerke, sondern auch Verarbeitungskapazitäten für kritische Rohstoffe. Weltweit sind ganze Branchen — E-Mobilität, Windkraft, Verteidigung, High-Tech-Elektronik — empfindlich gegenüber Unterbrechungen in den entsprechenden Lieferketten.
Studien und Marktanalysen zeigen, dass China rund 60–75 Prozent der Produktion/Verarbeitung dominiert; andere Produzenten (USA, Myanmar, Australien) sind deutlich weniger stark auf dem Markt vertreten. Macht China den Markt dicht, würde das wichtige Industrien schwer treffen.
Wo liegen Deutschlands Vorkommen
Zeit, weniger abhängig von China zu werden. So verwundert es nicht, dass auch in Deutschland darüber diskutiert wird, eigene, wenn auch weit geringere Vorkommen seltener Erden selbst zu fördern. Das bislang am besten dokumentierte Vorkommen ist Storkwitz bei Delitzsch in Sachsen. Historische Erkundungen und neuere Bewertungen haben Karbonatit-Erz mit leichten Seltenen Erden nachgewiesen: Lanthan (La), Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd) sowie Yttrium (Y) und Spuren von Dysprosium (Dy) und Europium (Eu).
Im Erzgebirge (Eichigt/Brunndöbra) finden sich u.a. Lithiophorite und Mangan-Eisen-Oxide. Und auch Bayern Bayern will da nicht fehlen. Hier habe man tongebundene REE-Anomalien nachgewiesen. Generell weiß man von vielen Vorkommen seltener Erden in Deutschland – allein: Gehalt und Volumen sind meistens zu klein, um vor Ort eine wirtschaftliche Großförderung zu entwickeln und zu betreiben.
Der Blick nach Storkwitz
Es ist eine ländliche Idylle: Weite Ackerflächen, Alleen, ruhige Dörfer. Darunter ein größeres, aber noch nicht wirtschaftlich erschlossenes Reservoir seltener Erden. Um diese ökonomisch zu Tage zu bringen, braucht es einiges an Aufwand. Die Folge: Tagebaukanten, Aufbereitungsanlagen, Rückstandsteiche und Förderbänder. Regelmäßige und intensive Kontrolle der Grundwasserstände. Lager für Chemikalien und Deponien für Abfälle. Kurz gesagt das alte Spiel: Versorgungssicherheit und regionale Arbeitsplätze vs. irreversible Eingriffe in Landschaft und Wasserhaushalt.
Ähnliches würde am Mittelrhein gelten. Hier gibt es diverse Nachweise von Vorkommen seltener Erden, doch noch keine belastbaren, abbaufähigen Lagerstätten sind bekannt. Wäre hier ein großindustrieller Abbau, sollten wirklich größere Mengen nachgewiesen werden, möglich. Mitten im Tourismus-Magnet Mittelrheintal voller Weinbergen, Burgen und mit UNESCO-Status? Ist es das wert?
Was liegt unter Storkwitz?
Daten, die bereits in der DDR erhoben wurden sowie neuere Gutachten schätzen, dass hier mehrere Millionen Tonnen Erz mit Zehntausenden Tonnen REO-Äquivalenten (in Veröffentlichungen werden Werte um 20.000–38.000 t genannt). Problem dabei: Die Gehalte der seltenen Erden liegen oft unter einem Prozent. Das macht die Aufbereitung teuer und erfordert dementsprechend auch höhere Investitionen in Verarbeitung und Umwelt-Technik.
Mehr Unabhängigkeit, aber wie?
Sachsens Ministerpräsident lobbyiert für eine Förderung in seinem Bundesland. Auch innerhalb der EU setzt man auf mehr Erkundungen möglicher Vorräte, aber auch darauf, eine Verarbeitung in Europa selbst aufzubauen, statt auf bereits in China verarbeitetes Material zu setzen. Ein weiterer wichtiger Faktor: Mehr Recycling. Denn eines ist klar. Ein großer Teil der in Europa in Gerätschaften wie Hadys oder Elektronik verarbeiteten seltenen Erden verschwindet im Müll, wird entsorgt und ist nicht mehr nutzbar.
So verschafft die Übereinkunft, die Donald Trump mit Chinas Präsidenten Xi erreicht hat, nur eine kurzfristige Atempause. Kurzfristig ist auch nicht damit zu rechnen, dass sowohl Europa als auch die USA oder andere Länder unabhängig von Hauptlieferant China werden können. So bleibt der Bezug seltener Erden fürs erste ein diplomatischer Seiltanz, bei dem es sich mittel- bis langfristig keiner der Kunden leisten kann, in eine direkte Konfrontation mit seinem chinesischen Lieferant zu gehen.