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KW 50: SPD: Neue Vorsitzende, neue Wirtschaftspolitik, Die Frage nach dem Erbe, Schlechte Stimmung im Mittelstand
12. Dezember 2019

Die Wirtschaftswoche hat in der vergangenen Woche eine Analyse der Innovationskraft von 3.500 mittelständischen Unternehmen vorgestellt. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Der Mittelstand wandelt sich dramatisch, das Modewort dafür ist „disruptiv“. Daraus entstehe eine neue Dynamik, die sich aus einem neuen Verständnis ergebe, mittelständisch tätig zu sein. Einstmals eher konservativ daher kommende Unternehmer mittleren Alters entwickeln sich zu kreativen Zerstörern. Sie hätten verstanden, „dass zu viel Tradition und Besinnen auf die eigene Firmenhistorie der echten Disruption im Weg stehen“. Wenn es stimmt, dass Innovation heute etwas anderes sind als vor 50 Jahren, können wir nur hoffen, dass auf den abgetragenen Mauern nachhaltig Neues entsteht und tatsächlich in irgendeiner Garage am nächsten Amazon, eBay oder Flixbus gearbeitet wird. Falls nicht bleibt nur die Zerstörung alter Strukturen übrig. Doch das hilft nicht, ohne dass auf den Grundmauern bereits an der Zukunft gebaut wird. Auf staatliche Hilfe kann man dabei entgegen aller Beteuerungen übrigens nicht hoffen, im Gegenteil.

Ihr
Thomas Philipp Reiter


AUS POLITIK UND MITTELSTAND

SPD: Neue Vorsitzende, neue Wirtschaftspolitik: Die SPD hat auf ihrem Parteitag in Berlin nicht nur Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken als neue Doppelspitze gewählt. Sie hat sich auch wirtschaftspolitisch neu aufgestellt. Als eines der wichtigsten Ziele hat sie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer beschlossen. Die soll mit einem Satz von einem Prozent nach dem SPD-Plan dem Fiskus rund 9 Milliarden Euro einbringen. Der Freibetrag soll dabei so hoch gewählt sein, dass nur wirklich Vermögende betroffen wären. Für Ledige wären das zwei Millionen Euro und vier Millionen Euro für Verheiratete. Superreiche wären mit einer Stufenprogression von 1,5 Prozent und 2 Prozent betroffen. Außerdem haben die Delegierten ein neues Sozialstaatskonzept einstimmig angenommen. Die Partei will Hartz IV entschärfen. Eine Kindergrundsicherung soll für Eltern mit kleinen Einkommen das Existenzminimum von 408 Euro pro Kind und Monat abdecken und mit steigenden Einkünften abschmelzen. Walter-Borjans setzte sich auf dem Parteitag mit seinem Vorstoß durch, die Schuldenbremse überwinden zu wollen, um mehr Investitionen zu ermöglichen. Die CDU nahm all diese Forderungen reserviert zur Kenntnis. Sie pocht auf den Koalitionsvertrag und wünscht sich ein klares Bekenntnis zur Großen Koalition. „Bedingungen nach dem Motto ‚Wenn das nicht kommt, dann gehen wir‘ akzeptiere ich nicht“, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
faz.net, handelsblatt.com

Die Frage nach dem Erbe: Nach einer Untersuchung der staatlichen Förderbank KfW vererben Mittelständler immer seltener ihre Firmen an ihre Sprösslinge. Demnach wünschen sich nur noch 44 Prozent der Altinhaber ihre Kinder als Nachfolger. Die Übergabe an Führungskräfte oder an Beschäftigte des Unternehmens erfreut sich laut der Studie wachsender Beliebtheit. Den Angaben zufolge halten 34 Prozent der Befragten diese Variante für denkbar. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als 2018, Mehrfachnennungen waren möglich. Aktuell planen den Angaben zufolge 152.000 Inhaber kleiner und mittlerer Firmen, das Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre in die Hände eines Nachfolgers zu legen. Das entspricht vier Prozent der mittelständischen Firmen.
spiegel.de

Schlechte Stimmung im Mittelstand: Die konjunkturelle Lage trübt die Stimmung im Mittelstand. Nach einer Umfrage von Bankenverband BVR und der DZ Bank ist die Stimmung so schlecht wie seit 2009 nicht mehr, also vor Ausbruch der Krise. Befragt wurden 1.500 kleine und mittelständische Unternehmen. Im Metall-, Automobil- und Maschinenbau blickt man demnach am pessimistischsten in die Zukunft. Aber auch Agrarwirtschaft und Handel blicken wenig erwartungsvoll auf das nächste halbe Jahr. Einzig die Baubranche boomt dank niedriger Zinsen. Doch ihr bereitet der Fachkräftemangel Kopfzerbrechen. Die Ungewissheit um den Brexit und die allgemein trüben Konjunkturaussichten bremsen die Bereitschaft vieler Geschäftsführer, Geld in ihre Firma zu stecken. Befand sich die Investitionsneigung im Herbst 2017 noch auf einem Allzeithoch von fast 82 Prozent, wollen mittlerweile noch etwas mehr als drei Viertel der Mittelständler im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren. Das ist den Angaben zufolge das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren.
n-tv.de

Bley muss Wurstproduktion stoppen: Der Wurstfabrikant Bley muss seine komplette Produktion stoppen. Grund dafür sind Schaben, die in der Fabrik gefunden wurden. Zwar gäbe es keine Gefahr für die Verbraucher. Aus Sicherheitsgründen wurden dennoch alle Waren vorübergehend vom Markt genommen, sagte Geschäftsführer Rolf Bley.  Er hofft, dass die Produktion Ende der Woche wieder anlaufen kann, wenn die Reinigungsarbeiten beendet sind. Der Schaden für das Unternehmen beträgt ersten Schätzungen zufolge mehr als eine Million Euro. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Schaben über eine gebraucht gekaufte Maschine in den Betrieb gelangt seien. Zuvor habe es noch nie Probleme mit Schädlingen gegeben.
spiegel.de

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Förderung: Steuererleichtungen helfen Mittelstand bei FuE-Projekten springerprofessional.de
Einkauf: Lieferantenbewertungen: Diese Methoden gibt es marktundmittelstand.de
Logistik: Die „Top Arbeitgeber Mittelstand 2020“ verkehrsrundschau.de


RAT UND TAT

Unternehmen wehren sich nicht gegen Datenklau: Unternehmen in Deutschland wissen um die Gefahr von Cyberkriminalität. Aber sie schützen sich zu wenig davor. Das ist das Ergebnis der jüngsten Umfrage der Unternehmensberatung EY bei 450 deutschen Unternehmen. „Jeder glaubt, dass die Gefahr groß ist, aber nicht für mich. Diese Sicherheit ist trügerisch“, sagt Bodo Meseke, Experte für Cybersicherheit bei EY. Zwar hätten die meisten Unternehmen grundsätzliche Maßnahmen gegen Cyberattacken umgesetzt. Das reiche aber nicht. Rund ein Drittel der Unternehmen habe bisher noch keinen Krisenplan für den Notfall vorbereitet. Und von denen, die immerhin einen solchen Plan haben, hätten knapp ein Fünftel den Notfall und die dafür notwendigen Abläufe noch nie geübt. Am meisten Interesse haben Hacker an Kundendaten. Die sind leichter zu erbeuten und können auf dem Schwarzmarkt für gutes Geld verkauft werden.
tagesspiegel.de

Wenig Möglichkeiten für Homeoffice in deutschen Unternehmen: Viele Unternehmen tun sich offensichtlich schwer, Homeoffice in ihre Arbeitskultur zu integrieren. Da geht aus einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Besonders betroffen davon sind Frauen. 22 Prozent gaben an, dass sie nicht von zu Hause aus arbeiten dürften, obwohl es technisch möglich wäre. Bei den Männern waren es nur 12 Prozent. Die Autoren der Studie fordern ein Recht auf Homeoffice gerade für Frauen, da es ihnen am meisten zugutekäme. Für die allermeisten spielt Homeoffice keine Rolle. 80 Prozent gaben an, dass diese Art der Arbeit nicht zu ihrer Tätigkeit passe. Rund 70 Prozent gingen außerdem davon aus, dass die eigene Anwesenheit dem Chef wichtig sei.
tagesschau.de

Bierbrauer sorgen sich um Pfandsystem: Die geplante steuerliche Neubewertung von Leergut könnte laut Brauerbund zu einer Gefährdung des Pfandsystems führen. Brauereien sind verpflichtet, ihre Kästen mit Pfandflaschen von den Händlern zurückzunehmen. Für die Auszahlung des Pfands bilden sie Rückstellungen in ihren Bilanzen. Doch nach dem neuen Gesetz dürften sie keine Rückstellungen mehr bilden. Folglich würden sie nur noch die Flaschen annehmen, die ihnen einwandfrei zuzuordnen sind, etwa durch Gravuren. Dies hätte zur Folge, dass Pfandflaschen noch genauer sortiert werden und immer zur Herkunftsbrauerei zurückgebracht werden müssten. Für die kleineren Brauereien, die auf Normflaschen setzen, wäre das extrem schwierig. Mit der steuerlichen Neubewertung will das Bundesfinanzministerium ein Urteil des Bundesfinanzhofs aus dem Jahr 2013 umsetzen. Darin ging es zwar um Pfandflaschen mit Mineralwasser, es soll aber auch für Bierflaschen gelten.
spiegel.de

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AUS GESPROCHEN

„Bereits der aktuelle Entwurf gefährdet sehenden Auges den deutschen Mittelstand, statt effiziente Klimapolitik mit kluger Wirtschaftspolitik zu verbinden.”

BDI-Präsident Dieter Kempf hat an dem Entwurf der beiden neuen SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert-Walter Borjans einiges auszusetzen. Borjans und Esken wollen das Klimapaket verschärfen.
sueddeutsche.de


AUS DER REIHE

Milliarden-Konjunkturpaket für Japan: Wirtschaft und Gewerkschaft in Deutschland sehnen sich nach einem Konjunkturpaket der Bundesregierung. Die Japaner machen es beispielhaft vor. Die Regierung beschloss, 13,2 Billionen Yen (rund 110 Milliarden Euro) über 15 Monate gestreckt zu investieren. Hinzu kommen Investitionen von Lokalregionen und Unternehmen, wodurch sich die Summe verdoppeln dürfte. Konkret sollen die negativen Folgen der globalen Konjunkturschwäche, der Mehrwertsteuererhöhung vom Oktober und eines möglichen Konjunkturkaters nach den Olympischen Spielen im Sommer 2020 bekämpft werden. Gefördert werden sollen kleine und mittelständische Unternehmen sowie die Landwirtschaft, die durch ein neues Freihandelsabkommen mit den USA unter Druck geraten wird. Auch sollen Dämme stabilisiert und Flüsse vertieft werden, um Überschwemmungen vorzubeugen. Es ist das erste umfassende Konjunkturpaket seit 2016. Allerdings gab es zwischendrin immer wieder vereinzelte Stimuli. Kritiker sehen darin ein Scheitern der Abenomics, der Wirtschaftspolitik des Präsidenten Shinzo Abe.
faz.net, handelsblatt.com

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