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Jeden Donnerstag liefern wir mit den Wirtschaftsperspektiven einen Überblick über die wichtigsten wirtschaftlichen Themen der Woche.
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Klimaschutzverträge, Wende-Wahn, KI-Roboter, Fertighausbauer in der Krise
in der Kalenderwoche 11, 2024
kuratiert von Stefan Laurin

AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT

Auktionsverfahren für Klimaschutzverträge gestartet: Die Bundesregierung hat ein neues Verfahren an den Start gebracht, dass nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Industriestandort Deutschland stärken wird. Klimaschutzverträge sollen in energieintensiven Industriezweigen wie der Papier-, Glas-, Stahl- und Chemieindustrie die Einführung moderner, umweltfreundlicher Produktionsverfahren fördern. Dort, wo diese Verfahren gegenwärtig noch nicht wettbewerbsfähig sind, gleichen die Klimaschutzverträge die zusätzlichen Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren aus – und das für eine Laufzeit von 15 Jahren. Durch diese Maßnahmen können bedeutende Mengen an Treibhausgasen unmittelbar eingespart werden. Insgesamt sollen während der Förderprogramm-Laufzeit bis 2045 Emissionen in Höhe von rund 350 Millionen Tonnen CO₂ vermieden werden. Dies entspricht einer Reduktion von bis zu 20 Megatonnen Treibhausgasen pro Jahr, was etwa einem Drittel des Industrieziels für 2030 entspricht. wiwo.de

Deutschland im Wende-Wahn: Verkehrswende, Energiewende, Heizwende – Seit Jahren ist die Politik in Deutschlands in einen regelrechten Wende-Wahn verfallen. Unternehmen und Bürger erscheint vieles, was Politiker und Verwaltungen sich ausdenken als Zumutungen. Viele der Forderungen sind dabei angesichts des Klimawandels sicher notwendig, aber die Verunsicherung der Menschen nimmt zu. Das liegt auch daran, dass Lobbyisten und Verbände aus dem grünen Milieu und ihre Experten häufig die Antreiber dieser Entwicklungen sind, und sich mit angeblich unumstößlichen Wahrheiten anmaßen, immer tiefer in das Leben der Bürger und die Arbeit in den Unternehmen einzugreifen. welt.de

Fertighausbauer in der Krise: Die Bauindustrie ist in der Krise Die Zahl neuer Wohnungen oder Bürogebäude geht ebenso zurück wie die Baugenehmigungen. Die Probleme haben auch die Fertighausbranche erreicht. Hohe Materialkosten, gestiegen Zinsen und die allgemein wirtschaftliche Verunsicherung haben dazu geführt, dass die Bestellungen für Fertighäuser im Vergleich zu 2022 im vergangenen Jahr um 28,1 Prozent eingebrochen sind. Dass der Markanteil der Fertighausunternehmer an alle gebauten Einfamilienhäuser auf knapp über 24 Prozent gewachsen ist, ist für die Branche nur ein schwacher Trost, denn in der restlichen Bauindustrie war der Rückgang an Aufträgen noch dramatischer. Künftig wollen die Unternehmen daher auch verstärkt Mehrfamilienhäuser und Gebäude wie Kindergärten im kommunalen Auftrag errichten. spiegel.de

Die Mitarbeiter des Tesla-Werks in Brandenburg machen sich nach dem Anschlag Sorgen um ihre Sicherheit. wiwo.de

Kanzler zeigt bei Unternehmensbesuch wenig Interesse an den Problemen der Wirtschaft: Kurt Schmalz, der Chef des Baden-Württembergischen Unternehmens Schmalz Vakuumtechnik, bekam hohen Besuch: Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte seine Fabrik im Schwarzwald. Wie viele andere Unternehmen leidet Schmalz Vakuumtechnik unter den hohen Energiepreisen, der mangelnden Digitalisierung Deutschland und den hohen bürokratischen Auflagen. Vor allem das Lieferkettengesetz bereitet dem Unternehmer Sorgen. Schmalz geht auch auf die Diskussion um eine künftige Vier-Tage-Woche ein. Er hält sie für „nett“ und bemerkt, dass in den Betrieben seiner Wettbewerber an sechs Tagen in der Woche gearbeitet wird.
faz.net

Die chemische Industrie sieht künftiges Wachstum vor allem in China und nicht auf dem deutschen Heimatmarkt. handelsblatt.com

KI-Roboter sollen sich künftig einem Crashtest unterziehen: In seinem kürzlich erschienen Buch “The Coming Wave“ hat Mustafa Suleyman nicht nur auf die Möglichkeiten der künftigen Entwicklung in Bereichen wie Gentechnik und Künstliche Intelligenz hingewiesen, sondern auch gefordert, dass sich die Gesellschaft auf die Risiken einstellt. Suleyman forderte keine Verbote, sondern immer wieder die Auswirkungen dieser Technologien im Blick zu halten. Ihm dürfte gefallen, was nun das Bundeswirtschaftsministerium plant: Roboter, die mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet sind, sollen künftig eine Crashtest absolvieren müssen: Mit den Tests soll sichergestellt werden, dass von den KI-Robotern keine Gefahren ausgehen. Das Ministerium sieht in den „Sicherheitsstandards made in Germany“ sogar einen Wettbewerbsvorteil. In der Branche ist man indes eher skeptisch und fürchtet weitere Regulierungen: capital.de

Bundesregierung investiert zu wenig in die Zukunft: 2021 trat die heutige Bundesregierung als Zukunftskoalition an. SPD, Grüne und FDP wollten Deutschland gemeinsam Fit für die Zukunft machen, der unter Angela Merkel (CDU) aufgelaufene Reformstau sollte aufgelöst werden. Doch genau für Zukunftsprojekte gibt die Ampel nach Ansicht des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu wenig Geld aus: Nur 20 Prozent des Bundeshaushalts sind für Ausgaben bestimmt, die Deutschlands Zukunft sichern. Und die Summe, die für künftigen Wohlstand investiert wird, sinkt immer weiter: Im Vergleich zu 2022 ist der Anteil leicht zurückgegangen. 2023 beliefen sich die Gesamtausgaben auf rund 458 Milliarden Euro, wovon laut ZEW-Analyse etwa 90 Milliarden Euro Ausgaben mit hohem Zukunftsbezug darstellen. handelsblatt.com

RAT UND TAT

Wird die „Mängelschleife“ beim TÜV abgeschafft?: Autos über den TÜV zu bringen könnte in Zukunft deutlich komplizierter werden. Vor allem auf die Besitzer von historischen Fahrzeugen kommt Mehraufwand zu. Bislang lief es so: Entdeckte der Prüfer bei der Hauptuntersuchung einen schwerwiegenden, aber leicht behebbaren Mangel, konnte er die Plakette trotzdem vergeben. Voraussetzung dafür war, dass der Mangel noch am selben Tag behoben wird. Ein typisches Beispiel dafür sind verstellte Scheinwerfer. Diese gelten als „erheblicher Mangel“, aber nach der Justage erhält der Fahrzeughalter die Plakette ohne zusätzliche Gebühren für eine Nachprüfung. Das nennt sich „Mängelschleife“ und klingt schlimmer, als es ist. Aber damit könnte es bald vorbei sein. faz.net

Sollte man mit der Steuererklärung für 2023 noch warten?: Seit Ende Februar kann man die Steuererklärung für das Jahr 2023 angehen: Die Daten von von Arbeitgebern, Krankenversicherern und der Rentenkasse liegen seitdem dem Finanzamt vor. Es gibt keinen Grund mehr, länger darauf zu warten, dass der Staat einen die Rückzahlung auf das eigene Konto überweist. Eigentlich. Denn dass es nun schnell geht, ist unwahrscheinlich: Das Wachstumschancengesetz sorgt für Mehrarbeit in den Finanzämtern, denn einige seiner Regelungen gelten schon für das Jahr 2023. Der Bundestag wird das Gesetz erst Ende März beschließen. Es könnte also zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Steuererklärung kommen. capital.de

Die Sandwich-Position im Management als Karrierechance: Die sogenannte Sandwich Position im Mittleren Management ist eine komplizierte Karrierephase: Man gehört nicht mehr zur Mannschaft, ist aber auch nicht immer an den Entscheidungen beteiligt, die von den Chefs in höheren Positionen getroffen werden. Viele haben die Sorge, sich in einer Karriere-Sackgasse zu befinden. Das kann sein, ist aber kein Muss, wenn man sich an Ratschlägen erfahrener Coaches orientiert: Lernen, nein zu sagen ist ebenso wichtig wie zu akzeptieren, dass man nicht mehr Teil des Teams ist. Wichtig ist es, sich mit anderen Führungskräften zu vernetzen und sich daran zu gewöhnen, dass man auch ältere Mitarbeiter führt. Das eine berufliche Situation nicht einfach ist, bedeutet nicht, dass man etwas aus ihr machen kann und sie als Möglichkeit nutzt, um die Karriereleiter weiter hoch zu steigen. welt.de

ANGEZÄHLT

Katharina Reiche, die Chefin Deutschlands größtem Verteilnetzbetreiber Westenergie zweifelt daran, dass der geplante Ausstieg aus der Kohleverstromung bis zum Jahr 2030 die Versorgungssicherheit gefährdet. Basierend auf den Wetterdaten der letzten 30 Jahre und den voraussichtlichen Produktionskapazitäten in den kommenden sechs Jahren wurde von Reiche ein Szenario skizziert, das massive Stromausfälle im Januar 2030 prognostiziert. Nach diesem Szenario könnten Stromabschaltungen von ein bis zehn Stunden auftreten. Im Verlauf eines Jahres könnten während dunkler und windstiller Perioden bis zu hundertmal Phasen der Unterversorgung auftreten, die bis zu 21 Stunden dauern könnten. welt.de

ZITAT DER WOCHE

„Es gibt viele Hürden auf dem Weg zur Elektromobilität. Ich glaube trotzdem, dass das die dominante Technologie für die Dekarbonisierung des Autoverkehrs und auch für weite Teile des Verteilerverkehrs sein wird. Aber es gibt Regionen und Anwendungsbereiche, die sich mit der Elektrifizierung sehr schwer tun werden. Wenn wir von den heute etwa 55 Gigatonnen des Treibhausgases CO2, die jährlich weltweit ausgestoßen werden, herunterkommen wollen, dann bringt die Elektrifizierung nur einen gewissen Anteil. Für wirksamen Klimaschutz müssen wir schneller reduzieren. Dafür brauchen wir einfach alle Hebel. Und dazu gehören auch nachhaltige Verbrennungsmotoren.“

Arnd Franz, Chef des Automobilzulieferers Mahle in der FAZ. faz.net

ZULETZT

Wohnungsmangel wird Standortnachteil: Vor allem in den Großstädten wird es immer schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden: Im vergangenen Jahr stiegen die Mieten in den Millionenstädten Berlin, Hamburg, Köln und München im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent. In einigen Gegenden ist es mittlerweile nahezu unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden. In München beispielsweise müssen Wohnungssuchende durchschnittlich mehr als 20 Euro pro Quadratmeter zahlen. Eine Besserung ist nicht absehbar, da aufgrund der gestiegenen Zinsen und Baukosten und den immer komplizierteren Bauvorschriften nicht ausreichend neue Wohnungen errichtet werden. Vor allem Branchen wie die Gesundheitswirtschaft, die Gastronomie oder der Tourismus haben Probleme, Mitarbeiter dazu zu bewegen, in die teuren Standorte zu ziehen, um einen Job anzunehmen. zeit.de