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Gastbeitrag

100 Jahre Türkische Republik: Von einer tief verwurzelten Vergangenheit zu einer mächtigen Zukunft
Mittwoch, 1. November 2023
Fahrettin Altun

Prof. Fahrettin Altun ist oberster Kommunikationsdirektor der Türkei und engster Berater und Vertrauter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Altun, Jahrgang 1976, wurde im baden-württembergischen Aalen geboren.

Die Republik Türkei, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem in der Geschichte beispiellosen nationalen Befreiungskampf gegründet wurde, feiert ihren 100. Geburtstag. Als Ergebnis des nationalen Kampfs, der mit der Tatkraft und Entschlossenheit der Nation gewonnen wurde, wurde die auf nationaler Souveränität basierende Republik gegründet. Die Tatsache, dass die Türkei ihre Präsenz in Einheit und Solidarität in ihrer Region aufrechterhalten hat, wo es in diesem Jahrhundert zu heftigen Instabilitäten und Konflikten gekommen ist, zeigt die Macht und das Potential der Türkei. Die Republik beabsichtigt die Wiederbelebung, den Aufstieg und Aufbau der türkischen Nation mit ihrem Staat, die unter der Führung von Gazi Mustafa Kemal Atatürk sozusagen aus ihren Aschen wiedergeboren wurden, und unternimmt im Einklang mit den Anforderungen der Moderne entschlossene Schritte in die Richtung ihrer hohen Ziele.

Die Macht des nationalen Willens

Das Modernisierungsziel der Türkei umfasst eine Reihe von Veränderungen und Transformationen im politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Plan. Obwohl im Laufe des Jahrhunderts von Zeit zu Zeit durch interne und externe Eingriffe versucht wurde, es zu stören, blieb der Wunsch und Wille, diese Ziele zu erreichen, stetig bestehen. Einerseits wurde das Niveau der demokratischen und rechtlichen Institutionen und Standards erhöht, andererseits wurde versucht, Initiativen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung umzusetzen. Die Vormundschaftsmechanismen, die von Zeit zu Zeit als Hindernis vor die volle Entfaltung der nationalen Souveränität eingeführt wurden, wurden überwunden, da das Volk seinen Willen sowohl an der Wahlurne als auch auf der Straße verteidigte. Die Reaktion auf die Interventionen, die die Nation bei der ersten Gelegenheit an der Wahlurne gab, und die Haltung, die sie am 15. Juli selbst einnahm, waren die wichtigsten Indikatoren für die Verteidigung ihres eigenen Willens.

Obwohl das Vertrauen auf den Willen der Nation eine Grundbedingung für die Gründung einer modernen Republik ist, ist dies keine hinreichende Voraussetzung. Auch mit ihren wirtschaftlichen, rechtlichen und demokratischen Standards muss die Türkei mit der Zeit Schritt halten. Faire, transparente Wahlen, die unter der Aufsicht hoher Richter und mit großer Beteiligung des Volks abgehalten werden, sind ein wichtiger Indikator für den Demokratisierungsgrad der Türkei. Demokratische Partizipation und Respekt vor dem Willen der Wahlurne sind in der Türkei im Laufe der Jahre immer stärker verankert.

Eine kultiviertere Türkei

Andererseits müssen wir im zweiten Jahrhundert der Republik neben der politischen und rechtlichen Kultur und den Normen in diesen Bereichen auch eine urbanisierte Türkei aufbauen, die besonders ihre Infrastrukturinvestitionen abgeschlossen hat. Die Vorstöße bei der Infrastruktur, die die Türkei in den letzten Jahren unter der Führung unseres Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unternommen hat, bilden die Eckpfeiler einer kultivierten Türkei. Die wichtigste Frucht der Infrastrukturinvestitionen im lokalen Plan ist die Steigerung der sozialen Wohlfahrt. Auf der anderen Seite wird die Türkei dank dieser Investitionen auch die Möglichkeit haben, vom Potential ihrer strategischen Lage zu profitieren. Die internationalen Handels- und Produktionszentren, insbesondere Lieferketten, verändern und transformieren sich heute rasch, und die strategische geopolitische Lage der Türkei zieht immer mehr Aufmerksamkeit aus der ganzen Welt auf sich.

Eine starke Türkei, die ihre eigene Infrastruktur fertiggestellt hat, wird in ihrer Region mehr Mitspracherecht haben. Mit den Vorstößen der letzten Jahre gibt es eine Türkei, die im internationalen Gleichgewicht respektiert wird und in regionalen Fragen, insbesondere im Nahen Osten und im Kaukasus, erfolgreich die Rolle eines „Spielmachers“ spielt. Die lösungsorientierte politische Haltung und die Hervorhebung der humanitären Dimension des Problems, die unter der Führung unseres Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im jüngsten israelisch-palästinensischen Konflikt vertreten wurde, ist ein Beweis dafür. Wie die Ukraine, Karabach und andere Probleme in der Region deutlich zeigen, hat sich die Türkei zu einem „Spielmacher“ und einem führenden Land in der Region entwickelt, während die Republik in ihr zweites Jahrhundert eintritt.

„Die Welt ist größer als Fünf“

Es scheint, dass internationale Strukturen wie der UN-Sicherheitsrat nicht ausreichen, um globale Probleme zu lösen, und sogar solche Probleme in sich verschärfende Krisen umwandeln. Es ist klar, dass internationale Organisationen gegründet werden müssen, die dem Geist des neuen Jahrhunderts und der neuen Ära entsprechen und die neue Gleichgewichte in Betracht ziehen. Gemäß dem von unserem Präsidenten Erdoğan erklärten Motto „Die Welt ist größer als Fünf“ bereitet sich die Türkei auf eine neue multidimensionale internationale Konjunktur mit mehreren Akteuren vor.

Die Türkei nutzt die modernen zwischenstaatlichen Interaktionsinstrumente wie humanitäre und diplomatische Kanäle und öffentliche Diplomatie zur Lösung globaler und regionaler Probleme wirksam. Die humanitäre und völkerrechtskonforme Haltung gegenüber Massenmigrationsbewegungen und die im Getreidekorridor-Abkommen aufgezeigten Lösungen, die mit ihren Konsequenzen nicht nur eine Region, sondern eine viel größere Geographie, insbesondere Afrika, betreffen, zeigen die effektive Macht und das Potential der Türkei in dieser Hinsicht.

Eine der kritischsten Herausforderungen der Welt in der Zukunft sind Klima- und Umweltprobleme. Die Türkei ist entschlossen, in dieser Hinsicht im zweiten Jahrhundert ihrer Republik eine führende und bahnbrechende Rolle zu übernehmen. Doch Klima- und Umweltfragen erfordern eine stärkere globale Zusammenarbeit. Für die derzeitige internationale Struktur, in der es an einem gemeinsamen Geist und einem gemeinsamen Willen mangelt, wird es immer schwieriger, wirksame Lösungen für Klima- und Umweltprobleme zu finden.

Eine starke Ägide und Führungsdiplomatie werden einen der wichtigsten Faktoren bei der Lösung aller internationalen Probleme bilden. Die zunehmenden diplomatischen Initiativen der Türkei und die Führungsdiplomatie unseres Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, insbesondere in den letzten Jahren, haben begonnen, entscheidend für die Lösung der Probleme zu sein. Die Führungsleistung unseres Präsidenten Erdoğan sollte nicht nur für die Türkei, sondern auch in Bezug auf Lösung regionaler und globaler Probleme als eine Chance und Gelegenheit betrachtet werden.

Die Türkei, die rasch und zuversichtlich auf ihre Ziele für 2053 und 2071 zusteuert, besteht darauf, einer der wichtigsten globalen Akteure des neuen Jahrhunderts zu werden. Alle durch Informationstechnologien hervorgerufenen Innovationen werden mobilisiert, um diesen Anspruch nachhaltig zu gestalten. Allerdings werden wichtige Mechanismen gegen die negativen und gefährlichen Folgen der Desinformationsprozesse entwickelt, die durch den betreffenden technologischen Wandel verursacht werden. In allen für die Modernisierung erforderlichen Bereichen schreitet die Republik Türkei auf ihrem Weg voran und hält dabei an den Grundsätzen ihrer Gründung fest. Das neue Jahrhundert der Republik wird das Türkei-Jahrhundert sein. Dies ist keine abstrakte und unrealistische Behauptung oder kein Wunsch, sondern es handelt sich um eine kraftvolle Vision, die aus der Geschichte, der nationalen Einheit und Solidarität, der staatlichen Intelligenz und der Kapazität eines Staates hervorgeht. Die soziale, wirtschaftliche und geopolitische Lage und das Potential der Türkei sind ein der wichtigsten Merkmale, die die Berechtigung und Legitimität dieses Anspruchs belegen. Darüber hinaus bilden die starke Führung, effektive und vielseitige Diplomatie und das Ziel einer wohlhabenderen Gesellschaft die Grundlage dafür, das Jahrhundert der Republik als das Türkei-Jahrhundert zu bezeichnen.